Ich schenk dir was von Tiffany's
einer vermutlich überglücklichen Fremden.
«Aber ich kann mir nicht vorstellen, wie … Das ist noch nie passiert», sagte der Verkäufer empört. «Auf diesem Stockwerk verkaufen wir nur Diamanten. Kleinere Geschenke gibt es im Erdgeschoss oder aber in der Silberabteilung im zweiten Obergeschoss.» Er sah nachdenklich aus. «Warten Sie mal. Ich rufe den Abteilungsleiter an.»
Ethans Kiefermuskeln arbeiteten. Verdammt, das sah nicht gut aus. «Ja, selbstverständlich. Vielen Dank.»
Während der Verkäufer telefonierte, legte Daisy ihrem Vater die Hand aufs Knie. «Dad, alles wird gut. Wir kriegen es bestimmt raus», sagte sie mit ängstlicher Stimme. Ethan schaute sie an und hatte sofort Schuldgefühle, weil er seine Tochter bei diesem ganzen Theater mitschleifte.
«Ja, ich weiß. Tut mir leid, dass ich so nervös bin. Danke … danke, dass du mir bei der Suche hilfst.»
Gleich darauf wurden Daisy und er ausgesprochen höflich vom Geschäftsführer begrüßt. Rasch und unauffällig führten er und einige andere Herren sie in einen Raum, wo sie sich die Videos der Überwachungskameras von Heiligabend anschauten.
Als Ethan in dem schwach beleuchteten Vorführraum saß, hatte er den Eindruck, dass es bei Tiffany’s fast so viele Überwachungskameras wie Diamanten gab. Das ermöglichte ihnen immerhin, sich ihren Besuch auf dem Diamantenstockwerk aus verschiedenen Blickwinkeln anzusehen. Aber leider fiel ihm nichts Besonderes auf. Jedenfalls waren keine Tragetaschen vertauscht worden, und soweit er sehen konnte, hatte es auch sonst keine Verwechslung gegeben.
Ethan vermutete, dass die Angestellten ihm gegenüber mindestens genauso misstrauisch waren wie er ihnen gegenüber. Sicher war er nicht der erste Kunde, der behauptete, ihm sei im Geschäft ein Schmuckstück abhandengekommen. Doch Fazit war, dass das Videomaterial keine Ergebnisse brachte. Offenbar hatten Daisy und er den Laden tatsächlich mit dem Diamantring verlassen.
Mehr war nicht zu machen.
Ethan bedankte sich beim Geschäftsführer und beim Sicherheitsteam, und im Gegenzug versprachen die Herren ihm alle erdenkliche Unterstützung und baten ihn, er möge sie über etwaige Fortschritte auf dem Laufenden halten. «Danke, darum bitte ich Sie auch», sagte er und schüttelte allen die Hand.
Draußen auf der Straße traf ihn die Frustration mit voller Wucht.
«Und was jetzt, Dad?», fragte Daisy.
«Ich weiß es nicht, Mäuschen», antwortete er, während er sich das Hirn zermarterte, wie der nächste Schritt aussehen sollte. Wenn bei Tiffany’s nichts verwechselt, nichts übersehen worden war, was konnte dann bloß passiert sein? Nachdem sie den Ring abgeholt hatten, waren sie doch gleich ins Hotel zurückgekehrt, oder? Oder hatten sie noch irgendwo einen Zwischenstopp eingelegt …
«Könnten wir jetzt vielleicht irgendwo was essen? Ich hab richtig großen Hunger.»
Ethan schaute auf die Uhr. Es war fast Mittag, und sie hatten sich bei Tiffany’s viel länger aufgehalten, als er erwartet hatte. «Okay, wir können ja –» Ein plötzliches Reifenquietschen unterbrach ihn. «Ach ja!», rief er und drehte sich um. «Der Unfall!» Das war es! Das
musste
es gewesen sein. Ethan wandte sich Daisy zu. «Erinnerst du dich, wie der Mann hier Heiligabend vom Taxi angefahren wurde und wie wir ihm geholfen haben? Er hatte doch so viele Einkaufstüten bei sich, weißt du noch?»
«Ja …» Daisy nickte, ohne zu wissen, worauf ihr Vater hinauswollte.
«Weißt du das nicht mehr? Ich hatte dich doch gebeten, seine Sachen einzusammeln und darauf aufzupassen … Könnte es vielleicht sein, dass da etwas durcheinandergeraten ist, dass Einkäufe von dem Mann vielleicht mit unseren Sachen vertauscht wurden?»
Auf einmal wirkte Daisy erschrocken. «Nein, nein, Dad. Das glaube ich nicht …» Sie biss sich auf die Lippe. Die Vorstellung, dass sie die Ursache für diesen ganzen Ärger sein könnte, setzte ihr offensichtlich sehr zu.
«Schätzchen, das macht doch nichts. Wenn das so ist, ist es überhaupt nicht schlimm, und es ist auch gar nicht deine Schuld», beruhigte er sie rasch. «Aber das wäre die Lösung, oder? Ja, so muss es gewesen sein.» Ethan spürte, wie die Last auf seinen Schultern deutlich leichter wurde. «Also, lass uns ein Restaurant suchen. Wir wollen uns doch die berühmte New Yorker Pizza nicht entgehen lassen, solange wir noch hier sind, was? Du darfst so viel essen, wie du möchtest. Und ich muss jetzt ein bisschen
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