Ich schenk dir was von Tiffany's
Rachel redete. Gary war noch viel hirnloser, als ihr bisher bewusst gewesen war.
In diesem Moment schloss er die Augen und legte den Kopf auf den Tisch. Er murmelte noch etwas, das sich anhörte wie: «Könnt mich glatt dran gewöhnen, alles umsonst zu kriegen – Bier, Diamanten …», dann stieß er einen lauten Schnarcher aus.
Terri vergewisserte sich, dass er wirklich fest schlief und dachte dann über ihren nächsten Schritt nach. Ihr erster Impuls war, ihm ordentlich eins überzuziehen, so schockiert war sie über das, was sie gerade erfahren hatte.
Sie hatte ja von Anfang an den Verdacht gehabt, dass irgendetwas nicht stimmte, aber das hatte sie nicht erwartet. Sollte sie es Rachel erzählen? Sollte sie ihr eröffnen, dass die märchenhafte Verlobung von vorne bis hinten Betrug war und nur zustande gekommen war, weil Gary aus einem Irrtum Profit geschlagen hatte? Das musste sie doch, oder? Aber wenn Terri es sich recht überlegte, dann hatte Ethan Greene ihr diese unangenehme Aufgabe vielleicht bereits abgenommen.
Terri versuchte, sich das Gespräch vorzustellen, und hatte großes Mitleid mit dem armen Mann. Warum sollte er unter den Folgen dieser Verwechslung leiden, wenn doch Gary, diese Dumpfbacke, an allem schuld war?
Terri warf noch einen Blick auf Rachels große Liebe, die sich stockbesoffen um den Verstand schnarchte. Sie hoffte bloß, dass er morgen mit einem fürchterlichen Kater aufwachen und von Scham und Schuldgefühlen gepeinigt werden würde. Oder würde er sich gar nicht daran erinnern, was er ihr eben erzählt hatte?
Terri schüttelte den Kopf. Die arme Rachel mit ihren großen Träumen von Traditionen. Auf welche Traditionen konnte sie sich denn freuen, wenn sie so einen Grasdackel wie Gary zum Mann nahm?
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Kapitel 24
Gary hörte, wie jemand seinen Namen rief. Ringsherum war es finster, und etwas Kaltes, Hartes drückte gegen sein Gesicht. Er kam einfach nicht drauf, was es war.
«Ach, Ma, jetzt lass doch mal gut sein …»
«Gary, wach auf.»
Warum konnte er die Augen nicht aufmachen? Sie waren wie zugekleistert. Nach und nach kam er zu sich. Als Erstes nahm er die stechenden Schmerzen im Schädel wahr, es fühlte sich an, als wäre sein Kopf in einen Schraubstock gespannt. Warum nur hatte er so einen Brummschädel? Und wo war er bloß?
«Gary, na los – wach auf!» Jemand tippte ihm nachdrücklich auf die Schulter, und allmählich dämmerte ihm, dass er die Stimme kannte.
Endlich konnte er ein Auge öffnen, dann das andere. Vor ihm stand Rachel, seine Verlobte. Aber besonders glücklich wirkte sie nicht. Was hatte sie denn?
«Gary.» Sie rüttelte ihn an der Schulter. «Was machst du denn hier?» Es klang eher auffordernd als fragend.
Er hatte immer noch kein Wort gesagt und versuchte, sich auf seine Umgebung zu konzentrieren. Vor ihm stand eine Whiskeyflasche, daneben zwei Schnapsgläser. Anscheinend lag er mit dem Kopf auf der dunklen Holzplatte eines Tisches und saß auf einem Stuhl. Und ihm tat nicht nur der Kopf weh, sondern auch alle anderen Körperteile. Es musste damit zu tun haben, dass er die ganze Nacht im Sitzen geschlafen hatte.
«Hey, Babe», murmelte Gary, während er mühsam begann, den Kopf vom Tisch zu heben.
Rachels Nasenflügel blähten sich, und ihre Augen wurden schmal. Er versuchte sich zu entsinnen, wann er sie zum letzten Mal so wütend gesehen hatte, und ihm wurde bewusst, dass er sich nicht erinnern konnte, sie überhaupt jemals so erlebt zu haben. Klar, manchmal hatte sie wegen irgendwelcher Sachen im Bistro Megastress gehabt, aber ihr Ärger hatte sich noch nie gegen ihn gerichtet.
«Was machst du denn bloß hier?», fragte sie wieder.
Gute Frage, befand Gary im Stillen, was machte er hier? Er versuchte, sich den vergangenen Abend ins Gedächtnis zu rufen. Ja, er hatte mit Sean in Wicklow ein Taxi genommen, und dann war er ins Bistro gekommen, um Rachel zu suchen, aber sie war nicht da gewesen. Wohl aber Terri, und die hatte ihm noch mehr zu trinken gegeben. Aber noch wichtiger war, dass sie nett zu ihm gewesen war. Sie hatte ihn zum Bier eingeladen, und welcher Mann würde ein Freibier ablehnen?
Es war schon merkwürdig, denn Terri redete eigentlich nie richtig mit ihm, und er hatte immer gedacht, sie würde ihn nicht besonders mögen, aber gestern Abend … Hatte sie mit ihm geflirtet? Gary versuchte verzweifelt, sich zu erinnern. Jedenfalls war sie äußerst freundlich gewesen. Aber irgendwas Wichtiges wollte ihm
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