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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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nach hinten in das eklige Gestrüpp, in dem wahrscheinlich jede Menge unappetitliche Kreaturen hausten. Unsanft schlug ich mit dem Kopf auf etwas Hartes und stieß einen Schrei aus, der selbst für meine eigenen Ohren reichlich panisch klang. Einen Moment lang sah ich nur verschwommen, und in dem kaputten Dach und dem dunkelblauen Himmel über mir erschienen schwarze Flecken. Dann rappelte ich mich mühsam auf, zerkratzte mir beim Hochstemmen die Hände an den Steinen, schaute aber nicht zurück, sondern lief weg, so schnell mich meine Ugg-Boots trugen. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, bis endlich das Haus in Sicht kam – als hätten sich die Straße und die Bäume verschworen und mich auf ein Laufband gepackt, auf dem ich rannte, ohne wirklich vorwärtszukommen.
    Barbaras BMW stand nicht mehr vor dem Hexenhäuschen, und mir wurde schlagartig klar, dass ich jetzt endgültig von meinem bisherigen Leben abgeschnitten war. Die letzte Brücke war abgebrochen. Ich war noch nicht am Gartentor, da öffnete sich auch schon die Haustür, Rosaleen erschien und starrte mich an – vermutlich hatte sie seit dem Augenblick, als ich weggegangen war, dort gestanden.
    »Komm rein, komm rein«, rief sie mit eindringlicher Stimme.
    So trat ich schließlich über die Schwelle, hinein in das neue Leben, das nun unwiderruflich begann. Mit meinen ehemals sauberen rosa Uggs, die von meinem Ausflug total verdreckt waren, durchquerte ich die mit großen Steinplatten ausgelegte Diele. Es herrschte Totenstille im Haus.
    »Lass dich mal anschauen«, sagte Rosaleen, packte mich am Handgelenk und inspizierte mich von oben bis unten. Einmal, zweimal, dreimal … Als ich mich losmachen wollte, verstärkte sich ihr Griff, aber dann ließ sie mich abrupt los, als hätte sie an der Art, wie mein Gesicht sich veränderte, plötzlich gemerkt, was sie da machte.
    Auf einmal klang auch ihre Stimme ein ganzes Stück freundlicher. »Ich kann sie für dich stopfen. Leg sie einfach in den Korb neben dem Sessel im Wohnzimmer.«
    »Was willst du stopfen?«
    »Deine Hose.«
    »Das ist eine Jeans, und die soll so aussehen.« Ich schaute an mir herunter auf meine Fetzenjeans, an der kaum noch Stoff übrig war, so dass die Strumpfhose mit Leopardenmuster darunter zu sehen war – Sinn und Zweck der Sache. »Aber schmutzig müsste sie nicht unbedingt sein.«
    »Oh. Na gut, dann kannst du sie in den Korb in der Küche legen.«
    »Ihr habt ja eine Menge Körbe hier.«
    »Eigentlich nur zwei.«
    Ich war selbst nicht ganz sicher, ob ich einen Witz machen oder sie ärgern wollte, aber sie reagierte sowieso nicht darauf.
    »Okay. Dann geh ich mal in mein Zimmer …« Ich wartete darauf, dass sie es mir zeigen würde, aber sie starrte mich nur an. »Wo ist das denn?«, fragte ich schließlich.
    »Wie wär’s mit einer Tasse Tee? Ich hab Apfelkuchen gebacken.« Ihr Ton klang beinahe flehentlich.
    »Äh, nein danke, ich hab keinen Hunger.« Wie um mich Lügen zu strafen, knurrte mein Magen, aber ich hoffte, dass Rosaleen es nicht hörte.
    »Na klar. Natürlich hast du keinen Hunger«, sagte sie, als würde sie sich selbst dafür ausschimpfen, dass sie die Frage gestellt hatte.
    »Die Treppe rauf, zweite Tür links. Deine Mum hat das Zimmer rechts ganz hinten.«
    »Okay, dann schau ich mal nach ihr.« Ich machte mich auf den Weg zur Treppe.
    »Nein, nein, Kind«, rief Rosaleen schnell. »Lass sie. Sie ruht sich aus.«
    »Ich möchte ihr nur gerne gute Nacht sagen«, entgegnete ich mit einem verkniffenen Lächeln.
    »Nein, du darfst sie jetzt nicht stören«, widersprach sie fest.
    Ich schluckte. »Na gut.«
    Langsam ging ich die Stufen hinauf, die bei jedem Schritt unter meinen Füßen knarrten. Vom Treppenabsatz aus konnte ich in die Diele sehen, wo Rosaleen immer noch stand und mir nachschaute. Weiterhin verkniffen lächelnd, ging ich in mein Zimmer, schloss die Tür hinter mir und lehnte mich mit klopfendem Herzen dagegen.
    Fünf Minuten blieb ich in dem Zimmer, ohne es wirklich wahrzunehmen, aber ich wusste ja, dass ich genug Zeit haben würde, meine neue Umgebung kennenzulernen. Zuerst musste ich nach meiner Mutter sehen. Langsam und vorsichtig öffnete ich die Tür wieder, streckte den Kopf hinaus und spähte vom Treppenabsatz in die Diele hinunter. Keine Spur von Rosaleen. Also machte ich meine Tür ein Stück weiter auf, trat hinaus – und fuhr heftig zusammen. Da stand sie, vor Mums Zimmertür, wie ein Wachhund.
    »Ich war gerade bei ihr«, flüsterte sie,

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