Ich schenk dir was von Tiffany's
Stimme. Wahrscheinlich waren ihr die anderen Gäste wieder eingefallen. «Und woher kennst du diesen Mann, Ethan?»
«Sie waren mit diesem Kerl zusammen … mit dem Zeugen – wie hieß er denn noch?» Gary ließ sich nicht davon abbringen, dass Vanessa im Taxi gesessen hatte. «Freeman, jetzt hab ich’s», erinnerte er sich. «Brian Freeman.»
Plötzlich war es, als hätten sie die Rollen getauscht.
Brian
? Verwirrt wandte Ethan sich Vanessa zu, die jetzt aussah, als wäre sie am liebsten im Erdboden versunken. An Garys Geschichte war offenbar etwas dran. Ethan bemühte sich fieberhaft, das alles zu begreifen.
«Brian? Brian war gleichzeitig mit uns in New York?», fragte er Vanessa, wobei er Gary ignorierte. «Was habt ihr denn zusammen in einem Taxi gemacht? Davon hast du mir gar nichts erzählt.» Nur allzu schnell wurde ihm bewusst, dass auch sein bester Freund nichts erwähnt hatte – weder, dass er zur gleichen Zeit wie sie in New York gewesen war, noch, dass er Vanessa dort getroffen hatte, und schon gar nicht, dass er den Unfall miterlebt hatte, der die ganze Geschichte mit dem Ring überhaupt erst ins Rollen gebracht hatte.
Ethan fühlte sich völlig überrumpelt. Wie war es zu diesem seltsamen Rollentausch gekommen? Plötzlich war Vanessa diejenige, die sich rechtfertigen musste.
Wie war es möglich, dass sie mit Brian in dem Taxi gesessen hatte, das Knowles angefahren hatte? Und wenn das der Fall war, warum hatte sie es ihm verschwiegen?
«Na ja, bestimmt könnt ihr beiden Turteltauben den Rest jetzt unter euch klären», warf Gary ein, und wenn Ethan vorhin die Neigung verspürt hatte, ihm ein paar Fausthiebe zu verpassen, so hatte er jetzt das dringende Bedürfnis danach. «Vermutlich braucht Ihre Freundin den jetzt gar nicht mehr?» Gary deutete auf Vanessas Ring, und sie sah verwirrt auf ihre Hand.
«Ich weiß zwar immer noch nicht, wer Sie sind, aber ich weiß, dass Sie das überhaupt nichts angeht», sagte Vanessa durch zusammengebissene Zähne. «Haben Sie nicht schon genug Ärger gemacht?»
«Ich verlange eine Erklärung», sagte Ethan zu Vanessa, ohne Gary zu beachten. «Wenn du mit Brian in dem Taxi gesessen hast, warum hast du mir nichts davon gesagt? Du weißt doch, dass ich bei dem Unfall Erste Hilfe geleistet habe – das habe ich dir alles erzählt. Warum hast du mir das verschwiegen?»
«Ja, und warum sind Sie nicht dageblieben und haben auch geholfen, statt wie eine Rakete abzuzischen?», fragte Knowles. «Ich hätte sterben können, wissen Sie. Die Polizei nennt das ‹Unfallflucht›. Vermutlich ist Ihr Freund deswegen irgendwann zur Vernunft gekommen und hat eine Aussage gemacht. Genützt hat mir das allerdings herzlich wenig», brummte Gary.
Ethan versuchte weiterhin, so zu tun, als sei der andere Mann gar nicht anwesend. «Vanessa, ich habe dich etwas gefragt.»
Sie wich seinem Blick aus.
«Es ist nicht so, wie es scheint, Ethan», begann sie mit flehender Stimme, und Ethan wurde flau im Magen.
«Versuchen kost ja nix, Schätzchen. Aber dieser Freeman hat Sie im Stich gelassen.» Offensichtlich genoss Gary es, dass er so viel Unbehagen verursachte. «Im Zeugenbericht steht, dass das Taxi Sie beide irgendwo in der Stadt aufgegabelt hat.»
Vanessa sah ihn nicht einmal an. «Wir hatten eine berufliche Besprechung», erklärte sie kleinlaut, aber Ethan war inzwischen Experte für faule Ausreden, schließlich hatte er sich in letzter Zeit selbst oft genug welche aus den Fingern gesogen.
«Ach ja? Eine berufliche Besprechung – am Heiligen Abend? Ich wusste gar nicht, dass Brian inzwischen zu deinen Autoren gehört, und auch nicht, dass er in New York war.»
«Brian wollte in die City, und ich musste noch shoppen, also haben wir uns zusammen ein Taxi genommen, nach … unserer Besprechung», fuhr Vanessa fort. Ihre braunen Augen schimmerten tränenfeucht. «Als wir zur Fifth Avenue kamen, habe ich dich und Daisy vor Tiffany’s gesehen. Ich bekam Angst, ich habe dummerweise befürchtet, dass du uns sehen könntest, obwohl das natürlich unmöglich war, aber …» Sie schüttelte den Kopf. «Brian hat versucht, mich zu beruhigen, und wir haben uns gestritten, und dann –»
«Ich hab’s gewusst!», rief Gary aus. «Ich hab doch gewusst, dass dieser Volltrottel von Fahrer nicht aufgepasst hat! Ich soll ihm davorgelaufen sein, was für ein Quatsch! Der kann mich mal kreuzweise! Wegen seiner Lügerei ist mein Prozess in die Hose gegangen.»
Ethan traute seinen Ohren
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