Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich mag dich wie du bist

Ich mag dich wie du bist

Titel: Ich mag dich wie du bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Gungui
Vom Netzwerk:
erste Flugzeug nach Mailand, finster entschlossen, zu Luca zu gehen und ihm eine Ohrfeige zu verpassen. Martina bemerkt nichts von dem, was mir durch den Kopf geht.
    »Er muss dich sehr gernhaben«, sagt sie, ohne mich anzusehen.

Fünfunddreißig
    Luca hat mir das nur ein einziges Mal gesagt. Sonst drückt er sich in solchen Dingen eher indirekt und nicht mit Worten aus. Es war in diesem Jahr, an dem Tag, als wir blaumachten. Wir hatten uns in der kleinen Bar vor der Schule getroffen, an einem Morgen vor ein paar Monaten. Es war ein wunderschöner Tag, Sonne, ein strahlend blauer Himmel, wie man ihn selten in Mailand sieht. Ich sollte eigentlich eine Klassenarbeit in Italienisch schreiben und hatte nicht dafür gelernt. Ich war gerade dabei, mir ein paar willkürliche Informationen über Manzonis Leben ins Gedächtnis zu rufen, als Luca die magischen Worte aussprach, mit denen wir schon so einige Schultage geschwänzt hatten: »Wir können doch so einen Tag nicht in einem Zimmer verbringen. Das wäre ein Verbrechen.«
    Eine halbe Stunde später saßen wir schon in einem Zug Richtung »nur weg von hier«.
    Wir waren in den erstbesten Zug eingestiegen, hatten keine Fahrkarten gelöst, und er hatte mir versichert, dass er den Schaffner kennt und wir, wenn nötig, die Fahrkarte nachlösen würden.
    So haben wir es gemacht, und das war wieder eins von Lucas Wundern. Er hat nicht viele Freunde, aber wenn er redet, bewirkt er offensichtlich seltsame chemische Reaktionen, sodass die Leute sich an ihn erinnern und ihm immer etwas zu sagen haben. Und an diesem Tag war ich beinahe sicher, dass auch der Schaffner ihn mögen würde.
    Endstation war dann ein kleiner Bahnhof mitten in den Bergen. Ich hatte überhaupt keine Ahnung, dass man von Mailand aus in einer Stunde im Gebirge sein konnte, ich hatte immer gedacht, die Stadt wäre von einer endlosen Ebene umgeben.
    Wir gingen durch ein kleines Dorf und nahmen dann einen Pfad, der durch einen Wald nach oben führte. Nach einer Stunde erreichten wir eine Berghütte. Dort kannten ihn natürlich alle. Eine Frau bot uns ein Glas frisch gemolkene Milch an und einen Kaffee. Dann liefen wir weiter, und nach zwei Stunden erreichten wir den Gipfel eines Berges. Ich war völlig erledigt, keuchte laut und meine Jeans waren mit Schlamm verkrustet. Luca sah immer noch aus, als wäre er gerade aus der Dusche gekommen.
    »Das ist der Comer See«, sagte er zu mir und zeigte nach unten, »der von Manzonis Verlobten . Und der Berg dahinter ist der Resegone, dort verabschiedet sich Lucia von den Bergen.«
    Ich betrachtete staunend die Landschaft, während ich versuchte, wieder zu Atem zu kommen.
    »Wenn man in der Schule die Verlobten durchnimmt, sagt einem niemand, dass man sich anschauen kann, wo es spielt. Man würde das Buch dann doch gleich viel lieber lesen.«
    Ich erinnere mich, dass ich gelacht und ihn umarmt habe. Wir waren zwar schon nicht mehr zusammen, aber schließlich standen wir auf dem Gipfel eines Berges. Und auch dort hatten mir die Worte gefehlt, um ein »Danke« herauszubringen oder ein »Ich bin froh, mit dir hier zu sein«. Er drückte mich einen Augenblick lang an sich und flüsterte dann: »Ich hab dich wirklich gern.«
    Ich sah ihn verwundert an, denn das passte überhaupt nicht zu ihm.
    »Der Körper weiß schon alles«, sagte er, »nur möchte der Kopf das ab und zu laut hören.«
    Ein plötzlicher Knall unterbricht meine Erinnerungen.
    »Ich hasse Feuerwerk«, sagt Martina, während in der Ferne drei, vier bunte Kreise am Himmel auftauchen. »So viel sinnloses Theater.«
    Ich habe mich nie viel mit Feuerwerk beschäftigt und hätte nie gedacht, dass es so eine Reaktion auslösen könnte. Also sage ich nichts und wir laufen schweigend weiter, während es im Hintergrund ununterbrochen knallt.
    »Also, wie heißt jetzt dieser Freund?«
    An meinem Stirnrunzeln merkt Martina, dass dies ein schwieriges Thema ist.
    »Noch eine schlimme Geschichte?«
    »Nein, das ist eine schöne, denke ich.«
    »Na, dann los, ich überlege mir inzwischen auch etwas, was ich erzählen kann.«
    Und ich erzähle ihr von Luca, von unserer kurzen Love Story und unseren Diskussionen im Messenger.
    Sie hört mir aufmerksam zu und sagt kein Wort.
    »Außerdem hatte ich mit Luca mein erstes Mal.«
    »Und was ist passiert? Warum war irgendwann Schluss?«
    »Das weiß nicht einmal ich. Es hat nicht funktioniert, das war’s. Wir hatten uns gern und das ist heute noch so. Aber irgendetwas hat gefehlt.

Weitere Kostenlose Bücher