Ich muss Sie küssen, Miss Dove
beschriebener Seiten zu sich heran. „Aber da Sie schon einmal fragen, ja, ich hätte da ein paar Anmerkungen." Er blätterte in den Seiten. „Sie lassen sich etwas zu langatmig über den Pudding aus. Der Text über die Geschichte der Schokolade klingt zu schulmeisterlich, dem müssen Sie noch eine gewisse Würze verleihen. Wenn Sie dabei Hilfe benötigen, bin ich gern bereit einzuspringen."
Emma hielt hörbar den Atem an, und er verstummte und sah sie unschuldsvoll an. „Stimmt etwas nicht?"
„Nein, nein." Sie räusperte sich. „Was noch?"
Er widmete seine Aufmerksamkeit wieder den Bögen vor ihm. „Ich denke, das ist alles. Außer, dass Sie bei Ihrem Rezept für die Herstellung einer Karamellsauce den Zucker vergessen haben."
„Tatsächlich?"
Er nickte schmunzelnd. „Sie hatten wohl Schwierigkeiten mit der Konzentration, nicht wahr?"
Um nichts in der Welt hätte Emma das zugegeben. Sie griff nach dem Stück Papier.
Er reichte ihr die entsprechende Seite, und sie stellte fest, dass sie in der Tat die wichtigste Zutat in ihrem Rezept für Karamellsauce vergessen hatte. Mit Schrecken bemerkte sie, dass der Fehler bei der Karamellsauce nur einer von vielen war - trotz Marlowes Behauptung, es wären nicht allzu viele Korrekturen erforderlich gewesen. Die Artikel schienen übersät mit seinen Anmerkungen und Verbesserungen.
Großer Gott, dachte sie, wenn sie weiterhin so durcheinander blieb, war ihre Schriftstellerkarriere in ernsthafter Gefahr.
Ein Hüsteln ertönte hinter ihr. Emma und Marlowe blickten zur Tür, wo Quinn stand. „Ich habe meine Arbeiten für heute erledigt, Mylord, und es ist schon nach sechs", sagte der junge Mann. „Wünschen Sie noch irgendetwas?"
„Nein, Quinn, Sie können gehen."
„Sehr wohl, Mylord. Dann wünsche ich Ihnen einen angenehmen Abend." Der Sekretär verneigte sich, verließ den Raum, und kurze Zeit später hörte Emma die Außentür zu den Büroräumen ins Schloss fallen Sie und Marlowe waren allein.
„Ich werde mich gleich heute Abend an die Verbesserungen machen", erklärte Emma hastig und steckte die Blätter in ihre Aktentasche. „Haben Sie meine Entwürfe durchgelesen?"
„Ja.” Er griff nach einem weiteren Stapel beschriebener Seiten. „Sie sind recht akzeptabel, aber da war etwas dabei, wonach ich Sie fragen wollte." Er suchte eine bestimmte Textstelle. „Geben Sie mir einen Moment Zeit, ich finde es gleich."
Unter der breiten Krempe ihres Strohhuts hervor betrachtete sie ihn, während er das Manuskript durchblätterte. Eine Strähne seines dunklen Haars fiel ihm in die Stirn, und er schob sie abwesend nach hinten zurück, allerdings erfolglos, denn sie fiel sofort wieder nach vorn. Emma wollte die Hand ausstrecken und sie berühren, sie sich um den Finger wickeln. Sie wollte ihn küssen. Sie wollte ...
„Hier ist es ja", sagte er und tippte mit dem Finger auf eine Textzeile: „Was bitte ist die Fächersprache?"
Emma atmete tief durch und verbot sich entschlossen jeden Gedanken daran, ihn zu küssen. „Nun, das ist etwas, was mir meine Tante erzählt hat, als ich noch ein junges Mädchen war. Da ich einen Artikel über Fächer schreiben wollte, hielt ich es für ganz amüsant, auch darüber zu berichten."
Er hob den Kopf.. „Ja, aber was ist das?"
„Angeblich haben Frauen früher ihre Fächer benutzt, um jungen Männern, an denen sie ein romantisches Interesse hatten, heimlich Botschaften zukommen zu lassen. Eine Frau hoffte vielleicht, dass ein ganz bestimmter Mann sie zum Tanzen aufforderte; oder sie wollte ihm verdeutlichen, dass sie ihn gern kennenlernen würde. Dann machte sie bestimmte Gesten mit ihrem Fächer, um den Mann auf ihre Absichten hinzuweisen."
„Gesten? Ich verstehe immer noch nicht, was Sie meinen." Er stand auf und kam um den Schreibtisch herum. „Zeigen Sie es mir."
„Jetzt gleich?"
„Ja. Haben Sie einen Fächer dabei?”
„Natürlich." Sie griff in ihre Tasche und holte ihren Sommerfächer aus elfenbeinfarben und grün gestreifter Seide hervor. „Im Sommer nehme ich immer einen Fächer mit."
„Ausgezeichnet." Er gab ihr ein Zeichen, sich zu erheben. „Ich verstehe das Ganze mit dieser Fächersprache nicht und würde die Gesten gern selbst sehen."
Emma tat, wie ihr geheißen. Sie dachte kurz nach, dann deutete sie auf die andere Seite des Zimmers. „Gehen Sie dort hinüber und bleiben Sie in der Tür stehen", trug sie ihm auf. Nachdem er ihrem Wunsch nachgekommen war, fuhr sie fort. „Wir tun jetzt so,
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