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Ich mag dich wie du bist

Ich mag dich wie du bist

Titel: Ich mag dich wie du bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Gungui
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ein Idiot aufführt. Denn genau das soll seine Nachricht ausdrücken und es tut mir leid, dass ich nicht in der richtigen Stimmung bin, um davon gerührt zu sein. Aber die Wahrheit ist, dass mich sein so grundlegendes Geständnis nicht von meiner Meinung abbringen kann, es lässt mich nicht vergessen, was für ein Mensch er ist. Und selbst wenn sich unter der Maske des Idioten eine sensible Seele verbirgt, ändert das nichts an meiner Meinung über ihn, da ich auf dem Campingplatz immer nur die Maske zu Gesicht bekomme.
    Eine seltsame Wärme steigt mir in den Kopf, und gleichzeitig läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken. Ich strecke mich im Zelt aus, wobei ich den Kopf draußen lasse, damit ich die Sterne betrachten kann, und denke über den vergangenen Tag nach. Denke an meine Eltern, an meinen Bruder, an Martina, an Mary, an Daniele, an Luca, und in meinem Kopf nimmt ein nicht gerade origineller Gedanke Gestalt an: Alle tragen irgendwie eine Maske, das kann eine einfache Augenmaske sein oder eine, die man an einem Stab vors Gesicht hält, oder eine Gummimaske, die den ganzen Kopf bedeckt, sie kann auffällig oder beinahe unsichtbar sein. Manche Leute haben gleich mehrere, je nach Gelegenheit, und manche tragen noch eine Verkleidung dazu. Und während ich diesem Gedankengang folge, werde ich unausweichlich Opfer meiner eigenen Überlegungen: Welche Maske trage ich eigentlich?
    Am nächsten Tag wache ich mit dem deutlichen Gefühl auf, dass ich im Schlaf geweint habe. Meine Augen sind geschwollen, aber ich fühle mich auch erleichtert. Ich kenne dieses Gefühl, diese seltsame Nachwirkung nächtlicher Tränen. Man weiß nicht mehr, warum man geweint hat, nur die Folgen sind noch spürbar.
    Meine Eltern haben schon gefrühstückt und machen sich am Wagen zu schaffen. Fede sitzt noch am Tisch.
    »Hallo, Bruder.«
    »Hallo, Schwester.«
    Ab und zu machen wir solche Spielchen.
    »Und?«
    »Und was?«
    »Hast du getanzt?«
    »Nein.«
    »Gut gemacht.«
    »Und wo warst du?«
    »Ich bin hierher zurückgegangen und habe gelernt.«
    »Stimmt nicht.«
    »Ich weiß, das ist gelogen.«
    »Also, wo warst du?«
    »Hat Mama was gesagt?«
    »Nein.«
    »Woher weißt du es dann?«
    »Ich weiß es eben.«
    »Komm schon.«
    »Ich hab dich gestern Abend gesehen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Mit dem Animateur, und dann bist du abgehauen.«
    »Ach so.«
    »Ich habe dich gedeckt. Dann ist deine SMS gekommen und sie war beruhigt.«
    »Und die Videokamera?«
    »Ich habe dem Animateur gesagt, er soll sie auf den Tisch vor dem Wohnwagen legen, du hast sie doch gefunden, oder?«
    Ich denke wieder einmal, dass dies nicht mein Bruder sein kann. Der hier am Tisch kann höchstens von einem Elternteil abstammen, einer von ihnen muss sich mit einem neapolitanischen Schlitzohr eingelassen haben.
    Als meine Mutter mit einer Plastiktüte und einem Wagenheber zurückkommt, einen rätselhaften Ausdruck auf dem Gesicht, beuge ich mich tief über die Tasse mit dem Milchkaffee, um jeder Frage aus dem Weg zu gehen.
    »Wie geht es dir?«
    Keine Chance.
    »Gut.«
    »Geht es dir besser?«
    »Als wann?«
    »Als gestern.«
    Der neapolitanische Gassenjunge wittert die Spannung in der Luft, steht auf und verschwindet. Doch in dem Moment erscheint Papa hochdramatisch wie der gestrenge Pantalone aus der Commedia dell’Arte und der Wohnwagen verwandelt sich in eine Bühne.
    »Wo warst du gestern Abend?«
    Ich hole tief Luft, um Zeit zu gewinnen und suche mit den Augen den Blick meiner Mutter, aber dadurch werde ich unverzüglich in die Rolle des naiven Arlecchino gedrängt. Zum Glück entschließt sich meine Mutter, mir als kluge Mirandolina beizustehen. Sie dreht sich zum ernsten Pantalone um und wirft ihm einen dieser sprechenden Blicke zu, Marke Lass-sie-in-Ruhe-ich-erklär’s-dir-später.
    »Na gut«, sagt Pantalone, »wir fahren in zehn Minuten.«
    In dem Augenblick klingelt mein Handy. Eine SMS.
    »Samstag, Reggae Party im Neuneinhalb Wochen , ab 19 Uhr, jeder Cocktail 4 Euro, DJ Frettchen, all night long.«
    Ich kenne die Nummer nicht, aber das können nur Martina oder Daniele gewesen sein. Woher haben sie bloß meine Handynummer?

Siebenunddreißig
    Der Ausflug ins Landesinnere ist ein grundlegender Bestandteil unserer Ferien am Meer. Wir gehören nämlich nicht zu den Leuten, die sich bloß an den Strand legen, sondern zu denen, die-sich-auch-das-Landesinnere-ansehen.
    Um zehn Uhr sitzen wir im Auto, aus dem für diese Gelegenheit die gesamte

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