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Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition)

Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition)

Titel: Ich musste sie kaputtmachen: Anatomie eines Jahrhundert-Mörders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
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grünen Turnhose. Am liebsten hätte er dem Mädchen über die Haare gestreichelt, aber er beherrschte sich.
    »Was gucken Sie denn so?«
    »So ein schönes Mädchen, und niemand spielt mit dir?«
    »Ich warte auf Michaela. Das ist meine Freundin.«
    Er dachte nach. Noch ’n Mädchen! Aber wenn ihre Freundin tatsächlich dazukäme, würde er auch sie töten. Er musste sein Opfer jetzt möglichst schnell an eine Stelle locken, wo sie niemand sehen konnte, nur etwa 15 Meter bachabwärts. »Hör mal. Ich hab’ da vorn was Tolles gesehen. Komm mit, ich zeig’s dir.«
    »Was denn?«
    »Ich weiß ‘n Vogelnest. Da hinten im Gebüsch. Willst’ es sehen?«
    Sie nickte. Er nahm das Kind an die Hand. Christa ging arglos mit, sie glaubte, der Mann würde ihr tatsächlich ein Vogelnest zeigen. Das Mädchen mit den schulterlangen schwarzen Haaren begeisterte sich für Tiere, und sie hatte keinen Grund, an den Worten des Fremden zu zweifeln.
    »Setz dich.« Christa gehorchte. Er hockte sich neben sie und zog aus der Innentasche seiner Jacke drei Magazine hervor. Er zeigte sie dem Mädchen. Christa sah sich die Bilder an: Männer, Frauen, Jungen – alle unbekleidet. »Find’ ich nicht schön!«
    Er hielt ihr die Pornoheftchen dennoch weiter vor, mit der linken Hand begann er Christas Hände zu streicheln. »Is’ doch schön so was!« Seine Stimme wurde etwas lauter, energischer.
    Sie schaute den Mann mit ihren großen blauen Augen an. Was sie sah, machte ihr jetzt Angst: das schmutzige, verschwitzte, unrasierte Gesicht; die scharfen Falten rechts und links neben dem Mund; die gelbliche Gesichtshaut; die dunklen Augen, die sie unentwegt anstarrten; die verdreckten Hände. Und seine komische Art zu sprechen. Sie verstand ihn kaum. Der Mann war ihr unheimlich geworden. Sie überlegte, wie sie ihn loswerden könnte. Dann hatte sie eine Idee.
    »Soll ich Ihnen mal meine Schildkröte zeigen?« Christa hatte den Korb oben am Bach stehen gelassen. Dort angekommen, wollte sie einfach wegrennen.
    Er packte Christa etwas fester am Arm und zog sie ins Gras hinunter. »Nee, deine blöde Schildkröte interessiert mich nich’.«
    Christa spürte, wie sich ihr Magen zu verkrampfen begann. Der unheimliche Fremde glotzte sie an, seine Gesichtszüge verzerrten sich. Sie ahnte, dass sich etwas Furchtbares anbahnte. »Lass mich doch in Ruhe, meine Eltern geben dir auch viel Geld. Lass mich doch bitte in Ruhe!«
    Aber er hörte gar nicht mehr zu. Jetzt war es soweit. Ich muss dich kaputtmachen! ICH MUSS DICH KAPUTTMACHEN! Mit beiden Händen griff er an den Hals des Mädchens und drückte zu, die Daumen an der Gurgel, die Handflächen an den Halsseiten.
    Christa erstarrte, unfähig dem körperlich weit überlegenen Angreifer etwas entgegenzusetzen. Sie konnte nicht mehr atmen. Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit. Sie hatte das Gefühl, als würde sie in einem Ballon sitzen und höher fliegen. Dem Himmel entgegen. Höher. Immer höher. Dann wurde ihr schwarz vor Augen.
    Das Mädchen war zusammengesackt und lag leblos vor ihm. Er fuhr mit der rechten Hand über die Hose bis zur Vagina des erschlafften Körpers. Er wollte sich aufgeilen. Aber es nutzte nichts. Der Sturm der Erregung hatte sich urplötzlich gelegt, das »komische Gefühl« existierte nur noch in seiner Erinnerung. Denn es war nicht so abgelaufen, wie er es sich vorgestellt hatte, wie es hätte sein müssen. Es war ihm alles zu schnell gegangen. Viel zu schnell. Die Regungslosigkeit des Mädchens während des Würgens hatte ihn genauso irritiert wie das fehlende Aufbäumen. Es war kein Kampf gewesen, das Mädchen hatte sich widerstandslos gefügt. Und genau das hätte nicht passieren dürfen.
    Enttäuscht und verunsichert machte er sich davon, ohne weiter auf das Mädchen zu achten. Er lief an einem Pumpenhäuschen vorbei, durch die Straße »Vossundern«, dann weiter über Feldwege in Richtung Bahnhof Bottrop-Boy. Als er durch die Felder marschierte, flammte es plötzlich wieder auf – das ungestillte Verlangen. Er verstand das nicht. Aber er hatte sich zu fügen. Den dunklen Dämonen hatte er jetzt nichts entgegenzusetzen. Es ging nicht darum, was er wollte, sondern darum, was er musste. Er schlug sich in ein Kornfeld und onanierte. Dabei stellte er sich vor, wie er mit dem toten Mädchen verkehren würde. Erst danach konnte er sich wieder entspannen. Um 16.12 Uhr bestieg er den Zug in Richtung Duisburg.
    Christa erwachte auf dem Rücken liegend im Gras, nur langsam fand sie sich

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