Ich muss Sie küssen, Miss Dove
nicht mehr zurücknehmen, und schlimmer noch, er wollte es gar nicht. Er ging noch einmal in sein Büro, legte ihre Entwürfe auf seinen Schreibtisch und kehrte wieder zu ihr auf den Flur zurück. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Treppe. „Hält Mrs. Bartleby Inkberry's für die beste Buchhandlung in London?"
„Selbstverständlich. Selbst wenn sie es nicht wäre, würde ich niemals wagen, etwas anderes zu behaupten", ergänzte sie, als sie die Treppe hinabstiegen. „Die Inkberrys wären sehr verletzt, wenn ich so unloyal wäre, ein Konkurrenzunternehmen zu empfehlen."
„Dem entnehme ich, dass Sie die Eigentümer kennen?"
„0 ja, ich kenne Mr. und Mrs. Inkberry seit ich in London bin. Mrs. Inkberry war die beste Freundin meiner Tante Lydia." Sie lächelte. „Und Mr. Inkberry ist solch ein Schatz. Sobald irgendwelche Bücher über Etikette hereinkommen, legt er sie für mich zur Seite. Ich lese gern, was andere Ratgeber in gesellschaftlichen Fragen für Ansichten haben."
„Aha, der Konkurrenz immer um eine Nasenlänge voraus, nicht wahr? Das ist sehr weise." Harry hielt ihr die Haupteingangstür auf. „Ich habe gehört, dass es wirklich eine gute Buchhandlung sein soll", meinte er und trat hinter Emma nach draußen auf den Bürgersteig. „Eine gute Auswahl alter, seltener Bücher. Ist das wahr?"
„Sind Sie denn noch nie dort gewesen?", fragte sie.
„Nein, das Vergnügen hatte ich noch nicht."
„Würden Sie ..." Sie hielt inne und räusperte sich. „Wenn Sie nichts anderes vorhaben, hätten Sie vielleicht ... Ich meine, Inkberry's ist wirklich die beste Buchhandlung in London. Es gibt andere, die berühmter sind, Hatchard's, zum Beispiel. Aber Inkberry's ist in jeder Hinsicht anspruchsvoller, wenigstens finde ich das. Und ... und außerdem, sollten Sie dort einmal hingehen. Ich meine, da Sie ja Verleger sind und ..." Sie unterbrach ihr Gestammel und holte tief Luft. „Hätten Sie Lust, mich zu begleiten?"
Er sollte es nicht tun. Aber er würde es tun. Das war ihm schon bewusst gewesen, ehe sie ihn gefragt hatte, weil er sich kannte. Er hatte sich noch nie darauf verstanden, das zu tun, was in einer solchen Situation am vernünftigsten gewesen wäre. „Mit dem größten Vergnügen."
Ein Glöckchen klingelte, als Marlowe die Tür von Inkberry's aufstieß. Emma trat ein und er folgte ihr. Der ältere Mann hinter dem Ladentisch fing an zu lächeln. „Emma! ", begrüßte er sie warm und kam um den Tisch herum.
„Guten Tag, Mr. Inkberry. Wie geht es Ihnen?"
„Recht gut." Er drohte spielerisch mit dem Finger. „Josephine kann Sie ja jeden Samstag beim Tee sehen, aber ich habe nicht so viel Glück. Sie sind schon viel zu lange nicht mehr hier im Laden gewesen, meine Liebe!"
„Ich weiß, und das tut mir auch aufrichtig leid. Ich werde mich in Zukunft bessern, versprochen. Und wie geht es Mrs. Inkberry?"
„Sehr gut, sie ist oben, also müssen Sie unbedingt hinaufgehen und sie besuchen, ehe Sie uns wieder verlassen. Trinken Sie doch eine Tasse Tee mit uns." Er warf einen Blick auf den Mann an Emmas Seite.
„Mr. Inkberry, darf ich Ihnen Viscount Marlowe vorstellen. Sie wissen ja, ich habe einmal in seinem Verlag gearbeitet. Mylord, das ist Mr. Inkberry.
„Angenehm." Marlowe verneigte sich. „Wie ich gehört habe, besitzen Sie die beste Buchhandlung in ganz London."
„Und ich weiß auch ganz genau, wer Ihnen das erzählt hat." Mr. Inkberry lachte leise und sah dann wieder liebevoll Emma an. „Ich glaube, wir haben ein paar neue Bücher über Etikette, aber auch einige Kochbücher hereinbekommen." Er zeigte auf die Tür, die in den hinteren Bereich des Geschäftes führte. „Ich habe sie für Sie an der üblichen Stelle bereitgelegt."
Emma verschwand durch die Tür. Marlowe blieb zurück und unterhielt sich mit Mr. Inkberry, doch die Stimmen der beiden Männer wurden immer leiser, je weiter Emma sich von ihnen entfernte. Die Fenster waren hoch, sodass Licht über die hohen, vollgestellten Bücherregale fiel, dennoch war es in diesen Räumen eher dämmerig, und die Luft fühlte sich auch deutlich kühler an nach der sommerlichen Hitze draußen. Der ausgeprägte Geruch von Bücherstaub stieg ihr in die Nase.
Emma ging bis zur hintersten Wand, wo Mr. Inkberry Bücher für besonders gute Kunden aufzubewahren pflegte. Die Kisten, die diese Bücher enthielten, standen unter der Treppe, die zu den Wohnräumen der Inkberrys hinaufführte. Emma zog die für sie reservierte Kiste hervor,
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