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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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frischen Wiesenblumen – Lavendel, Glockenblumen und sonst noch alles Mögliche, was ich nicht kannte. Offensichtlich hatte Rosaleen sich viel Mühe gemacht.
    Von unten hörte ich Geräusche: Teller klapperten, das Wasser lief, ein Kessel pfiff, etwas brutzelte in einer Pfanne, und nach einer Weile zog der Duft des Gebrutzelten die Treppe herauf und in mein Zimmer. Plötzlich wurde mir klar, dass ich seit dem Lunch gestern bei Barbara – ein von Lulu zubereitetes, wirklich himmlisches Sashimi – nichts mehr gegessen hatte. Außerdem war ich auch nicht auf dem Klo gewesen, und so arbeiteten meine Blase und mein Magen gemeinsam daran, mich zum Aufstehen zu zwingen. Gerade als ich den Entschluss fasste aufzustehen, hörte ich durch die dünnen Pappwände, wie sich die Tür im Nebenzimmer schloss und verriegelt wurde. Kurz darauf wurde lautstark der Klositz hochgeklappt, dann plätscherte Urin ins Klobecken. Von ziemlich weit oben, und falls Rosaleen nicht auf Stelzen pinkelte, musste es wohl Arthur sein.
    Nach den Geräuschen aus Küche und Bad zu schließen, befand sich meine Mutter nicht in diesen beiden Räumen. Also hatte ich jetzt die Chance, sie in ihrem Zimmer zu besuchen. Schnell schlüpfte ich in meine rosa Uggs, schlang mir die taubenblaue Decke um die Schultern und schlich auf Zehenspitzen den Korridor entlang.
    Obwohl ich ziemlich leichtfüßig bin, knarrten die Dielen bei jedem Schritt. Als ich die Klospülung im Badezimmer hörte, rannte ich den Rest des Wegs und stürzte ohne anzuklopfen in Mums Zimmer. Ich weiß selbst nicht, was ich dort erwartete, aber vermutlich etwas, das mehr dem Anblick ähnelte, der mich jeden Morgen in den letzten zwei Wochen empfangen hatte: eine dunkle Höhle, in der meine Mutter sich unter ihrem Federbett vergraben hatte. Aber an diesem Morgen erwartete mich eine angenehme Überraschung. Mums Zimmer war sogar noch heller als meines – in einer Art buttrigem Gelb gestrichen, frisch und sauber. Die Vase auf dem Fensterbrett war mit Butterblumen, Löwenzahn und verschiedenen langen Gräsern gefüllt, alles mit einem gelben Band zusammengebunden. Anscheinend lag das Zimmer direkt über dem Wohnzimmer, denn an der Wand war ein offener Kamin, und darüber hing ein Papstfoto. Ich bekam eine Gänsehaut. Nicht weil mir so vor dem Papst graute – obwohl mir Zac Efron an der Wand schon lieber gewesen wäre –, sondern wegen des Kamins. Ich kann offene Feuerstellen nicht leiden. Diese hier war weiß verputzt, aber ziemlich verrußt, und sah aus, als würde sie häufig benutzt, was ich für ein Gästezimmer seltsam fand. Offenbar hatten Rosaleen und Arthur viele Gäste. Dabei kamen sie mir gar nicht vor wie besonders gesellige Menschen. Dann fiel mir auf, dass das Zimmer auch ein eigenes Bad hatte, und ich begriff, dass Rosaleen und Arthur meiner Mum ihr eigenes Schlafzimmer überlassen hatten.
    Mum saß in einem weißen Schaukelstuhl, ohne zu schaukeln, das Gesicht zum Fenster gewandt, und blickte hinaus in den Garten. Ihre Haare waren ordentlich zurückgesteckt, sie trug einen apricotfarbenen Morgenmantel aus fließender Seide und den gleichen rosa Lippenstift, den sie seit Dads Begräbnis immer benutzte. Auf ihrem Gesicht lag ein Lächeln, ein winziges Lächeln zwar nur, aber immerhin, und sie sah aus, als würde sie intensiv nachdenken, vielleicht über den gestrigen Tag. Als ich näher kam, blickte sie auf, und das Lächeln wurde etwas ausgeprägter.
    »Guten Morgen, Mum.« Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn und setzte mich neben sie auf die Kante des bereits gemachten Betts. »Hast du gut geschlafen?«
    »Ja, danke«, antwortete sie fröhlich, und mir wurde ganz leicht ums Herz.
    »Ich auch«, sagte ich und merkte jetzt erst, dass es stimmte. »Es ist so ruhig hier, nicht wahr?« Ich beschloss, nichts davon zu erwähnen, dass Rosaleen mitten in der Nacht in meinem Zimmer gewesen war, denn es konnte ja sein, dass ich es nur geträumt hatte. Es wäre mir peinlich gewesen, sie zu Unrecht zu beschuldigen, ich brauchte weitere Beweise.
    »Ja, das stimmt«, bestätigte Mum.
    Eine Weile saßen wir nebeneinander und blickten stumm in den riesigen Garten hinaus. Mittendrin stand eine Eiche, die ihre Äste nach allen Richtungen streckte, als wollte sie zum Klettern einladen. Ein schöner Baum, der sich mit seinem üppigen Grün stattlich dem Himmel entgegenreckte. Er war stämmig und solide, und ich konnte gut verstehen, warum Mum ihn so fasziniert anschaute. Bestimmt stand er

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