Ich muss Sie küssen, Miss Dove
wie Miss Doves Machwerke.
2. KAPITEL
Schwestern sind wahre Teufelinnen. Im Kindesalter ärgern und quälen sie einen. Wenn sie erwachsen sind, versuchen sie, einem eine Ehefrau zu finden - was auf das Gleiche herauskommt.
Lord Marlowes Junggesellenmagazin, 1893
„Lord Dillmouth und seine Töchter sind in der Stadt eingetroffen. Ihre Cousinen, die Abernathy-Mädchen, sind ebenfalls anwesend."
Nach diesen Worten seiner Schwester Diana wusste Harry, was als Nächstes kommen würde. Er winkte den Ober herbei, um mehr Wein zu bestellen, denn ihm war klar, dass er ihn brauchen würde. „Was für eine aufregende Neuigkeit. Soll ich sie in einer meiner Zeitungen bringen?"
„Mama und ich haben sie heute Abend in der Pause gesehen." Diana, die älteste seiner drei Schwestern, war bildhübsch und klug und sechs Jahre jünger als Harry. Allerdings war sie auch erstaunlich zielstrebig. Unbeirrt durch seine fehlende Begeisterung für diese Information, unterbrach sie das Gespräch gerade so lange, um einen Schluck Wein trinken zu können, ehe sie fortfuhr. „Sie sahen unglaublich gut aus, vor allem Lady Florence. Sie ist, eine echte Schönheit."
„Das ist sie wohl", stimmte er sofort zu. „Seltsam nur, dass man sie weniger wegen ihres Verstandes bewundert."
„Juliette Bordeaux ist ein Paradebeispiel dafür, wie viel Wert du auf weiblichen Intellekt legst", konterte Diana schlagfertig.
Harry beschloss, lieber nicht zu erwähnen, dass er sich von Juliette getrennt hatte. Das würde seine Schwester nur in ihrer Hoffnung bestärken, er würde wieder heiraten. „Sie hat mehr Verstand als Lady Florence", erwiderte er stattdessen. „Obwohl das nicht viel zu sagen hat, muss ich gestehen."
Seine jüngste Schwester meldete sich zu Wort. „Warum gibst du dich überhaupt mit dieser Frau ab?", wollte Phoebe wissen, und auf ihrem entzückenden Engelsgesicht spiegelte sich aufrichtige Verwirrung wider.
Das verriet Harry ihr nicht, denn die Anziehungskraft sinnlicher Cancantänzerinnen war wohl kaum eine Sache, die ein Gentleman mit seiner Schwester besprach.
Harrys Mutter schien der gleichen Ansicht zu sein. „Phoebe, das reicht." Louisa versuchte energisch und streng zu klingen, aber leider war Lady Marlowe so standhaft wie ein Blatt im Wind. Was wohl der Grund dafür war, dessen war Harry sich sicher, warum er drei so unmögliche Schwestern hatte. „Schließlich befinden wir uns hier im Savoy", gab Louisa etwas unklar zu bedenken.
Vivian, die mittlere Schwester von Harry, fing an zu lachen. „Was hat das denn damit zu tun, Mama?” Sie sah sich in dem luxuriösen Séparee um, in dem sie speisten. „Diese roten Wände, Kristalllüster und Vorhänge aus Goldbrokat scheinen doch ein passender Rahmen für das Gespräch über eine Varietétänzerin zu sein."
„Vivian!" Antonia, Harrys Großmutter, warf ihrer Enkelin über den Tisch hinweg einen missbilligenden Blick zu. „Kein Wort mehr über diese Bordeaux! ", befahl sie, und ihre resolute Stimme klang weitaus beeindruckender als die von Louisa.
Da sie fast achtzig war, brachte man Antonia allseits großen Respekt entgegen., Zu Harrys Erleichterung war das Thema Juliette tatsächlich damit abgeschlossen. Bedauerlich nur, dass die Mädchen nicht auch ihre Spekulationen über seine künftige, noch nicht existierende Ehefrau lassen konnten. Dieses Thema übte auf alle Frauen in seiner Familie eine nicht enden wollende Faszination aus, vor allem auf seine Schwestern.
„Lady Florence ist wirklich ein bisschen dumm, Di", knüpfte Vivian wieder da an, wo Diana aufgehört hatte, und bestätigte damit Harrys Einschätzung. „Da findet sich bestimmt etwas Besseres."
„Ich weiß, meine eigenen Wünsche sind unbedeutend", wandte Harry ein und tat, als beugte er sich demütig den Verkupplungsplänen seiner Schwestern. „Aber die Vorstellung, Florence Dillmouth zu heiraten, verursacht mir eine Gänsehaut."
„Die Vorstellung, überhaupt irgendjemanden zu heiraten, verursacht dir eine Gänsehaut", gab Diana trocken zurück. „Das ist ja das Problem."
„Das, Diana, ist kein Problem, es ist ein Segen. Phoebe, reich mir bitte den Schinken."
Phoebe kam seiner Bitte nach. „Was ist denn mit Florences Schwester, Melanie?", schlug sie vor, während Harry sich von dem Schinken nahm. „Melanie ist wirklich annehmbar. Sie ist nett und gescheit. Ich mag sie."
„Ausgezeichnet", stellte er kauend fest. „Warum heiratest du sie dann nicht?"
„Harrison, man redet nicht mit
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