Ich schenk dir was von Tiffany's
seinetwegen. Das war doch nicht möglich!
Gereizt schüttelte Rachel den Kopf und begann, um ihn herum aufzuräumen. Sie nahm die Schnapsgläser fort und stellte die Whiskeyflasche wieder ins Regal. Verwirrt blieb Gary sitzen. So hatte sie sich in seiner Gegenwart noch nie verhalten. Normalerweise verwöhnte sie ihn doch nach Strich und Faden.
Panik stieg in ihm auf. Womöglich hatte Terri ihr schon die Wahrheit über die Verlobung gesteckt? Andererseits − warum sagte Rachel nicht einfach, was los war? Sie erwartete, dass er erriet, warum sie so genervt war, wie Frauen das immer machten. Gary warf einen Blick auf ihre linke Hand, aber zum Glück war der Diamantring noch da. Innerlich stieß er einen Seufzer der Erleichterung aus. Das war also nicht das Problem. Immerhin. Wenigstens musste er sich jetzt nicht auch noch damit auseinandersetzen.
Rachel kam wieder zu ihm und fuchtelte herum, als wollte sie ihn verscheuchen. «Na los, raus mit dir. Worauf wartest du denn noch?»
Sie schob ihn durch die Tür in die Küche und dann durch den Lieferanteneingang nach draußen. In der Tür drehte er sich um und bemühte sich, sein charmantestes Grinsen aufzusetzen. «Kriege ich keinen Abschiedskuss?»
Rachel zog eine Grimasse. «Gary, du stinkst. Jetzt geh bitte, vielleicht spreche ich nachher mit dir.» Sie schubste ihn nach draußen und schloss die Tür.
Als er allein in der Seitengasse stand, schnupperte Gary an seinem Hemd. Rachel hatte recht: Er roch wirklich nicht gut. Er verspürte ein wachsendes Unbehagen in der Magengrube und wünschte, er könnte sich besser erinnern, was er Terri gestern Abend erzählt hatte. Und vor allem, was er nicht erzählt hatte. Er glaubte nicht, dass er so besoffen gewesen war, dass er alles ausgeplaudert hatte. Aber wer konnte das wissen? Sicher war im Moment nur eins: Es gefiel ihm nicht, dass Rachel böse auf ihn war. Normalerweise freute sie sich, wenn sie ihn sah, und war sehr gern in seiner Nähe, aber jetzt? Sollte er versuchen, es wiedergutzumachen? Ihr Blumen kaufen oder so was?
Während er vorn am Gebäude vorbeiging, spähte er durch die Fenster ins Bistro, wo Rachel sich an den Tischen zu schaffen machte und alles für die Gäste vorbereitete. Er wartete darauf, dass sie in seine Richtung schaute, aber es war, als würde sie ihn absichtlich ignorieren.
Gary trat auf die Straße, um ein Taxi heranzuwinken. Er hoffte, dass er es nach Hause schaffte, ohne kotzen zu müssen.
Während der Taxifahrt versuchte er angestrengt, die Sorge zu verscheuchen, die ihn nun erbarmungslos überfiel. Es war nicht so sehr, dass Rachel böse auf ihn war – im Laufe der Jahre waren viele Frauen böse auf ihn gewesen.
Aber wenn sie derartig sauer war, weil sie ihn im Tiefschlaf in ihrem Bistro gefunden hatte, wie würde sie dann erst reagieren, wenn Terri ihr von dem Ring erzählte?
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Kapitel 25
Rachel konnte Garys Blick förmlich spüren, als er durch die Fenster des Bistros sah, aber sie hatte schon beschlossen, dass sie auf keinen Fall reagieren würde. Also hielt sie den Atem an und wartete darauf, dass er verschwand. Noch nie war sie so mit ihm umgegangen, sie hatte ihn nie zu etwas gedrängt und war auch nie sauer auf ihn gewesen. Es war ein völlig neues Gefühl.
Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Sie versuchte, sich einzureden, es läge daran, dass sie ihren Verlobten morgens im Tiefschlaf und immer noch alkoholisiert in ihrem Bistro vorgefunden hatte. Doch so gern sie das auch glauben wollte, eine leise Stimme in ihrem Innern widersprach. Ihre Gefühle für Gary waren heute anders als sonst, und sie befürchtete, dass diese Veränderung mit dem gestrigen Essen mit Ethan zusammenhing.
Er war ganz anders als Gary, so herzlich, und es war ganz einfach, mit ihm zu sprechen. Nach dem Essen hatten sie noch lange bei einem Kaffee zusammengesessen und sich unterhalten. Rachel konnte nicht fassen, dass sie sich ihm gegenüber so geöffnet hatte, dass sie ihm von ihrer Sehnsucht nach einer richtigen Familie erzählt hatte und von ihrem Wunsch, Traditionen zu schaffen. Anfangs war sie überzeugt gewesen, dass er sie für eine Spinnerin halten würde, aber er hatte offenbar genau verstanden, was sie meinte. Schließlich erhoffte er sich von der Beziehung zu seiner künftigen Verlobten das Gleiche.
Unwillkürlich sann Rachel darüber nach, was Vanessa wohl für eine Frau war. Bestimmt war sie intelligent, stilvoll gekleidet und sehr schön, denn Ethan selbst sah ja
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