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Ich muss Sie küssen, Miss Dove

Titel: Ich muss Sie küssen, Miss Dove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lee
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wärmen konnte, wann immer ihr danach war.
    Wie es schien, war sie wohl doch ein Rebell. Genau wie der Hang zu fluchen, wenn ihr etwas nicht gelang, oder ihre Angewohnheit, zu viel Schokolade zu essen, wenn sie traurig war, waren diese Bücher eine kleine Rebellion gegen die strengen Regeln ihrer Erziehung. Marlowes Kuss jedoch war etwas ganz anderes. Ihn zuzulassen war eine viel gefährlichere Form der Auflehnung als ein paar Flüche oder eine Reihe anrüchiger Bücher.
    Es war richtig von Mrs. Inkberry gewesen, sie an die Zerbrechlichkeit weiblicher Tugend zu erinnern und an die Folgen, die Frauen zu erleiden hatten, wenn sie vom Pfad der Sittsamkeit abgewichen waren. Und dennoch, jedes Mal, wenn Emma an Marlowe dachte und an das, was in der Buchhandlung geschehen war, regte sich ein dunkles, glühendes Verlangen in ihr, ein anderes köstliches Geheimnis, in dem sie jedoch nicht schwelgen durfte. Wann immer Emma spürte, dass dieses Gefühl in ihr erwachte, gab sie sich alle Mühe, es zu unterdrücken. Dann rief sie sich in Erinnerung, dass romantische Träume von einem Mann, der einer Frau niemals die Ehre seines Namens zuteil werden lassen würde, zu nichts Gutem führen konnten.
    Sie waren dazu übergegangen, über Kuriere miteinander über Geschäftliches zu kommunizieren. Als sie von ihm eine Nachricht mit der Bitte um ein persönliches Gespräch erhielt, war sie sich sicher, dass inzwischen genug Zeit vergangen war, um stark bleiben zu können. Fast zwei Wochen war es nun her, seit er sie in der Buchhandlung geküsst hatte, und seitdem hatte sie ihre Selbstbeherrschung gewiss wiedererlangt und unschickliche Gedanken weitgehend aus ihrem Kopf verbannt.
    Als sie am späten Mittwochnachmittag jedoch seine Büroräume betrat, wurde Emma klar, dass sie sich gründlich geirrt hatte. Nachdem sein Sekretär sie angekündigt hatte, drehte Marlowe sich vom Fenster weg zu ihr um, und sein Lächeln traf sie mitten ins Herz. Auf der Stelle brachte es die ganze bittersüße Freude zurück, die in dem Moment in ihr aufgestiegen war, als er sie geküsst hatte. Ihre Blicke trafen sich. In seinen Augen fand sie das gleiche dunkle, heimliche Verlangen wieder, das auch sie empfand, und da wusste sie, dass all ihre Bemühungen vergeblich gewesen waren. Dieser Kuss hatte eine Vertrautheit zwischen ihnen geschaffen, die nie wieder rückgängig zu machen war. Auch wenn zwanzig Jahre ins Land zögen, es spielte keine Rolle. In dem Moment, in dem sie ihn wiedersah, würde sich sofort wieder diese tiefe Freude in ihrem Herzen einstellen.
    Sie wurde unsicher und blieb wenige Schritte neben dem Stuhl vor seinem Schreibtisch stehen, den Griff ihrer Aktentasche fest umklammert haltend. Plötzlich schien sie sich nicht mehr bewegen zu können. „Guten Tag", murmelte sie.
    „Emma." Sein Lächeln vertiefte sich, und das Glücksgefühl in ihrem Innern wurde unerträglich. Sie senkte den Blick, musste aber feststellen, dass das auch nichts half, denn aus der Brusttasche seines dunkelblauen Gehrocks lugte die Ecke der rosafarbenen Karte, mit der sie sich für die Bücher bedankt hatte. Emma biss sich auf die Unterlippe.
    „Wäre das dann alles, Mylord?"
    Die nüchterne Stimme des Sekretärs brach den Bann. Marlowe sah an ihr vorbei. „Ja, danke, Quinn."
    Der Sekretär verschwand, und Emma legte die restliche Strecke bis zu Marlowes Schreibtisch zurück. Sie setzte sich auf den Stuhl, stellte die Aktentasche neben sich auf den Boden und versuchte, sich an den eigentlichen Grund ihres Besuchs zu erinnern. „Sollen wir jetzt die überarbeitete Fassung durchgehen, Mylord?" Sie zwang sich, ganz sachlich und geschäftsmäßig zu klingen, weil sie sich deutlich der offenen Tür zum Vorzimmer bewusst war, wo der Mann, der an ihrem ehemaligen Schreibtisch saß, jedes Wort ihrer Unterhaltung mitanhören konnte. „Waren denn so viele Korrekturen erforderlich?"
    „Nein. Warum fragen Sie?"
    Sie verriet ihm nicht, dass sie deswegen fragte, weil sie beim Schreiben der Artikel viel zu viel Zeit damit verbracht hatte, die roten Lederbuchrücken anzustarren und die Gedanken an Marlowe und seinen Kuss aus ihren Gedanken zu verbannen. „Ich dachte, Sie wollten mich aus dem Grund persönlich sprechen."
    Er schaute zur offenen Tür hinter ihr, ehe er sich nach vorn beugte und flüsterte: „Ich habe Sie deshalb darum gebeten, weil ich Sie sehen wollte."
    Das Glücksgefühl wurde übermächtig, und sie musste lächeln.
    Er zog einen kleinen Stapel

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