Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition)

Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition)

Titel: Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
Vom Netzwerk:
meiste Zeit brachte er im Bett zu, nur zum Essen ging er in die Kantine des Wohnheims. Nach einem Arbeitsunfall war er krankgeschrieben worden. Drei Wochen war es her, dass ihm bei der Maloche auf der Feineisenstraße ein Stahlrohr gegen den Kopf geknallt war. Er hatte nicht aufgepasst, war in Gedanken gewesen. Die Platzwunde war mittlerweile ausgeheilt, nur das linke Auge machte ihm noch zu schaffen. Bei dem Unfall hatte er auch noch Schlacke ins Auge bekommen.
    Hin und wieder unternahm er abends einen Spaziergang. Meistens lief er über die Angershauser Straße bis zum Erholungspark »Biegerhof« oder streunte an der Kläranlage herum. An einem dieser Abende bemerkte er auf dem Heimweg eine Katze, die ihrem Besitzer weggelaufen sein musste. Die Fellfarbe des Tieres war ungewöhnlich – eine silberblaue Katze hatte er noch nie zuvor gesehen.
    Er blieb stehen und musterte das Tier. Dann sicherte er sich nach allen Seiten ab, so, wie er es immer dann tat, wenn er auf der Jagd war und sich etwas anbahnte. Die Gedanken, die ihm jetzt durch den Kopf schossen, erregten ihn. Er ging auf die Katze zu und sprach mit ihr. Das Tier lief nicht weg, ließ sich streicheln. Dann nahm er die Katze hoch und steckte sie in seine braune Aktentasche. Die hatte er dabei, weil er sich unterwegs zwei Pornoheftchen gekauft hatte. Er wollte vermeiden, dass es jemand bemerkte.
    Wenig später schloss er die Tür zu seinem Zimmer auf. Er setzte das Tier auf sein Bett und beäugte es. Behutsam streichelte er über das kurze, dicht anliegende Fell, den etwas gewölbten Rücken, den rundlichen Kopf. Das nicht gemusterte Fell fühlte sich weich und angenehm an. Die Katze gefiel ihm sehr, besonders die hoch angesetzten Ohren und die großen, runden, grünen Augen.
    Doch dann hatte er sich satt gesehen. Der Körperkontakt, das Streicheln, das wohlige Schnurren, hatten ihn weiter inspiriert. Und jetzt wusste er, was zu tun war. Er stand auf und holte aus seinem Werkzeugkasten einen Hammer. Dann packte er die Katze an den Hinterbeinen, zog sie hoch und schlug ihr kräftig ins Genick. Das Tier war sofort tot. Aber er war noch lange nicht fertig. Er schnappte sich eine Schnur, wickelte sie um die Hinterbeine des Kadavers und hängte ihn an den Spiegel über dem Spülstein. Langsam ließ er seine Hände über den toten Körper gleiten. Er schloss die Augen. Ihr Körper war noch nicht voll entwickelt. Aber das störte ihn nicht. Er wollte das Mädchen nicht poppen, er gierte nach etwas anderem.
    Das Messer hatte er zusammen mit der Schnur bereitgelegt. Er nahm es auf, setzte einen längeren Schnitt und zog dem Kadaver das Fell ab. Vom Unterkörper nach oben schlitzte er den Bauch auf. Er befühlte minutenlang die warmen Eingeweide und schnitt dann den After und das Geschlechtsteil heraus. Es war ein weibliches Tier. Das steigerte seine Erregung. Eingeweide und Lunge packte er zusammen mit Fell und Kopf in eine Plastiktüte. Schließlich schnitt er den Körper in der Mitte durch, trennte Nieren, Leber und Herz heraus und legte die Organe in eine Schüssel.
    Beim Anblick der blutigen Fleischklumpen gerieten seine Emotionen vollends außer Kontrolle. In Gedanken wiederholte er, was er gerade getan hatte. Nur schlachtete er jetzt ein junges Mädchen und nahm es aus. So kam er zum Höhepunkt. Augenblicklich.
    Aber er war immer noch nicht fertig. Er wollte die Katze auch noch verspeisen. Nach und nach. Dieser verlockende Gedanke provozierte seine infantile Neugier, die ihn immer wieder bedrängte und die er nur allzu gern befriedigt hätte: Wie Menschenfleisch wohl schmeckt?
    Die Organe und einzelne Fleischstücke kochte er, nahm dazu Kartoffeln und Bohnen. Nach einer Dreiviertelstunde probierte er vom Fleisch der Katze. Aber es schmeckte ihm nicht. Enttäuscht begnügte er sich mit den Beilagen.
    Die morbide Vision, ein Kind zu töten, es aufzuschneiden, hineinzusehen und den Leichnam peu à peu aufzuessen, wurde nun zum zentralen Thema seiner sexuellen Phantasien. Und die Schlachtung der Katze bewertete er als gelungene Generalprobe. Nun fehlte ihm nur noch eine Gelegenheit.

30
                        
                       Sie blätterte bis zu der Stelle, die sie am allermeisten interessierte. Erst nachdem sie dort den einen oder anderen Kandidaten aussortiert hatte, würde sie den Rest der Zeitung lesen. Seit knapp vier Jahren tat sie das, immer samstags. Schließlich fand sie die Seite, überschrieben mit »Irgendwo

Weitere Kostenlose Bücher