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Ich schnapp' mir einen Mann

Ich schnapp' mir einen Mann

Titel: Ich schnapp' mir einen Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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nicht? Ich hab doch gesagt, dass Sie was
guthaben bei mir, Doktorchen. Und so 'ner netten jungen Mutti darf man
doch nichts abschlagen.«
    Er ließ sich vom Chauffeur eine Stablampe reichen und richtete
sie auf Xavier. Sein Auge geriet in Zuckung, als wollte es schneller
zum Stuhl gelangen als Ziggy selbst.
    »Mal sehen, ob's schon durch ist!«
    Mit diesen Worten zog er erneut die Pistole.
    Flora verbarg ihr Gesicht in den Händen, als das Holz von dem
Kübel in einem Geschosshagel zu Millionen von Splittern explodierte und
nach allen Seiten davonflog. Als Flora wieder hinschaute, saß Xavier
mit einem dicken, soliden Zementklotz an den Beinen da. Entweder war er
bewusstlos oder tot. Sein Gesicht war im geisterhaften Licht der
Stablampe weiß wie ein Laken, seine Augen geschlossen.
    Ziggy wechselte nochmals das Magazin und nickte dem Buchhalter
zu. »Wenn ich dann bitten darf.«
    Der Buchhalter eilte mit einem Blatt Papier und einem
Videoband auf Ziggy zu.
    »Mir doch nicht, du Trottel«, herrschte Ziggy ihn an. »Zeig's
Doktorchen!«
    Der Buchhalter brachte Papier und Video zu Anton und ließ ihn
staunen.
    »Ein Geständnis!«
    Ziggy floss förmlich über vor Triumph. »Genau. Und das Video,
das er aus der Überwachungsanlage geklaut hat. Ist alles drauf. Ich
hab's mir angesehen. Den Schluss, wo die Mutti das Doktorchen mit der
Pistole aus der Bank gescheucht hat, hab ich gelöscht. Für alle Fälle.«
    Flora schluckte. Der Himmel hatte ihr Flehen erhört. Endlich!
Anton konnte sich rehabilitieren! Jetzt war alles in Ordnung.
    Bis auf eine einzige, unangenehme Kleinigkeit.
    Sie starrte benommen auf den Betonklotz.
    Von Ziggy schien ein Leuchten auszugehen. Dies war die Stunde
des Siegers, und sie gehörte ihm allein.
    Der Buchhalter kam auf sein Kommando mit Antons Koffer
herbeigelaufen. Ziggy nahm ihn und wog ihn in der Hand. »Und hier, zum
guten Schluss, haben wir die Knete. Den Mammon. Den Zaster. Die
Scheinchen. Den Schotter. Die Kohle.« Ziggy lächelte sie listig an.
»Womit wir auch schon beim Geschäftlichen sind.«
    Flora nahm nur verschwommen wahr, dass er ihre Vorliebe für
Synonyme zu teilen schien. Wie hypnotisiert blickte sie auf die
brillantengeschmückte Hand, die liebevoll den Koffer tätschelte.
    Anton zwang sich, einen Kommentar abzugeben. »Herr Ziegler,
als Ihr Anwalt habe ich die Pflicht, Sie darauf hinzuweisen, dass
solche Art von Geschäften aus juristischer Sicht …«
    »Das ist ja das Gute an diesem Geschäft«, kam Ziggy eilig
Antons Einwand zuvor. »Wir haben alle was davon. Jeder ist glücklich.
Ihr habt das Video und das Geständnis von dem Bank-Arsch. Ich habe den
Koffer mit der Kohle. Und der Bank-Arsch hat die Gewissheit, dass er
niemals, niemals, niemals ins Gefängnis muss!«
    Sein Kopf ruckte, der Pferdeschwanz flog, und das Auge hüpfte
im Rhythmus seines keckernden Gelächters vor und zurück.
    Xavier gab unter dem Klebeband ein ersticktes Quieken von
sich. Seine Augen entwickelten ähnliche Aktivitäten wie das Sehorgan
von Ziggy. Er sah aus wie ein unter Strom stehender Frosch.
    »Um Gottes willen, Anton«, wisperte Flora. »Tu was!«
    Anton schluckte hart. »In manchen Lebenslagen sollte man
unbedingt Fatalist bleiben.«
    Flora drückte die Hand gegen ihre Lendenwirbel und atmete.
Dann schnaufte sie. Ihr Schnaufen ging nahtlos in ein archaisches
Stöhnen über. Sie griff mit der freien Hand nach Antons Schulter und
drückte sie. Presste sie. Quetschte sie.
    Anton zuckte zusammen und sah alarmiert auf die Uhr. »Das ist
jetzt die zweite Stressbewältigung innerhalb von fünf Minuten. Hat das
was zu bedeuten?«
    »Anton«, wimmerte Flora auf dem Höhepunkt der Wehe, »mach was!
Hilf ihm!«
    »Und was, bitte schön? Soll ich vielleicht die Kavallerie
rufen?«
    Lautes Klirren lenkte die allgemeine Aufmerksamkeit auf eines
der Fenster, das in diesem Augenblick in einer Fontäne von Glas nach
innen barst. Ein dunkler Gegenstand flog durch die Luft und landete mit
dumpfem Knall dicht neben Ziggy auf dem Boden. Ein gleißender Blitz
zerriss die Dunkelheit, dann folgte ein weiterer Aufprall, nicht weit
entfernt von dem ersten, und beißender Rauch begann aufzusteigen und
rasch die Luft zu vernebeln.
    Ziggy taumelte durch die Schwaden, in jeder Hand eine Pistole.
Der Chauffeur tastete sich an den Wänden entlang zur Tür.
    Flora kroch hustend über den Fußboden in die Richtung, wo sie
Anton vermutete. Sie konnte nichts mehr sehen. Der Blitz hatte
zahlreiche vielfarbige Punkte auf

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