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Ich muss dir etwas sagen

Ich muss dir etwas sagen

Titel: Ich muss dir etwas sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Foster
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„die andere Frau” erwähnte, hörte sich mein Geständnis wie eine Forderung an, insbesondere weil ich mich weigerte, den Wunsch meiner Frau zu respektieren, nicht mehr mit der anderen essen zu
    gehen.

    Der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen bringt
    Reagieren viele Menschen, die man kritisiert, nicht häufig so, als würde man sie andauernd kritisieren, und jetzt das noch?!
    Reagieren Eltern, denen man von seiner Homosexualität erzählt, nicht, als gäbe es einen endlosen Reigen von Schwierigkeiten und Enttäuschungen, und jetzt das noch?! Diese Reaktion ist verständlich. Eine unangenehme Wahrheit ist eine Last. Sie konfrontiert den Betroffenen mit Forderungen. Darum ist sie auch so unangenehm.

    Lösungsansätze
    Diese Probleme lassen sich verringern, indem man im Vorfeld eventuell Forderungen ausräumt, die anscheinend mit der
    Wahrheit verbunden sind.
    -325-
    Wenn die Wahrheit eine unvermeidliche Forderung enthält,
    sollte man dies unbedingt offen sagen. Im Zusammenhang mit dem Aufschub der Hochzeit könnten Sie beispielsweise
    formulieren: „Ich weiß, daß du bereits große Konzessionen
    bezogen auf unser zukünftiges Eheleben gemacht hast, es ist also bestimmt nicht ganz okay von mir, dich um einen weiteren Kompromiß zu bitten, aber…” Und dann spricht man den
    Aufschub an. Es ist immer hilfreich, wenn Sie die Forderung ansprechen, denn so braucht Ihr Gegenüber es nicht zu tun.
    Außerdem läßt sich dabei auf Bereiche hinweisen, wo man nichts fordert. Angenommen, Sie müssen eine Affäre gestehen, und das Geständnis würde Sie zufriedenstellen, wenn Ihre
    Partnerin Ihnen vergibt. Wie wir bereits wissen, vergibt der andere leichter, wenn wir den Willen bekunden, alles zu tun, damit er vergeben kann. Geben Sie darüber hinaus zu erkennen, daß Sie zwar auf Vergebung hoffen, es aber auch sehr gut
    verstehen könnten, wenn Ihre Partnerin in Wut ausbricht, sagen Sie damit implizit, daß Sie neben der Vergebung nicht auch noch von ihr fordern, ihre Gefühle herunterzuschlucken und die ganze Sache einfach zu vergessen.
    Das ist auch der Grund dafür, warum es bei einem Coming-out besser ist, die Eltern um Liebe und Akzeptanz zu bitten und nicht auch noch von ihnen zu fordern, ihre Sichtweise
    „homosexueller Lebensart” zu ändern.
    Unerfahrene oder unrealistische Menschen erwarten, daß man ihnen gibt, was sie wollen, nur weil sie die Wahrheit sagen. Wer hingegen resigniert hat, ist bereit, sich auf alles einzulassen, womit man ihn konfrontiert. Weise Menschen wissen, daß sie zwar auf das gewünschte Resultat achten und versuchen sollten, es zu bekommen, daß sie dabei aber realistisch bleiben müssen.
    Die Wahrheit zu sagen ist an sich bereits eine schwere Sache, enthielte sie aber außerdem noch viele implizite Forderungen, überforderte man sein Gegenüber.

    -326-
    Der andere weiß nicht mehr, worauf er sich verlassen kann Es macht Menschen nervös und ärgerlich, wenn sie nicht mehr sicher sind, worauf sie sich verlassen können. Deshalb ist es nicht unwahrscheinlich, daß eine Frau, die zu hören bekommt, die Hochzeit solle aufgeschoben werden, sagt: „Du Blödmann.
    Erst willst du nicht heiraten, dann bist du ganz versessen auf die Hochzeit und redest über unsere unsterbliche Liebe, und jetzt willst du sie rausschieben. Und wer weiß, vielleicht willst du morgen durchbrennen und eine andere heiraten oder nach
    Timbuktu ziehen, oder du erzählst mir, daß du eigentlich eine Frau im Männerkörper bist und dich operieren lassen willst, oder was weiß ich. Vielleicht sollten wir einfach Abstand halten, bis du weißt, was du wirklich willst.”
    Eine unangenehme Wahrheit ist oft auch radikal. Sie kann das gesamte Weltbild erschüttern. Daher meint ein Arbeitskollege, den man kritisiert, auch: „Aber du hattest doch gesagt, daß du meine Arbeit gut findest.” Oder die Eltern entgegnen beim
    Coming-out ihres Kindes, daß sie sich noch gut an all die
    Vertreter des anderen Geschlechts erinnern können, mit denen er oder sie ausgegangen ist. Oder man bittet um einen Kredit, und plötzlich ist der Betreffende nicht mehr sicher, ob man
    kreditwürdig ist oder verantwortungsbewußt mit Geld umgeht oder ob nicht die ganze Freundschaft sowieso schon immer auf Geld basierte. Oder Sie erzählen Ihrem Kollegen, daß das
    Projekt, an dem beide arbeiten, Sie langweilt, und er ist sich auf einmal nicht mehr sicher, ob Sie sich eigentlich überhaupt noch dafür engagieren wollen. Nichts ist, wie es

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