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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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schon beurteilen können«, meinte sie nachdenklich.
    »Schwester Ignatius, er hat sie sich nicht mal
angesehen
! Er hat nur auf das gehört, was Rosaleen ihm erzählt hat.«
    »Und warum sollte er
nicht
auf das hören, was Rosaleen ihm erzählt?«, fragte sie.
    »Warum
sollte
er darauf hören? Ich war schließlich diejenige, die ihn gerufen hat. Nicht Rosaleen. Was, wenn ich mitgekriegt hätte, dass sie sich umbringen will, und es Rosaleen nicht erzählen wollte?«
    »Hat sie es denn wirklich versucht?«
    »Nein! Aber darum geht es doch gar nicht.«
    »Hm.« Schwester Ignatius verstummte, tauchte den Pinsel in eine schlammbraune Farbe und malte wieder etwas auf die Leinwand.
    »Jetzt sieht es aus wie irgendein absurdes Kleinvieh, das grade eine schimmlige Nuss gefressen hat«, stellte ich fest.
    Sie schnaubte und lachte wieder.
    »Beten Sie eigentlich manchmal? Bisher hab ich nur gesehen, wie Sie Honig machen, gärtnern und malen.«
    »Ich erschaffe gern etwas, Tamara, denn der kreative Prozess ist eine spirituelle Erfahrung, bei der ich den göttlichen Schöpfergeist in mir spüre.«
    Mit großen Augen schaute ich mich um. »Und macht der göttliche Schöpfergeist jetzt gerade Mittagspause?«
    Doch Schwester Ignatius war in andere Gedanken versunken. »Ich könnte nach deiner Mum sehen, wenn du möchtest«, sagte sie dann leise.
    »Danke, aber ich glaube, sie braucht mehr als nur eine Nonne. Nichts für ungut.«
    »Tamara, weißt du eigentlich, was Nonnen so machen?«
    »Äh, sie beten.«
    »Ja klar, sie beten. Aber das ist längst nicht alles. Ich habe beispielsweise ein Gelübde abgelegt, Armut, Keuschheit und Gehorsam, wie übrigens alle katholischen Schwestern, aber darüber hinaus habe ich auch noch geschworen, den Armen, Kranken und Unwissenden zu dienen. Ich kann mit deiner Mutter sprechen, Tamara. Ich kann ihr helfen.«
    »Oh. Na ja, aber ich vermute, sie ist echt ein Sonderfall.«
    »Außerdem bin ich mehr als ›nur eine Nonne‹, wie du es ausdrückst. Ich habe auch noch eine Ausbildung als Hebamme«, erklärte sie und tupfte mit ihrem Pinsel wieder auf dem Papier herum.
    »Aber was soll das bringen, sie ist ja nicht schwanger.« Dann begriff ich plötzlich, was sie gesagt hatte. »Warten Sie, was war das gerade? Seit wann sind Sie denn Hebamme?«
    »Oh, ich habe eben mehr zu bieten als nur ein hübsches Gesicht«, meinte sie und schmunzelte. »Hebamme war mein erster Beruf. Aber ich habe schon immer gespürt, dass Gott mich zu einem spirituellen Leben, zum Dienst am Menschen berufen hat, und deshalb habe ich mich den Nonnen angeschlossen. Zusammen mit ihnen bin ich durch die Welt gereist und war sehr froh, gleichzeitig als Nonne und als Hebamme arbeiten zu können. Als ich um die dreißig war, war ich hauptsächlich in Afrika tätig. Überall. Ich habe schlimme, aber auch sehr schöne Dinge gesehen und bin wunderbaren und außergewöhnlichen Menschen begegnet.« Sie lächelte.
    »Haben Sie dabei auch jemanden kennengelernt, der Ihnen das hier geschenkt hat?«, fragte ich und deutete auf ihren Goldring mit dem winzigen Smaragd. »Wie verträgt sich denn so was mit Ihrem Armutsgelübde? Wenn Sie diesen Ring verkaufen würden, könnten Sie in Afrika bestimmt einen Brunnen finanzieren. Für so was hab ich schon oft Werbung gesehen.«
    »Tamara«, erwiderte sie schockiert. »Ich habe diesen Ring vor fast dreißig Jahren geschenkt bekommen. Damals habe ich mein fünfundzwanzigjähriges Jubiläum als Nonne gefeiert.«
    »Aber es sieht aus, als wären Sie verheiratet. Warum hat man Ihnen so was geschenkt?«
    »Ich bin mit Gott verheiratet«, erklärte sie lächelnd.
    Ich verzog das Gesicht. »Krass. Na ja, wenn Sie einen normalen Mann geheiratet hätten, der wirklich existiert – ich meine einen, den man sehen kann und der seine Socken überall im Haus rumliegen lässt, statt sie in den Wäschekorb zu stopfen –, dann hätten Sie zum fünfundzwanzigjährigen Dienstjubiläum einen Diamanten gekriegt.«
    »Ich bin sehr glücklich mit dem, was ich habe, danke sehr«, meinte sie. »Haben deine Eltern dich eigentlich je mit zur Messe genommen?«
    Ich schüttelte den Kopf und imitierte meinen Vater: »›Mit Religion ist kein Geld zu verdienen.‹ Natürlich hat er sich da mächtig geirrt. Wir waren in Rom und haben uns den Vatikan angesehen. Die Jungs da sind stinkreich.«
    »Das klingt original nach einem Spruch von ihm«, lachte sie leise.
    »Sie kannten meinen Vater?«
    »O ja.«
    »Woher? Warum?«
    »Aus der

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