Ich schreib dir morgen wieder
stob erschrocken von einem Baum und flatterte in den Himmel hinauf, wo er sich neu ordnete und wieder orientierte. Ich stapfte mit meinen Flipflops weiter über die ausgetrocknete Wiese.
Als ich näher kam, sagte Schwester Ignatius, ohne aufzublicken: »Guten Morgen, Tamara. Schön heute, was?«
»Ich hasse sie«, wiederholte ich.
Die Nonne sah mich erschrocken an. Dann schüttelte sie den Kopf und wedelte mit den Armen, als versuchte sie, einen nahenden Zug aufzuhalten.
»Ja, ich
hasse
sie, ich hasse sie!«, rief ich immer wieder.
Schwester Ignatius legte den Finger an die Lippen und trat nervös von einem Bein aufs andere, als müsste sie aufs Klo.
»Sie ist eine Ausgeburt des Teufels«, stieß ich hervor.
»Oh, Tamara!«, rief sie schließlich und warf verzweifelt die Hände in die Luft.
»Was denn? Es ist mir vollkommen egal, was Gott von mir denkt. Er soll mich ruhig bestrafen. Aber hol mich hier raus, Gott, ich hab genug, ich kann nicht mehr, ich möchte nur noch nach Hause!«, wimmerte ich in meinem Frust und ließ mich ins Gras fallen. Auf dem Rücken liegend, starrte ich in den Himmel hinauf. »Die Wolke da sieht aus wie ein Penis.«
»Ach Tamara, jetzt mach aber mal einen Punkt!«, fuhr Schwester Ignatius mich an.
»Warum? Finden Sie das etwa unanständig?«, fragte ich sarkastisch, denn ich wollte allen wehtun, die mir in die Quere kamen, ganz gleich, wie gut und nett sie sein mochten.
»Nein! Aber du hast das Eichhörnchen vertrieben«, erklärte sie und klang so verärgert, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Schockiert setzte ich mich auf und ließ stumm ihre lange, leidenschaftliche Tirade über mich ergehen. »Die ganze Woche schon hab ich versucht, es zu erwischen. Ich hab Leckerlis auf einem Teller hingestellt, um es anzulocken, und schließlich ist es auch aufgetaucht – die Nüsse hat es verschmäht, und ich finde, die ganzen Geschichten über Eichhörnchen und ihre angebliche Vorliebe für Nüsse müssen dringend korrigiert werden. Den Käse hat es auch nicht angerührt, aber es liebt Toffee Pops, ist es denn zu glauben. Aber jetzt schau, es ist weg und wird vermutlich nie mehr wiederkommen, und Schwester Conceptua wird mir das Fell über die Ohren ziehen, weil ich ihre Toffee Pops verschwendet habe. Ich glaube, du hast es mit deinem theatralischen Auftritt so erschreckt, dass es einen Herzinfarkt gekriegt hat.« Sie hielt inne, seufzte, beruhigte sich etwas und fragte schließlich: »Wen hasst du denn überhaupt? Vermutlich Rosaleen, richtig?«
Ich sah mir das Gemälde an. »Das soll ein Eichhörnchen sein? Sieht eher aus wie ein Elefant mit einem Wuschelschwanz.«
Zuerst machte Schwester Ignatius ein ärgerliches Gesicht, aber dann betrachtete sie das Bild eingehender und fing an zu lachen. »Oh, Tamara, du bist echt unbezahlbar, weißt du das?«
»Nein«, brummte ich und stand auf. »Sonst müsste ich keinen Arzt für Mum engagieren, sondern könnte alles selbst regeln.« Entnervt wanderte ich vor ihr auf und ab.
Schwester Ignatius wurde ernst. »Du hast Dr. Gedad angerufen?«
»Ja, und er ist heute früh vorbeigekommen. Ich hatte es so geplant, dass Rosaleen gerade bei ihrer Mutter sein würde, um sie mit Essen vollzustopfen – und übrigens hab ich sie gesehen, und sie kann unmöglich jeden Tag das ganze Zeug verputzen, es sei denn, sie hat einen Bandwurm. Aber Rosaleen ist zu früh zurückgekommen, das heißt, bevor ich Dr. Gedad zu Mum bringen konnte, weil sie nämlich – stellen Sie sich das vor! – Salz in den Apfelkuchen getan hat statt Zucker, und ja, Sie haben jedes Recht, mich so anzustarren, weil ich schuld daran bin, aber das ist mir egal, und ich würde es jederzeit wieder tun, und bald werde ich erfahren, ob ich es auch wirklich tue oder nicht.« Ich holte tief Luft. »Jedenfalls ist sie zurückgekommen, um den Apfelkuchen zu holen, der eigentlich für mich und Arthur bestimmt war – nicht dass mich das jucken würde, denn von dem vielen Essen muss ich den ganzen Tag pupsen –, und sie hat es geschafft, den Arzt zu überzeugen, dass er nicht nach Mum zu schauen braucht. Jetzt ist er weg, und Mum ist immer noch in ihrem Zimmer, wahrscheinlich sabbert sie inzwischen und malt die Wände voll.«
»Wie hat sie ihn denn weggeschickt?«
»Keine Ahnung. Ich weiß nicht, was sie ihm eingeredet hat. Er meinte nur, dass Mum jetzt vor allem ihre Ruhe braucht, und ich soll ihn anrufen, falls es einen Notfall gibt.«
»Na ja, als Arzt müsste er das eigentlich
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