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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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Zeit, als er hier war.«
    »Aber wann ist er denn jemals hier gewesen? Ich kann mich an kein einziges Mal erinnern.«
    »Tja, war er aber. Da staunst du, was, Miss Neunmalklug?«
    Ich grinste. »Haben Sie ihn gehasst?«
    Schwester Ignatius schüttelte den Kopf.
    »Na los, Sie können es mir ruhig sagen. Die meisten Leute haben meinen Dad gehasst. Ich manchmal auch. Wir haben uns oft gestritten. Ich bin ihm überhaupt nicht ähnlich, und ich glaube, dafür hat er mich gehasst.«
    »Tamara.« Sie ergriff meine Hände, was mir etwas peinlich war. Sie war so nett und freundlich, und ich hatte immer etwas Angst, die harte Wirklichkeit könnte sie umwerfen. Aber wahrscheinlich hatte sie auf ihren Reisen und bei ihrer Arbeit mehr davon gesehen als ich. »Dein Vater hat dich sehr geliebt, von ganzem Herzen. Er war gut zu dir, hat dir ein wunderbares Leben ermöglicht und war immer für dich da. Du hattest großes Glück. Also sprich nicht so von ihm. Er war ein großartiger Mensch.«
    Sofort bekam ich ein schlechtes Gewissen, und da alte Gewohnheiten nur schwer abzulegen sind, reagierte ich, wie ich es schon immer getan hatte. »Warum haben Sie ihn denn dann nicht einfach geheiratet?«, fauchte ich. »Dann hätten Sie jetzt an jedem Finger einen goldenen Ring.«
    Nach einem langen Schweigen, in dem ich reichlich Zeit gehabt hätte, mich zu entschuldigen – was ich aber nicht tat –, wandte Schwester Ignatius sich wieder ihrem Gekleckse zu. Sie tunkte den Pinsel in die grüne Farbe und strich die Borsten auf dem Papier glatt. Dann vollführte sie mit dem Handgelenk seltsame Zuckungen, wie ein Dirigent, nur statt mit einem Taktstock mit dem Pinsel, bis die grünen Kleckse irgendwann aussahen wie Blätter – oder so etwas Ähnliches.
    »An der Stelle ist aber gar kein Baum.«
    »Ja, und das Eichhörnchen ist auch weg. Da muss ich eben meine Phantasie benutzen. Ich versuche sowieso nicht, einen bestimmten Baum zu malen, sondern die Umgebung, in der mein armes kleines Eichhörnchen wohnt. Stell es dir als abstrakte Kunst vor, in der die Bildsprache sich von der Realität abwendet«, belehrte sie mich. »Nun, meine Darstellung ist nur teilweise abstrakt, das heißt, es handelt sich um ein Kunstwerk, das sich gewisse Freiheiten herausnimmt – zum Beispiel, indem es auf ganz augenfällige Weise mit veränderten Farben und Formen arbeitet, die in der Realität nicht zu finden sind.«
    »Wie Ihr brauner Elefant mit dem riesigem Schwanz statt einem Rüssel.«
    Sie ignorierte meine zynische Bemerkung. »In der totalen Abstraktion dagegen«, fuhr sie fort, »gibt es keinerlei Bezug mehr zu etwas für das ungeübte Auge Erkennbarem.«
    Ich studierte ihr Werk etwas näher. »Ja, ich würde sagen, was Sie da fabriziert haben, gehört schon eher in die Kategorie der totalen Abstraktion. Man erkennt nichts. Ein heilloses Durcheinander. Genau wie mein Leben.«
    Schwester Ignatius lachte leise. »Oh, das Drama der Siebzehnjährigen.«
    »Sechzehn«, verbesserte ich sie. »Hey, gestern war ich übrigens bei Rosaleens Mum.«
    »Ach ja? Und wie geht es ihr?«
    »Na ja, sie hat mir das hier geschenkt.« Ich holte die gläserne Träne aus der Tasche und ließ sie auf meiner Handfläche hin und her rollen. Sie war kühl und glatt, irgendwie beruhigend. »Sie hat jede Menge solcher Dinger da drüben. Echt seltsam. Da steht ein Schuppen im Garten, eine Art Werkstatt, und dahinter ist eine Wiese mit ungefähr zehn Wäscheleinen, an denen mit Draht lauter solche Glassachen aufgehängt sind. Einige davon sind völlig verdreht und sehen fast gefährlich aus, aber die meisten sind einfach nur wunderschön, glitzern und reflektieren das Licht. Ich glaube, dass Rosaleens Mutter sie macht. Für Gartenarbeit hat sie jedenfalls bestimmt nichts übrig. Aber es ist trotzdem so eine Art Garten – ein Glasgarten«, fügte ich lachend hinzu.
    Schwester Ignatius hörte auf zu malen, und ich legte die Träne auf ihre offene Hand. »Die hat sie dir also geschenkt?«, fragte sie.
    »Nein. Na ja, jedenfalls nicht direkt. Ich hab sie in der Werkstatt gesehen. Sie hat gearbeitet, glaube ich, wahrscheinlich an dem ganzen Glaszeug, ganz bucklig, hat eine große Schutzbrille getragen, und ich fürchte, ich hab sie ziemlich erschreckt. Da hab ich das Tablett im Garten für sie stehen lassen. Ich hatte ihr nämlich Frühstück gemacht.«
    »Das war aber nett von dir.«
    »Nicht wirklich. Sie hätten mal sehen sollen, in welchem Zustand das Zeug war. Und Rosaleen wusste

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