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Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete (German Edition)

Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete (German Edition)

Titel: Ich pfeife auf den Tod!: Wie mich der Fußball fast das Leben kostete (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Babak Rafati
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Situation auch sagen sollen? Dass sie sich selbst keinen Reim machen konnte, was genau geschehen war? Die Schwestern brachten sie sofort zu mir auf die Station. Was sie fühlte, als sie mich in meinem Zustand sah, hat Rouja später folgendermaßen geschildert:
    »Ich hatte an diesem Tag schon einiges durchlebt an Gefühlsaufwallungen – doch das Wiedersehen mit Babak stellte noch einmal alles in den Schatten: Es war der bisher traurigste Moment meines Lebens, denn seinen Gesichtsausdruck werde ich nie wieder vergessen. Er lag zusammengerollt unter der Bettdecke wie ein kleines Kind, das Gesicht halb im Kissen vergraben, mit einem Auge zur Tür blinzelnd. Als ich ins Zimmer kam, schlug er die Augen nieder und fing sofort an zu weinen, so sehr schämte er sich. Seine Hände und Arme waren bis hoch zur Schulter mit Verbänden umwickelt. In seinem schönen schwarzen Haar war getrocknetes Blut und unter den verklebten Strähnen sah ich überall verschorfte Schnittwunden. Er wirkte ausgemergelt, sein Gesicht wirkte spitz und war kalkweiß, statt der gesunden Bräune, die ihm sonst immer so etwas Weltmännisches gab. Das frühere Strahlen seiner Augen war in einer stumpfen Tiefe versunken und was darin noch an Leben sein mochte, wurde verschluckt von den trauerschwarzen Ringen um seine Augenhöhlen. Er sah einfach schrecklich aus, das war nicht der Mann, den ich am Vortag an der Tür umarmt und verabschiedet hatte. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass sich ein Mensch in so kurzer Zeit derartig verändern und um Jahre gealtert wirken kann. Da lag ein Greis, aus dem alles Leben gewichen war, und ich brauchte ein paar Schrecksekunden, um den Menschen, den ich so liebe, wiederzuentdecken. Ich hatte Babak bisher nie weinen sehen, vielleicht mal eine Träne der Rührung – dann aber mit einem ganz breiten Lächeln –, aber als er mich sah, schluchzte dieser Mensch so herzzerreißend seinen Kummer heraus, wie ich es noch nie erlebt hatte. Es war ein so erschütternder Anblick, der mich in meinem Innersten berührt hat. Ich sank neben ihm aufs Bett und habe ihn dann nur noch sanft gestreichelt und immer wieder versucht, ihn zu beruhigen. Ich habe nicht viel gesprochen, ich wollte einfach nur, dass er weiß, ich bin jetzt für ihn da und werde ihn bis zu meinem Lebensende nicht alleine lassen.«
    Rouja drückte mich ganz fest an sich und wir weinten gemeinsam minutenlang. Wir sprachen wenig. Ich spürte die Erleichterung bei Rouja, weil sie endlich die Gewissheit hatte, dass ich lebte. Und ich war erleichtert, dass sie mich nicht verstoßen hatte, sondern mich einfach in den Arm nahm und drückte. Das war meine größte Angst, von ihr verstoßen zu werden, weil ich ihr nicht den Hauch einer Chance gelassen hatte, mir das Leben zu retten, und weil ich sie, wäre ich mit meinem Suizid erfolgreich gewesen, für alle Ewigkeiten ohne Antwort auf ein »Warum« zurückgelassen hätte. Ich kam mir klein und elend vor, so sehr schämte ich mich, so aufgelöst war ich, dass diese Frau mir trotzdem ihre Liebe zeigte. Immer wieder hielt sie mich fest und betete auf Persisch: »Lieber Gott, danke, dass Du ihn mir ein zweites Mal geschenkt hast.« Als sie meine Arme und meine Wunden am Kopf genauer sah, erschrak sie und drückte mich noch fester an sich. Sie weinte, weil sie fühlte, wie viel Verzweiflung ich durchlebt haben musste, um mir solche Verletzungen zuzufügen. Vorwurf hörte ich keinen einzigen. Wir hielten uns eine ganze Weile einfach nur in den Armen und weinten.
    Ich fühlte mich geborgen und geliebt. Es war, als hätte ich plötzlich Schutz vor all dem, was mich noch erwarten würde. Für Rouja, so beschloss ich, würde ich alles auf mich nehmen, was noch kommen sollte. Wir sprachen nichts miteinander, fühlten uns nur. Es hätte uns beide zu viel Kraft gekostet, um alles zu erklären. Es wäre mir schlicht unmöglich gewesen. Ich hatte selbst keine Erklärungen für ein Warum. Wir mussten zunächst erst einmal die Wahrheit fühlen und uns darüber klar werden, dass etwas sehr Schwerwiegendes mit uns passiert war.
    Unser Wiedersehen in der Klinik spiegelte alles wider: das Glück, dass ich überlebt hatte, und die Verzweiflung über das Unglück, das durch meine Tat über uns gekommen war. Das Einzige, was mir in diesen ersten schweren Stunden weiterhalf, am Leben zu bleiben, war, dass die Reaktionen meiner Frau so tröstend aufopferungsvoll waren und sie nur meine Anwesenheit spüren und mein Wohlbefinden wollte. Sie

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