Ich mag dich wie du bist
meiner Mutter sagen, dass sie noch ein Gedeck mehr auf den Tisch stellen soll?
Luca: Ach, ich weiß nicht, ob ich es heute Abend noch schaffe. Wahrscheinlich komme ich erst morgen.
Alice: Bestens, dann kann ich dir ja Daniele vorstellen. (Kopfschüttelnder Smiley)
Luca: In Ordnung, dann bis morgen!
Zweiundsechzig
»Also, du und Daniele, ihr geht zum Campingplatz Baia Azzurra und dann weiter, Mary und Martina gehen in die andere Richtung.«
»Und du bleibst hier und drehst Däumchen!«
»Ich bleibe hier und arbeite, meine Lieben, denn wenn ich mich hier nicht ums Geschäft kümmere, geht alles den Bach runter.«
Wir haben uns alle heute Morgen getroffen, wie verabredet. Es ist gerade mal neun Uhr und Roby versucht, uns mit Kaffee fit zu bekommen.
Wir müssen die Plakate aufhängen für das große Sommerfest im Chiringuito.
»Habt ihr alles?«, fragt Roby, ehe er uns fortschickt. »Plakate, Reißzwecken, Klebeband …?«
Bei dem Wort Klebeband sehen Daniele und ich uns an und müssen lachen.
Bis Mittag sind wir dann bei mindestens zehn Campingplätzen, zwanzig Restaurants, Bars und an unzähligen Laternenpfählen und Abfalleimern gewesen. Wir haben das Plakat auf jede nur mögliche Oberfläche geklebt, und jetzt sind wir kaputt und total durchgeschwitzt. Die Sonne steht hoch am Himmel, und nun wäre genau der richtige Zeitpunkt für ein Bad im Meer oder ein Nickerchen unter einem Baum. Bleibt nur noch mein Campingplatz, wo natürlich niemand ist. Alle sind am Strand.
Wir laufen durch die Reihen der Zelte und Wohnwagen, als wäre es eine Geisterstadt. Ab und an sieht man eine schemenhafte Gestalt zwischen den Zelten oder man hört eine Stimme, ein Flüstern, aber insgesamt komme ich mir vor wie in einem dieser Filme, in denen der Held durch eine verlassene Stadt streift. Wir haben schon ein Plakat bei der Bar angebracht und jetzt hängen wir noch ein paar an den Toiletten auf (der Platz, der schließlich am häufigsten aufgesucht wird), als ich plötzlich eine schrecklich vertraute Stimme näher kommen höre.
»Ich habe dem Rasta schon beim letzten Mal gesagt, dass der Chef es nicht mag, wenn Plakate auf dem Campingplatz aufgehängt werden.«
»Dann musst du es ihm eben noch einmal sagen.«
Ich sehe Daniele fragend an und er nickt und bestätigt damit, was wir gerade gehört haben. Die Lage wird kompliziert. Ich riskiere gerade, dass mich der Animateur zusammen mit einem Jungen sieht, und das allein wäre schon schlimm genug, denn ich müsste mir mindestens eine Viertelstunde lang seine dummen Kommentare anhören. Jetzt ist dieser Junge auch noch der Rasta, den er anscheinend schon einmal vom Campingplatz gejagt hat. Und als ob das alles nicht reichen würde, ist auch noch der Chef des Campingplatzes bei ihm. Nein, das geht gar nicht.
Mit einer Lara-Croft-würdigen Reaktion packe ich Daniele an einer Hand und rase Richtung Duschen. Mit der freien Hand mache ich eine auf und laufe hinein.
Gerade noch rechtzeitig.
»Ich habe gesehen, dass sie irgendwo hier entlanggelaufen sind.«
»Ach ja, hier ist ja auch ein Plakat.«
Ich höre, wie das Plakat von der Wand gerissen wird.
»Hör mal, Gianmaria, ich muss jetzt weg, tu mir den Gefallen und mach diese Plakate ab, und wenn du diesen Jungen siehst, dann sag ihm, dass er sich hier nicht mehr blicken lassen soll.«
Gianmaria? Der Animateur heißt Gianmaria? Das hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm.
»Also, können wir jetzt wieder hier raus?«, fragt mich Daniele.
»Still! Der ist immer noch da draußen.«
»Aber das macht doch nichts, der kann uns doch gar nichts!«
»Das weiß ich auch, aber trotzdem soll er uns nicht erwischen, und jetzt sei ruhig, damit er uns nicht hört.«
Durch einen Spalt in der Tür kann ich den Animateur nur wenige Schritte entfernt sehen, er hat die Hände in die Hüften gestemmt.
»Also, ich gehe jetzt«, sagt Daniele und macht Anstalten, die Tür zu öffnen.
»Du gehst nirgendwohin!«
Ich versperre ihm den Weg und er fängt an zu lachen.
»Nicht lachen! Der ist da draußen.«
Aber er lacht immer weiter. So bleibt mir nichts anderes übrig, als etwas zu unternehmen, um sein Lachen mit etwas anderem zu übertönen.
Mit einer Hand drücke ich den Druckknopf für die Dusche und das Wasser beginnt zu rauschen.
Einen Moment später ist sein T-Shirt klatschnass, genau wie meine Shorts und mein Top. Doch nach kaum einer Minute hört das Wasser von allein wieder auf. Daniele sieht mich unter seinen tropfenden
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