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Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition)

Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition)

Titel: Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
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mitgenommen. Ganz gegen seine Gewohnheit ging er um kurz nach 22 Uhr in die nächste Kneipe. Im »Steinernen Kreuz« kippte er drei Gläser Bier. Eine halbe Stunde später war er wieder zurück. Als er den missglückten Überfall Revue passieren ließ, überkam ihn erneut das »komische Gefühl«. Er stellte sich vor, dass er seine Opfer in deren Auto beim Geschlechtsverkehr beobachten könnte. Und er malte sich aus, wie er den Mann töten, die Frau in seine Gewalt bringen, sie vergewaltigen und anschließend ihr Leben mit bloßen Händen beenden würde. Als er fertig war, schlief er sofort ein.
    Für Roman Berthold gab es keine Rettung mehr. Er wurde im Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhaus um 22.38 Uhr tot eingeliefert.
    Wenige Minuten, nachdem der sterbende Roman Berthold mit einem Krankenwagen abtransportiert worden war, rasten mehrere Funkwagen der Duisburger Kripo zum Tatort. Die noch anwesenden Zeugen wurden ins Präsidium gebracht und dort vernommen. Drei Beamte des »Erkennungsdienstes« verschafften sich einen Überblick und begannen mit der Spurensicherung. Aber die Beamten stießen zunächst lediglich auf eine etwa 40 Meter lange, schlangenlinienförmige Blutspur, die vom Kreuzungsbereich Buscherstraße/Am Kiekenbusch bis in den Verbindungsweg zur »Graf Spee’schen Kiesbaggerei« führte und in eine 1,10 x 0,60 Meter großen Blutlache mündete. Die Tatwaffe blieb unauffindbar. Der Tatort wurde weiträumig abgesperrt, die Suche nach weiteren Beweismitteln sollte erst am nächsten Morgen fortgesetzt werden. Es war einfach zu dunkel, und für die sternenklare Nacht waren keine Niederschläge angekündigt worden, die Spuren hätten vernichten können.
    Es fiel auch den Kripobeamten schwer, aber Anke Gladisch musste vernommen werden – sobald als möglich. Sie hatte den Mörder gesehen. Doch ihre Beschreibung des Mannes, der ihren Freund kaltblütig umgebracht hatte, gab nicht viel her: »Zirka 35 Jahre alt, vielleicht 1,75 Meter groß, schlank, dunkelhaarig, eventuell dunkler Anzug oder dunkle Kombination.« Kurze Zeit später erlitt die tapfere junge Frau einen Nervenzusammenbruch.
    Am Tag darauf lag das Ergebnis der Obduktion vor. Die tödliche Verletzung war der Stich in die linke Seite des Brustkorbs gewesen. Hier waren die »6. Rippe in ihrem knorpeligen Anteil« und die »anschließenden Weichteile zwischen der 5. und 6. Rippe total durchtrennt«. Der Stich war in die Brusthöhle eingedrungen, hatte den »Zwischenrippenraum und den Herzbeutel unmittelbar am Zwerchfellansatz eröffnet« und das Herz genau an seiner Spitze getroffen. Der Einstich ins Herz war zwei Zentimeter lang und »klaffte bis zu 1,5 Zentimeter«, der Stichkanal maß zehn Zentimeter. Roman Berthold war »innerlich verblutet«.
    Auch die Beamten, die den Tatort untersuchten, hatten Neuigkeiten. An der Kreuzung Buscherstraße/Am Kiekenbusch konnten die Spur eines Fahrradreifens und diverse »Fußeindruckspuren« gefunden werden – allerdings »unbestimmten Alters«. Wer sich dort wann aufgehalten hatte, blieb zunächst ungewiss.
    Am 24. August meldeten die Duisburger Lokalzeitungen das Verbrechen: »Gräßliche Bluttat erregt Großenbaum«, »Neben der Freundin ermordet«, »Überfall auf Liebespaar – Autofahrer tödlich verletzt«. In der Zwischenzeit hatte sich ein älterer Mann bei der Kripo gemeldet, der zur Tatzeit einen Verdächtigen etwa einen halben Kilometer vom Tatort entfernt gesehen haben wollte, »mit einem Messer in der Hand«. Der Zeuge wurde als »glaubwürdig« angesehen, die Beschreibung des mutmaßlichen Täters erweitert. Jetzt sollte der Mörder so aussehen: »35 Jahre alt, 1,70 Meter groß, volles, ovales Gesicht, in dem beide Jochbeine etwas vorstehen. Dunkle Haar- und Augenbrauenfarbe.«
    Aber die Duisburger Kriminalisten hatten schlechte Karten, dem Phantombild konnte der Name des Mörders nicht zugeordnet werden. Auch die folgenden Tage vergingen, ohne dass sich eine heiße Spur auftat. Stattdessen wurden Verhaltenshinweise für die insbesondere im Süden der Stadt verunsicherte Bevölkerung gegeben: »Wir raten allen Pärchen, nicht in die »Rendezvous-Wäldchen« zu fahren! Nicht aussteigen, wenn sich eine finstere Gestalt nähert! Gas geben und schnell wegfahren ist das beste.«
    Als die Beamten mit ihrem Kriminalisten-Latein am Ende waren, wurde nochmals die Presse mobilisiert. Die »Mordkommission Berthold« erhoffte sich Hinweise und veröffentlichte die Personenbeschreibung des

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