Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist
tut mir leid, Luca, ich hab dich ganz schön in Schwierigkeiten gebracht.«
»Es ist ja nicht deine Schuld. Na ja, irgendwie doch, aber wir sind beide schuld.«
Dalila lächelt und stupst mich mit der Schulter an, man könnte sagen, um mich etwas aufzumuntern.
»Wie ist sie denn so?«
»Wer?«
»Meine Oma! Na, wer schon: Wie ist Alice?«
»Ach, sie ist hübsch, und sie ist nett, aber auch nicht sooo hübsch und nicht sooo nett, sie ist eben, wie sie ist, und Schluss.«
»Na ja, das ist nicht gerade eine verlockende Beschreibung.«
»Ich mag sie so, wie sie ist.«
Dalila seufzt und verdreht die Augen. Das Mondlicht beleuchtet die Hälfte ihres Gesichts.
»Du bist wirklich verliebt«, sagt sie. »Das muss schön sein.«
»Na ja, bist du denn nie verliebt gewesen?«
»Nein, eigentlich nicht. Ich war mit vielen Typen zusammen, viele habe ich auch richtig gerngehabt, aber nie so sehr, dass ich mich verliebt hätte oder den Kopf verloren oder …«
Dalila verstummt und fängt an zu lachen.
»Oder was?«, frage ich sie.
»Sagen wir mal, bisher hat es niemand geschafft, mich so runterzuziehen.«
»Ach so, okay, hab’s kapiert. Ja, du hast recht, ich bin wirklich ein bisschen down.«
»Wer war deine erste Freundin?«, fragt Dalila mich dann.
»Alice.«
»Alice?«, wiederholt sie so schockiert, als hätte ich in der Christmette laut geflucht.
»Ja, Alice.«
»Also war sie deine einzige Freundin.«
»Ja, irgendwie schon.«
»Was heißt irgendwie?«
»Sie ist das einzige Mädchen, mit dem ich wirklich zusammen war.«
»Ach so, okay, und dann hattest du noch ein paar kleine Geschichten.«
»Nein, nicht wirklich, na ja, ich habe noch ein anderes Mädchen geküsst.«
»Oh mein Gott, wie süß, und wen hast du geküsst?«
»Martina, das Mädchen, das mich besucht hat. Aber das zählt nicht, weil Alice sie auch geküsst hat.«
Da verschlägt es Dalila kurz die Sprache, bevor sie in lautes Gelächter ausbricht, was schon beinahe beleidigend wirkt.
»Nein, entschuldige«, sagt sie und hält sich die Hand vor den Mund. »Die Geschichte ist einfach zu absurd. Hatten sie tatsächlich etwas miteinander?«
»Nein, nein, da war nur ein Kuss, nichts weiter. Weil Alice mit einem anderen zusammen war, den sie verlassen hat, um mit mir zusammen zu sein. Auch wenn wir, um ehrlich zu sein, schon vorher mal zusammen waren.«
»Wahnsinn«, kichert Dalila. Meine traurigen Abenteuer scheinen sie ungeheuer zu erheitern.
»Und jetzt kommt noch dazu, dass sich Martina, die auch Alices beste Freundin ist … Na ja, also ich fürchte, sie hat sich in mich verliebt.«
»Woher weißt du das? Hat sie es dir gesagt?«
»Nein, sie hat mir einen Song vorgespielt, einen Song, den sie geschrieben hat.«
»In dem sie sagt, dass sie in dich verliebt ist?«
»Nein, okay, sie ist ja nicht verrückt. Aber man versteht es.«
»Hast du den Song hier?«
»Ja, auf dem iPod.«
»Spiel ihn mir vor. Ich kenne ja nur dich. Dann kann ich eine neutrale Meinung abgeben.«
Ich überlege kurz. Eigentlich ist nichts Schlimmes daran. Vielleicht erkennt sie ja in diesen Worten etwas ganz anderes. Ich reiche ihr einen Ohrstöpsel vom iPod und auf dem restlichen Heimweg hören wir uns Martinas Song an.
Als wir ihre Wohnung erreichen, ist er gerade zu Ende. Dalila sieht mich an und lächelt geheimnisvoll.
»Ich glaube nicht, dass du den Text richtig verstanden hast«, sagt sie zu mir.
»Na, hör mal, du weißt doch gar nicht, was zwischen uns passiert ist.«
»Ich glaube, dass sich ihr Text an ein Mädchen wendet und nicht an einen Jungen.«
»An ein Mädchen? Ach komm, wer sollte das denn sein?«
Dalila antwortet nicht, aber an ihrem Blick erkenne ich, an wen sie denkt.
»Das glaubst du wirklich?«
»›Die Liebe hat meine Grenzen erfahren, aber jenseits davon warst du‹«, zitiert sie einen Satz aus dem Song.
»›Das ist eine unmögliche Liebe‹«, halte ich dagegen. »›Wir waren immer zu dritt, aber ich wollte ihn‹.«
»Du hast recht«, gibt Dalila zu. »Aber irgendetwas passt da nicht zusammen …«
Wir reden weiter über den Song, aber wir finden keine Erklärung, die uns wirklich überzeugt. Inzwischen hat sich der Nebel verzogen und einen blauen Nachthimmel voller Sterne freigegeben.
Da dreht sich Dalila zu mir um und sieht mich entschlossen an.
»Hast du je an dich selbst gedacht, nur an dich selbst?«, fragt sie mich.
»Nein«, antworte ich prompt, und Dalila lacht wieder. »Tja, ich hab nicht damit
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