Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ich muss Sie küssen, Miss Dove

Titel: Ich muss Sie küssen, Miss Dove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lee
Vom Netzwerk:
wahr?"
    „Nicht in der Übersetzung von Burton! Ich habe die von Galland gelesen." Sie schluckte krampfhaft. „Diese hier habe ich mir ansehen wollen, um ... einen Vergleich zu haben."
    „Ohne Zweifel zu Forschungszwecken." Seine belustigte Miene verriet ihr, dass er ihr ihre Erklärung nicht abnahm, aber zu ihrer Erleichterung stellte er das Buch ohne eine weitere Bemerkung zurück ins Regal. „Und haben Ihnen die Erzählungen in Gallands Version gefallen?"
    „0 ja. Obwohl ich in Scheherazades Situation wohl kaum überlebt hätte."
    „Warum sagen Sie das?"
    „Ich halte es für eher unwahrscheinlich, dass der Sultan von Gesprächen über Etikette so beeindruckt gewesen wäre, dass er mir das Leben geschenkt hätte. Für einen Mann sind Geschichten über Flaschengeister und fliegende Teppiche viel aufregender als solche, die von passendem Tischgeschirr handeln."
    „Gezwungenermaßen muss ich dem Sultan zustimmen, was Etikette und Tischgeschirr betrifft, aber hinsichtlich Ihres Schicksals ..." Harry verstummte und betrachtete sie eingehend. „Sie unterschätzen Ihre Reize, Emma."
    Ein seltsames Glücksgefühl stieg bei diesen Worten in ihr auf, aber als sein Blick auf ihren Mund fiel, wurde es ihr plötzlich viel zu warm und sie drehte sich zu den Regalen um. Sie strich mit dem Finger über die Buchrücken, als überflöge sie die Titel, aber ihre Gedanken befassten sich nicht mit persischen Gedichtbänden.
    Ich würde Sie sehr gern küssen.
    Ein erregender Schwindel überkam Emma. Sie schloss die Augen und malte sich einmal mehr aus, wie es sich anfühlen würde, seinen Mund auf ihrem zu spüren. Ach, wie mochte es wohl sein, von ihm geküsst zu werden?
    Sie vernahm ein Geräusch und schlug die Augen wieder auf. Als sie über ihre Schulter blickte, merkte sie, dass er immer noch hinter ihr stand und den Inhalt der Regale weiter oben studierte. Emma riss sich zusammen und zwang sich zu einer unverfänglichen Unterhaltung. „Was lesen Sie für gewöhnlich, Mylord?"
    Er zog ein Buch hervor, sah es kurz an und stellte es wieder an seinen Platz zurück.
    „Ich lese überhaupt nicht gern, wenn ich ehrlich sein soll."
    „Sie lesen nicht gern? Aber Sie verlegen Bücher!"
    „Gerade deswegen, vielleicht. Als Junge habe ich gern gelesen, aber heutzutage muss ich mich aus beruflichen Gründen ständig mit Texten beschäftigen, und so ist mir die Freude daran ziemlich vergangen. Wenn ich mir ausnahmsweise einmal frei nehme, ist Lesen das Letzte, womit ich meine Zeit verbringen möchte."
    „In Ihrem Fall ist das wohl nachvollziehbar. Aber für mich ist das Lesen ein Abenteuer. Dann reise ich sozusagen mit dem Finger auf der Landkarte und lasse mich an Orte bringen, zu denen ich in Wirklichkeit nie werde reisen können."
    „Und wenn Sie nicht nur mit dem Finger auf der Landkarte reisen könnten?" Er beugte sich ganz nah an ihr Ohr. „Wenn Sie nun einen fliegenden Teppich hätten und an jeden Ort der Welt reisen könnten, wofür würden Sie sich entscheiden?"
    Er stand so dicht hinter ihr, dass sie die Wärme spüren konnte, die von seinem Körper ausging. Er hob rechts und links von ihr die Arme, ohne Emma jedoch zu berühren. Sie beobachtete wie gebannt, wie er mit seinen langen, kräftigen Fingern die Kante des Regals vor ihr umfasste. Ihr Atem beschleunigte sich.
    „Wo würden Sie hinreisen", wiederholte er, und sein warmer Atem streifte ihr Ohr, sodass sie erschauerte. „In den Harem eines Sultans?"
    „Ganz sicher nicht", erwiderte Emma steif, nahm ein weiteres Buch aus dem Regal und tat so, als lese sie in Omar Khayyams Rubaiyat .
    Harry ließ sich nicht beirren. Er sah ihr über die Schulter und entdeckte den Titel auf der ersten Seite. „Also ist der persische Garten von Omar Khayyam Ihr Traumziel?" Er lachte leise und rau auf. „Ich glaube, hinter Miss Emmaline Doves Schutzschild aus Tugend und Sittsamkeit schlägt das Herz eines lustvollen Geschöpfs."
    „Wie bitte?" Sie klappte das Buch zu, schob es zurück ins Regal und fuhr aufgebracht zu Marlowe herum. „Das ist nicht wahr!" Als sie merkte, dass sie zu laut gesprochen hatte, blickte sie sich hastig um, aber zu ihrer Erleichterung waren sie in diesem Teil des Ladens ganz allein. „Hören Sie bitte auf, mich zu beleidigen."
    „Das sollte keine Beleidigung sein, ganz im Gegenteil. Ich finde diese verborgene Seite Ihres Charakters sehr faszinierend."
    „Was könnte an einer so ungeheuerlichen Beschreibung meines Charakters so faszinierend

Weitere Kostenlose Bücher