Ich mag dich wie du bist
nicht so gut kennt, aber dass er ihn bisher nicht gerade für einen Philosophen gehalten hat.
Luca: Willst du mir damit etwa sagen, dass Daniele jede Form von Ironie fremd ist?
Alice: (Smiley mit rausgestreckter Zunge) Aber nein, er hatte es nur nicht verstanden! Außerdem meinst du es gar nicht ironisch, du meinst es völlig ernst …
Luca: Eigentlich schon. Du hast recht. Und es stimmt ja auch.
Alice: (Lächelnder Smiley)
Luca: Bist du jetzt glücklich?
Alice: Ja, ich glaube schon.
Luca: Du glaubst?
Alice: Ich möchte mich nicht zu weit vorwagen.
Luca: Und warum nicht?
Alice: Weil … Bist du etwa eifersüchtig?
Luca: (Zähnefletschender rotgesichtiger Smiley, der eine Teufelsforke schwenkt)
Alice: Blödmann! (Lächelnder Smiley)
Luca: Ich freue mich für dich, aber sag dem Rasta, wenn er Mist baut, bekommt er es mit mir zu tun …
Alice: Ich werd’s ihm ausrichten. Wo bist du?
Luca: In Las Vegas.
Alice: Ach ja?
Luca: Ja, ich heirate, jetzt, wo du vergeben bist, dachte ich, ich könnte mich auch mit jemandem zusammentun.
Alice: Das ist eine gute Entscheidung. Wer ist die Glückliche?
Luca: Der Glückliche.
Alice: Ach so, ist es ein Mann?
Luca: Ja, was soll’s, letzten Endes habe ich mich für einen Mann entschieden, so können wir die Klamotten tauschen und sparen bei den Ausgaben für Kleidung.
Alice: Aber sicher, darauf hätte ich auch selbst kommen können!
Luca: Du solltest auch mal darüber nachdenken.
Sechzig
»Ali, hat dich jemand verhext?«
Das war mein Bruder, oder besser gesagt, der Typ, der in die Rolle meines Bruders geschlüpft ist.
»Ich habe nur nachgedacht.«
Das war meine erste Wahnvorstellung, da war ich noch nicht einmal zehn: Ich stellte mir vor, ich hätte kein wahres Leben, alle anderen wüssten über mich Bescheid und würden nur eine Rolle verkörpern. Meine Eltern, meine Freunde, alle, auch die Leute auf der Straße. Ich wusste nicht, was sie taten, wenn ich gerade nicht in ihrer Nähe war, aber ich war mir sicher, dass, wenn ich spazieren ging, mich alle kannten und jeder seine Rolle spielte. Alles und jedes erfüllte einen Zweck. Wenn die Lehrerin mir eine gute Note gab, erfüllte das einen Zweck, wenn wir irgendwohin in die Ferien fuhren, war es genauso. Nichts geschah zufällig, alles war geplant, keine Ahnung, warum, nur, damit ich einen bestimmten Weg gehe. Meine Ängste waren bestimmt nicht so abwegig, ich glaube, es handelt sich um einen Gedanken des kollektiven Unterbewusstseins, oder etwas in der Art. Denn später kamen Filme heraus wie Matrix und Die Truman Show , die ja nichts anderes sind als eine raffinierte Weiterführung dieser Obsession. Man hat die Angst, in einer Art Tunnel zu sein, auf einer Autobahn ohne Ausfahrten, und obwohl ich davon überzeugt bin, dass es sich nur um eine eingebildete Angst handelt und dass man keine geistigen Energien darauf verschwenden sollte, überfällt sie mich ab und zu und ich lasse mich von dieser verzerrten Sichtweise leiten. Deshalb frage ich mich nun: Welche Rolle spielt Daniele in meinem Leben? Welchen Zweck erfüllt er? Wohin soll er mich bringen? Meine Eltern lassen mir in diesen Tagen viel Freiraum, und das kann doch nur eins bedeuten, nämlich dass Daniele einen bestimmten Zweck erfüllt.
Fede schüttelt den Kopf, um mir zu sagen, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin. Dann hält er mir eines seiner Bilder hin.
»Gefällt es dir?«
Wir sitzen am Tisch vor dem Wohnwagen. Meine Eltern sind mit meinem Großvater beim Blutdruckmessen, aber sie müssten jeden Moment wiederkommen.
Ich betrachte das Bild.
Es ist das erste Mal, dass Fede mir eines freiwillig zeigt.
»Fede, das ist wunderschön!«
Das ist es wirklich. Es ist kein Meisterwerk, es ist nur eine Zeichnung mit dem Kugelschreiber, aber sie ist wirklich schön.
Fede senkt den Kopf und grinst.
»Es gefällt dir?«
»Wie hast du das bloß gelernt?«
»Großvater hat es mir gezeigt.«
»Das habe ich kapiert, aber davor warst du doch völlig unbegabt.«
»Er hat mir gesagt, ich soll die Dinge in meiner Umgebung betrachten, während ich selbst an einem Punkt stehen bleibe, um sie dann abzuzeichnen.«
»Hey, vielen Dank auch, aber wenn das alles wäre, dann gäbe es wohl keine Kunstschulen oder Zeichenkurse.«
»Er sagt, dass Kunstschulen überhaupt nichts bringen, dass man dort nur seine Zeit absitzt und erfolglosen Künstlern ein Auskommen bezahlt.«
Mein Großvater hat über einige Dinge sehr radikale Ansichten.
»Hast du noch mehr
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