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Ich mag dich wie du bist

Ich mag dich wie du bist

Titel: Ich mag dich wie du bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Gungui
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Straße«, erwidert er jedes Mal, wenn ich wieder unwillkürlich frage: »Und wohin fahren wir jetzt?«
    Diese Antwort ist für meinen Geschmack ein bisschen zu freakig und wenn Luca hier wäre, hätte er ihn schon längst mit einem Traktor überrollt (ich brenne schon darauf, ihm davon zu erzählen). Aber im Moment bin ich anscheinend ausgesprochen nachsichtig. Er wirkt so überzeugt von seinem Weg. Er vertraut blind der Straße und sie führt ihn, sie führt uns . So halten wir mal an einer Bar, wo jemand uns einen ausgibt, mal an einem Haus, wo eine alte Frau darauf besteht, uns Fotos von ihrem verstorbenen Mann zu zeigen.
    Die Sonne steht noch hoch am Himmel, als ich am Horizont einen blauen Streifen auftauchen sehe.
    »Wollen wir schwimmen gehen?«, frage ich.
    »Ich denke schon.«
    Wir kommen nicht an irgendeinen beliebigen Strand, sondern an eine kleine, rundum zugewachsene und vollkommen menschenleere Bucht. Es ist, als ob das schon irgendwo geschrieben stünde, als würden wir den einzig möglichen Weg nehmen, der aus einer Kette von perfekten Zufällen besteht. Und obwohl Daniele mit diesem »Ich denke schon« meine Geduld auf eine harte Probe gestellt hat und es nicht leicht für mich war, die zehn- bis fünfzehntausend sarkastischen Antworten zu unterdrücken, die mir spontan durch den Kopf geschossen sind, muss ich doch zugeben, dass es mir gefällt, es gefällt mir sogar sehr, einfach an nichts zu denken und mich treiben zu lassen.
    Wir schwimmen und tauchen entlang der Felsen. Irgendwann finden wir sogar eine Höhle, wir schwimmen hinein und gelangen zu einem kleinen Strand, der im Halbdunkel liegt. Und dort küsst er mich mit einer solchen Selbstverständlichkeit, als hätte er endlich die Zügel in die Hand genommen.
    Wir kehren ans Ufer zurück, liegen in der Sonne und küssen uns, und als die Sonne am Horizont zu sinken beginnt, sitzen wir schon wieder auf dem Roller und fahren durch die orange gefärbten Olivenhaine.
    Am nächsten Tag sind wir wieder zusammen, dieses Mal im Chiringuito.
    Daniele ist zärtlich, er macht Witze, lacht, aber all seine Aufmerksamkeit gilt nur mir. Und ich frage mich, wer dieser leidenschaftliche Rasta ist, der es erst nicht einmal gewagt hatte, mich zu küssen und jetzt … ich möchte den Satz nicht beenden, weil ich Angst vor dem habe, was ich sagen könnte, und auch vor dem, was passieren könnte. Ich fühle mich ein wenig wie die Hauptdarstellerinnen aus Sex and the City , die, wenn sie einen Mann finden, mit dem sie gern zusammen sind, ihn zwangsläufig wieder verlassen müssen, weil sie alle Angst davor haben, zu lieben und glücklich zu sein.
    Vielleicht habe ich genau diese Angst. All meine Probleme könnten auf einmal von diesem spontanen Glücksgefühl fortgeschwemmt werden, und das sollte eigentlich gut sein, klar weiß ich das, aber gleichzeitig vermisse ich meinen Kosmos aus Unsicherheit und Einsamkeit.
    In den folgenden Tagen sind wir ständig zusammen. Daniele meldet sich auch, wenn ich mit meinen Eltern ans Meer gehe, er ruft mich am Abend an und schickt mir süße SMS. Und wir reden, wir quatschen jede Menge, über alles Mögliche, über mich, ihn, die Rasta-Kultur und Gott, der ein Hausverwalter ist, über unsere Familien und die Zukunft. Nicht über »unsere Zukunft«, denn so durchgeknallt sind wir dann doch beide nicht, aber über unsere Wünsche, unsere Vorstellungen.
    Er scheint immer von einer Art Stern geführt zu werden, der ihm sagt, wohin er gehen soll, oder besser, der ihm sagt, dass er einfach gehen soll und sich keine Sorgen machen. Und genau in diesen Stern verliebe ich mich mit der Zeit immer heftiger, mehr als in alles andere.
    Alice: Glaubst du, dass das möglich ist?
    Luca: Was? Alles laufen zu lassen, ohne darüber nachzudenken?
    Alice: Ja.
    Luca: Ja, das ist möglich, die meisten Liedermacher Italiens denken das.
    Alice: (Fragender Smiley)
    Luca: Lasciala andare come va come deve andare – Lass es laufen, wie es läuft und laufen muss. Oder hier: È il mondo che ti dice ›tu pensa alla salute‹ e c’è chi pensa a quello a cui non pensi tu. – Und wenn alle Welt zu dir sagt, ›achte auf deine Gesundheit‹, gibt es jemanden, der an etwas denkt, an das du nicht denkst.
    Alice: Irene Grandi und Ligabue.
    Luca: Ganz genau. Du weißt ja, ich glaube fest daran, dass Ligabue der größte Philosoph unserer Zeit ist.
    Alice: Ja, das habe ich auch schon Daniele gesagt.
    Luca: Ach ja?
    Alice: Ja, und er hat gemeint, dass er Ligabue

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