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Ich muss Sie küssen, Miss Dove

Titel: Ich muss Sie küssen, Miss Dove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lee
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sein?"
    „Sie ist nicht ungeheuerlich. Und faszinierend finde ich das deswegen, weil ich Sie seit fünf Jahren kenne und mir nie hätte träumen lassen, dass Sie eine solche Seite haben. Je mehr Zeit ich in Ihrer Gesellschaft verbringe, desto überraschender werden Sie für mich."
    Er beugte sich abermals zu ihr und sie versuchte, seine Arme wegzuschieben, um sich aus seiner Umklammerung zu befreien. Als ihr das nicht gelang, legte sie den Kopf in den Nacken und betrachtete ihn stirnrunzelnd. „Sie haben kein Recht, so etwas zu behaupten. Lustvolles Geschöpf! Ich muss doch sehr bitten."
    „Es ist doch nicht falsch, wenn man die Freuden des Lebens genießt! Es ist auf dieser Welt weiß Gott oft schmerzhaft genug. Außerdem beruhen meine Rückschlüsse auf Ihren Charakter auf Ihren Vorlieben, die Sie mir verraten haben."
    „Meine Vorlieben? Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen."
    „Von Likörpralinen, reifen, saftigen Pfirsichen und süßen roten Erdbeeren. Von den Geschichten der Scheherazade und Khayyams persischer Dichtkunst. Ich habe den Eindruck, als wüssten Sie ein paar sehr sinnliche Vergnügen zu schätzen."
    „Das stimmt nicht!", stritt sie empört ab. „Bei Ihnen klingt eine Vorliebe für Schokolade und Obst wie etwas Frivoles ! "
    „Essen kann in der Tat etwas sehr Sinnliches sein, glauben Sie mir." Er senkte die Lider. „Schreiben Sie diese Auffassung ruhig meinem lasterhaften Naturell zu."
    Da, er tat es schon wieder. Unwillkürlich hob sie die Finger an ihre Lippen, hielt dann inne und ließ die Hand wieder sinken. Er lächelte, als wüsste er genau, was in ihr vorging. Als ob er an das Gleiche gedacht hätte. Als ob er, wenn er auf ihren Mund starrte, daran dächte, sie zu küssen und noch andere Dinge, sinnliche Dinge, mit ihr anzustellen. Sie konnte sich nur vage vorstellen, was das wohl bedeuten mochte, aber schon das allein reichte, dass ihr Körper mit einem Wonneschauer reagierte.
    „Übrigens muss ich dem widersprechen, was Sie vorhin gesagt haben, Emma.”
    Sie versuchte, sich an ihre Worte zu erinnern, aber seine Nähe machte es ihr unmöglich, einen klaren Gedanken zu fassen. „Was habe ich denn gesagt?"
    „Wenn Sie dem Sultan eine Schachtel Pralinen mitgebracht hätten, wären Sie ganz sicher am Leben geblieben."
    Die Anspielung auf das, was vor zwei Wochen im Au Chocolat geschehen war, erregte und beschämte Emma gleichermaßen, und sie wandte das Gesicht ab. Natürlich musste er sie für ein lustvolles Geschöpf halten. Was sonst sollte wohl ein Gentleman von einer Frau denken, die es zuließ, wenn er im Park ihr Bein mit seinem streifte? Wenn sie es zuließ, dass er Schokolade von ihren Fingern leckte? Wenn sie es zuließ, sie in einer Buchhandlung zu umarmen?
    Emmas strenge, behütete Erziehung verurteilte dieses Verhalten entschieden, doch gleichzeitig, ganz tief in ihrem Innern, sehnte Emma sich nach Marlowes Berührungen, mit einer Verzweiflung, die ihr Angst machte. Panikerfüllt hielt sie seinem Blick stand und setzte sich zur Wehr. „Ich bin eine tugendhafte Frau, Mylord", teilte sie ihm mit. „Ich bin in keiner Weise frivol oder sinnlich!"
    „Nein?" Er hob die Hand, legte ihr einen Finger unter das Kinn und bog ihren Kopf leicht nach hinten, ehe er mit den Fingerspitzen leicht über ihren Mund strich. Emma erbebte, ihre Panik war plötzlich verflogen, mit ihr allerdings auch jede Kraft, sich Marlowe zu widersetzen.
    Nicht. Berühre mich nicht. Du darfst so etwas nicht tun.
    Sie öffnete den Mund, doch sie brachte kein Wort des Protestes hervor. Sie konnte nur hilflos dastehen, während er sie ansah und die Konturen ihrer Lippen mit den Fingerspitzen nachzeichnete. Wieder und wieder, bis Emma das Gefühl hatte, als flatterten Tausende Schmetterlinge in ihrem Bauch.
    Schließlich legte er die Hand an ihre Wange, und sie zuckte erschrocken zusammen. „Was tun Sie?", flüsterte sie.
    Er senkte den Kopf, bis seine Lippen nur noch wenige Zentimeter von ihrem Mund entfernt waren. „Ich begehe gerade einen ernsthaften Verstoß gegen die Etikette", murmelte er. Und dann küsste er sie.
    In dem Moment, als seine Lippen ihre berührten, vergaß Emma, wo sie sich befanden, was sich schickte und was man sie je über das Richtige und Falsche gelehrt hatte. Hier, im dämmerigen Licht einer staubigen Buchhandlung, vergaß sie, dass Küsse nur etwas für Ehepaare waren, und dass sie eine alte Jungfer von dreißig Jahren war. Sie genoss das Gefühl seiner warmen Hände auf

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