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Ich muss Sie küssen, Miss Dove

Titel: Ich muss Sie küssen, Miss Dove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lee
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um den In­ halt genauer zu betrachten, fand aber nichts Interessantes. Ein paar von Mrs. Beetons Kochbüchern, die Emma bereits kannte, und einige Etikettebücher von Mrs. Humphrey, die aber nichts Außergewöhnliches zu bieten hatten.
    Da sie diese Bücher alle schon gelesen hatte, schob Emma die Kiste wieder an ihren Platz und beschloss, sich sonst ein wenig umzusehen, denn diesen Teil der Buchhandlung mochte sie am liebsten. Hier befand sich etwas exotischerer Lesestoff; Reiseführer von Baedeker und Cook's, Geschichtliches aus vielen Ländern und eine große Anzahl von Landkarten. Wenn Mr. Inkberry ein Buch über die Geschichte des Schokoladenhandels führte, dann musste es irgendwo in diesem Raum zu finden sein.
    Sie durchstöberte die Regale in ihrer unmittelbaren Nähe und war entzückt, als sie ein paar schöne Bände arabischer Dichtkunst entdeckte. Sie überflog die Titel, den Blick von Regal zu Regal weiter nach oben richtend. Dort, auf dem obersten Bord, fiel ihr plötzlich eine Reihe in rotem Leder gebundener Bücher auf. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und versuchte, die Titel zu entziffern. Als ihr bewusst wurde, auf was sie da gestoßen war, stieß sie einen erfreuten Laut der Überraschung aus. Von denen hatte Mr. Inkberry ihr ja gar nichts gesagt! Natürlich nicht. Sie zählte die Bände durch und ihr Entzücken nahm noch zu, als sie herausfand, dass es sich um die vollständige Ausgabe handelte, zehn Originalbände in einwandfreiem Zustand.
    Als ob das eine Rolle spielt, dachte sie und starrte die Bücher sehnsüchtig an. Sie konnte sie ohnehin nicht kaufen. Trotzdem würde es gewiss nicht schaden, sie sich ein wenig genauer anzuschauen. Sie streckte die Arme aus, doch selbst auf Zehenspitzen reichte sie nicht an die Bücher heran. Enttäuscht seufzend ließ sie die Arme wieder sinken.
    „Gestatten Sie", ertönte eine tiefe Stimme direkt hinter ihr.
    Emma hielt vor Schreck mitten in der Bewegung inne. Sie hatte Marlowes Anwesenheit gar nicht bemerkt. Als er einen Arm ausstreckte, um ihr eines der Bücher herunterzuholen, streifte er mit der Brust ihre Schulter, und ein Hauch Sandelholzduft umwehte sie.
    Er bekam das Buch zu fassen, doch als sie sich zu ihm umdrehte und bittend die Hand ausstreckte, gab er es ihr nicht. Stattdessen hielt er inne, um zu ihrer Bestürzung den Titel zu lesen.
    „Die Erzählungen aus 1001 Nacht" , las er. „In der Übersetzung von Sir Richard Burton, Band zehn." Er warf Emma einen belustigten Blick zu. „Und ausgerechnet Sie haben mir die ganze Zeit Vorträge über Schicklichkeit und Anstand gehalten?"
    Emma versuchte, ein so würdevolles Gesicht wie möglich zu machen. „Ich weiß nicht, was Sie meinen."
    Er klopfte auf den Buchdeckel. „Ob Mrs. Bartleby das wohl für die angemessene Lektüre für eine anständige junge Frau wie Sie halten würde?"
    Natürlich nicht. Es war Burtons ungekürzte Fassung der Erzählungen, und die galt als ausgesprochen schlüpfrig. Emma versuchte, Marlowe abzulenken. „Ich bin zwar anständig, Mylord, aber man kann mich wohl kaum als jung bezeichnen."
    „Nein? Sie sehen aus wie neunzehn." Mit der freien Hand berührte er ihre Wange. „Das muss wohl an den Sommersprossen liegen."
    Emmas Herz setzte einen Schlag aus, als er leicht mit dem Finger über ihre Wange strich. Er ließ die Hand wieder, sinken, ehe Emma ihm überhaupt Einhalt gebieten konnte, trat einen Schritt zurück und reichte ihr das Buch mit einer Verneigung.
    Sie nahm es nicht an. Es war sinnlos. Sie würde es sich niemals leisten können und hätte nur vorgehabt, einen raschen Blick hineinzuwerfen. Nun war ihr nicht einmal das möglich, nicht, wenn er neben ihr stand, sie beobachtete und genau wusste, was das für ein Buch war. Sie schüttelte den Kopf. „Stellen Sie es bitte wieder zu den anderen."
    Anstatt ihrer Bitte nachzukommen, schlug er es auf, um das Impressum zu lesen, und sah dann hinauf zu den anderen Bänden. „Das sind Originale der ersten Ausgabe von 1850", sagte er, den Blick wieder auf Emma gerichtet. „Alle zehn Bände zusammen, ein seltener Fund heutzutage. Wollen Sie sie nicht haben?"
    Schrecklich gern sogar. „Nein", log sie. „Wie Sie schon sagten, Burtons Version ist nicht die richtige Lektüre für ... für jemanden wie mich."
    „Na und? Kaufen Sie sie trotzdem. Ich werde niemandem verraten, dass Sie anstößige Bücher lesen."
    „Sie sind nicht anstößig", protestierte Emma.
    „Sie haben sie längst gelesen, nicht

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