Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ich muss Sie küssen, Miss Dove

Titel: Ich muss Sie küssen, Miss Dove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lee
Vom Netzwerk:
aus Eiche. Die dicke Sprungfedermatratze war mit Rosshaar gefüllt und mit frisch duftenden Laken und Kissen bezogen. Emma versicherte Harry, dass so ein Bett sicher Mrs. Bartlebys Billigung fand, weniger jedoch, wie sie etwas reumütig hinzufügte, was darin geschah. Über diesen ganz speziellen Punkt ließen sie sich aber nicht mehr weiter aus, und Emma machte sich deswegen auch kein Kopfzerbrechen.
    Da Mrs. Morris an jenem Abend an der Tür zum Salon gelauscht hatte, wusste sie jetzt, dass Emma nicht Mrs. Bartlebys Sekretärin war, sondern die beliebte Autorin selbst. Des weiteren wusste Mrs. Morris, dass man der Nichte der lieben Lydia keinen Heiratsantrag gemacht hatte. Obwohl sie hoch erfreut war über Emmas Berühmtheit und geschworen hatte, kein Wort über das Geheimnis zu verraten, war Emma sich fast sicher, dass die Hauswirtin den wahren Grund für ihre Wochenendausflüge „zu Recherchezwecken" kannte. Zu ihrer großen Erleichterung stellte Mrs. Morris jedoch keine Fragen, und Emma versuchte, nicht auf den besorgten Gesichtsausdruck ihrer Vermieterin zu achten, wenn sie sich im Haus über den Weg liefen.
    Emma bereute ihre Entscheidung jedenfalls nicht und hatte obendrein viel zu wenig Zeit, sich Sorgen zu machen. So viele andere Dinge beanspruchten ihre Aufmerksamkeit, wenn sie mit Harry zusammen war, und es gab so zahlreiche schöne Erinnerungen, in denen sie schwelgen konnte, wenn sie unter der Woche voneinander getrennt waren. Die nächsten vier Wochenenden, die sie in ihrem Haus verbrachten, waren ausgefüllt mit faszinierenden Entdeckungen und lustvollen Abenteuern.
    So liebte Emma es zum Beispiel, Harry beim Rasieren zuzusehen. Das erstaunte ihn, aber ihn bei diesem täglichen Ritual zu beobachten, faszinierte sie immer wieder aufs Neue. „Es ist so ... nun ja, männlich", versuchte sie ihm zu erläutern, worauf er schallend auflachte.
    „Das hoffe ich doch wohl", sagte er streng, nachdem er sich wieder beruhigt hatte. „Erschieß mich, sollte ich je etwas Mädchenhaftes tun!"
    „Ich meine es ernst."
    „Ich auch", betonte er, legte das Rasiermesser zur Seite und griff nach einem Handtuch.
    „Dir beim Rasieren zuzusehen ist ..." Sie verstummte und lehnte sich an die Wand neben dem Waschtisch. Harry wischte sich den Rasierschaum ab, und Emma ließ den Blick über seinen nackten Oberkörper und seine ausgeprägten Arm- und Schultermuskeln wandern, während sie nach dem richtigen Wort suchte. ,Erregend. Es erregt mich."
    „Tatsächlich?" Er hielt inne und drehte sich zu ihr um. In seinen blauen Augen lag wieder dieser sinnliche, verlangende Ausdruck, der ihr allmählich vertraut wurde. Sie liebte diesen Ausdruck. Sie schliefen fast jedes Mal miteinander, nachdem er sich rasiert hatte.
    Er brachte ihr das Angeln bei, und auch das begeisterte sie. Es war ein herrliches Gefühl, barfuß in dem seichten Bach zu stehen, die Röcke um die Knie gerafft, und dann den Lohn für ihre Geduld zu erhalten, wenn wieder ein Fisch zum Abendessen im Gras am Ufer zappelte. Harry betrachtete ihre nackten Beine im Wasser und erklärte, dass Angeln zu seinem zweitliebsten Zeitvertreib geworden war. Emma wusste bereits recht gut, wie sein Lieblingszeitvertreib aussah.
    Er erzählte ihr Dinge, die ihr noch nie jemand zu sagen gewagt hatte; etwa den Grund für ihr monatliches Unwohlsein, oder wie man gewisse intime Teile des menschlichen Körpers tatsächlich nannte — sowohl bei ihr als auch bei ihm. Sie lernte, weitzuspucken — eine schreckliche Angewohnheit — oder einen halbwegs anständigen Palstek zu knoten, aber auch, an welchen Körperstellen sie ihn liebkosen musste, um ihn vor Lust wahnsinnig werden zu lassen.
    Er machte sie mit Freuden bekannt, von denen sie sich nie hätte träumen lassen; die Wonne, sich nachts draußen im Gras zu lieben; die Zärtlichkeit, die sie empfand, wenn er ihr das Haar bürstete; die Vertrautheit, nebeneinander am Waschtisch zu stehen und sich die Zähne zu putzen; das gemeinsame Braten von Eiern und Speck in der winzigen Küche; das wunderbar entspannte Gefühl, am Nachmittag zusammen in der Hängematte zu liegen und zu dösen.
    Und so vergingen die heißen Augusttage. Sie unternahmen lange Spaziergänge und erkundeten die Umgebung. Manchmal begegnete ihnen dabei ein anderes Paar, das offensichtlich ebenfalls gern spazieren ging. Obwohl die beiden schon mindestens siebzig zu sein schienen, hielten sie sich jedes Mal wie frisch Verliebte an den Händen, wenn Emma und Harry sie

Weitere Kostenlose Bücher