Ich muss Sie küssen, Miss Dove
Verfügung haben. Ich könnte ..."
„Nicht diese Art von häuslichen Problemen. Ich fürchte, diese Schwierigkeit kann nicht von einem Vermittlungsbüro behoben werden, es sei denn, Sie finden eins, dass Ehemänner für alle meine Schwestern ausfindig macht und sie mir damit aus dem Haus schafft." Sinnierend hielt er inne. „Für meine Mutter übrigens auch, wenn ich es recht bedenke. Man könnte sie auch verheiraten, zum Beispiel mit einem schottischen Adeligen. Schottland ist weit weg, mindestens zwei Tage mit der Eisenbahn."
„Über Nacht, wenn man den Eilzug nimmt.” Miss Dove nahm immer alles, was er sagte, für bare Münze und reagierte entsprechend, was Harry schon vor langer Zeit den Schluss hatte ziehen lassen, dass seine Sekretärin keinen Sinn für Humor besaß. „Ich glaube, es gibt da ein, zwei Agenturen, die Ehen anbahnen", fuhr sie mit zweifelnder Miene fort. „Aber ich hätte nicht gedacht, dass Ihre Schwestern in dieser Hinsicht Beistand benötigen. Und ist Ihre älteste Schwester nicht bereits mit Lord Rathbourne verlobt?"
Lächelnd beugte er sich über ihren Schreibtisch. „Ich habe Sie verulkt, Miss Dove."
„Ach." Ihr Gesichtsausdruck blieb unverändert. „Ich verstehe", sagte sie in einem Tonfall, der genau verriet, dass dem nicht so war.
Harry gab auf. Seine Sekretärin aufzuziehen war sinnlos, denn sie verstand nie den Witz. Ohnehin versuchte er nur, die Verkündung der schlechten Nachricht, die er für sie hatte, so lange wie möglich vor sich her zu schieben.
Er atmete tief durch, stellte die Aktentasche auf ihren Schreibtisch und öffnete sie. „Ich habe mir Ihr neues Buch angesehen", meinte er und zog das Manuskript hervor. „Ich fürchte nur, dass es unter der gleichen Schwäche leidet wie die anderen. Wenn ein Buch über Etikette Gewinn bringen soll, muss es frisch und neuartig sein, es muss sich von der Masse abheben."
„Jawohl, Mylord." Emma presste enttäuscht die Lippen aufeinander und senkte den Kopf, um sich nichts anmerken zu lassen. „Das ist nachvollziehbar, aber ich hatte gehofft ..."
„Ja, ich weiß", fiel er ihr ins Wort, denn er wollte das Ganze so schnell wie möglich hinter sich bringen. Er hielt ihr das Manuskript hin. „Es tut mir leid."
Sie starrte es einen Moment lang an, dann nahm sie es ihm ab und verstaute es in ihrer Schreibtischschublade. „Möchten Sie jetzt Ihren Kaffee?"
„Ja, gern, vielen Dank."
Sie brachte ihm den Kaffee, genau wie er ihn am liebsten hatte — stark, heiß und ohne Milch und Zucker. Danach diktierte er ihr ein paar Briefe, bis die Redakteure zu der Besprechung eintrafen. Drei Stunden später entließ er die beiden Männer freundlich, obwohl er innerlich verzweifelt war. Warum verstanden Redakteure nie die finanziellen Aspekte des Verlegens? Unbeirrt gaben sie immer wieder dem literarisch Brillanten den Vorzug vor dem gut Verkäuflichen, eine Eigenschaft, die Harry immer wieder sprachlos machte. Wenn ein Buch nicht die Masse ansprach, war es Harry gleichgültig, wie schön die Metaphern, wie subtil die literarischen Anspielungen oder wie tiefgründig die Themen auch sein mochten — dann veröffentlichte er es eben nicht.
Als er sein Büro verließ, bemerkte er, wie seine Sekretärin den Hut aufsetzte. „Sie gehen jetzt, Miss Dove?"
„Ja, Mylord."
Er bückte sich ein wenig, um unter die breite Krempe ihrer Strohhaube sehen zu können. „Sie sind hoffentlich nicht böse auf mich?", fragte er.
„Natürlich nicht, Mylord", erwiderte sie mit gezwungener Heiterkeit. „Ich verstehe Ihre Gründe, warum Sie mein Buch ablehnen, aber ich lasse mich dadurch nicht entmutigen."
Er brachte es einfach nicht übers Herz, ihr zu sagen, sie könnte sich die Mühe sparen. „Das ist die richtige Einstellung. Beharrlichkeit führt zum Ziel, wie man so schön sagt."
„Ich habe vor, ihre Entscheidung nur als ein weiteres Nein zu betrachten, das ich jetzt hinter mir habe", fuhr sie fort, während sie sich die Handschuhe anzog. „Wenn man alle Neins aus dem Weg räumt, stößt man irgendwann auf ein Ja, wie Mrs. Bartleby sagt."
„Wer?"
Sie sah ihn verwirrt an. „Mrs. Bartleby", wiederholte sie in einem Tonfall, der andeutete, dass Harry diesen Namen eigentlich kennen müsste.
Er runzelte die Stirn und versuchte angestrengt, sich an eine Frau namens Bartleby zu erinnern. Nach einer Weile schüttelte er den Kopf. „Ich bedauere, Miss Dove, aber eine Mrs. Bartleby ist mir nicht bekannt."
„Aber ..." Sie verstummte und sah
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