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Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist

Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist

Titel: Ich mag dich immer noch, wie du bist - Liebe ist nicht die Antwort, sondern die Frage: Ich mag dich immer noch, wie du bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Gungui
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die Erinnerung an den Vorabend wieder und ich spüre einen Stich ins Herz, eine Mischung aus Scham und schlechtem Gewissen.
    Ich habe es letzten Endes doch nicht geschafft, mich von allem frei zu machen, nur an mich zu denken und Alice wirklich zu betrügen. Jetzt fühle ich mich so, als hätte ich einen Stein gegen ein Fenster geworfen und zufällig nur den Rahmen getroffen, ohne Schaden anzurichten. So habe ich zwar nicht erreicht, was ich wollte, aber trotzdem etwas getan, was ich nicht hätte tun sollen.
    Ich lege das Marihuana auf den Nachttisch und gehe zu den Klängen des Konzerts von unten erst mal duschen. Dann ziehe ich mich an, stecke den Beutel in die Innentasche meiner Jacke und gehe ein Stockwerk tiefer. Dalila wird dort sein. Ich habe keine Lust darauf, dass bei mir zu Hause ein Beutel Gras rumliegt.
    Ich klopfe zwei, drei Mal an die Tür des Probenraums, ehe mir klar wird, wie schwachsinnig das ist. Ich versuche, die Tür zu öffnen. Sie geht auf.
    In der Luft hängt ein leichter Nebel, und man kann die Wände unter dem Druck der Verstärker förmlich beben sehen. Ich öffne die Tür zum nächsten Zimmer, aus dem die Musik kommt. Keiner beachtet mich. Also, »keiner« bedeutet: zwei schlafende Hunde und ein Typ, der gegen die Wand gelehnt auf dem Boden sitzt und den Kopf rhythmisch auf und ab bewegt. Und da sind natürlich noch die Mädels der Band.
    Schließlich bemerkt mich Dalila und sieht mich fragend an. Ich ziehe den Beutel mit dem Marihuana aus der Jackentasche. Sie begreift, nickt und zeigt auf den Typen am Boden. Der hat alles beobachtet und bedeutet mir, ich solle mich neben ihn setzen. Und das mache ich. Er streckt mir die Hand hin, während er weiter mit dem Kopf wippt und grinst. Keiner von uns stellt sich vor, und so sitzen wir einfach da und beobachten das Konzert.
    Ein paar Minuten später kommt das Schlagzeug völlig aus dem Takt oder vielleicht galoppiert auch die Gitarre davon, so genau kann man das nicht sagen. Jedenfalls dreht sich die Sängerin um, schreit etwas und plötzlich hören alle auf zu spielen.
    Anscheinend hat Dalila sich vertan. Nach einem kurzen Wortgefecht kommt sie zu mir. Mit einer Hand zieht sie mich hoch und weiter in ein anderes Zimmer, eine kleine Küche, in der lauter dreckige Teller, Töpfe und überquellende Aschenbecher herumstehen.
    »Du bist aus dem Takt gekommen«, sage ich zu ihr.
    »Das ist deine Schuld, du hast mich abgelenkt.«
    Dalila lehnt sich an das Fenster, durch das ein schwaches weißes Licht hereindringt, und verschränkt die Arme. Ich bleibe in der Mitte des kleinen Raums stehen.
    »Warum spielst du Bass?«
    »Weil jeder sein Instrument hat.«
    Es ist mehr als offensichtlich, dass wir um das eigentliche Gesprächsthema herumreden, aber da uns beiden das vollkommen klar zu sein scheint, sehe ich nicht, was daran schlecht sein soll.
    »Und dein Instrument ist der Bass?«
    »Ja, denn der wird gern übersehen.«
    »Ach so, das meinst du also damit, wenn du sagst, dass jeder sein eigenes Instrument hat?«
    »Hmm, ja. Der Sologitarrist zum Beispiel ist immer einer, der sich gern in den Vordergrund schiebt, wenn er dann auch noch singt, ist das nicht zum Aushalten. Solche Menschen können großartig sein, aber auch sehr anstrengend.«
    »Und was ist dann mein Instrument?«, frage ich sie.
    Dalila betrachtet mich eine Weile, während sie offensichtlich darüber nachdenkt.
    »Ich weiß nicht«, antwortet sie. »Ich dachte eigentlich, Bass, aber dann wurde mir klar, dass du auch einer von denen bist, die den Bass überhören.«
    Sie dreht sich um und sieht mit verschränkten Armen aus dem Fenster. Ihre Schultern heben sich und ich kann mir denken, dass sie seufzt.
    »Tschüs, Luca«, sagt sie dann mit ganz leiser Stimme, und einen Moment lang fürchte ich, ich hätte nicht richtig gehört.    
    »Tschüs?«
    »Ja, tschüs. Es ist Zeit, dass wieder jeder seiner Wege geht. Diesen Moment erkennst du doch, oder?«
    »Dalila, ich versteh das nicht, ich kann dir nicht folgen …«
    »Ja, ich weiß, und genau deswegen bist du kein Bassist. Wenn du ein Bassist wärst, dann würdest du das verstehen.«
    »Dann hilf mir doch, es zu verstehen.«
    Dalila wendet mir immer noch den Rücken zu, aber ich kann ihr Gesicht erkennen, das sich leicht in der Fensterscheibe spiegelt.
    »Weißt du, bei unserer ersten Begegnung, als du mich vor diesem Besoffenen gerettet hast, habe ich gedacht, dass mich noch nie jemand gerettet hat. Also, ich meine, zum Glück war das

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