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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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Gedanke sehr traurig machte, dass ich Weseley womöglich wieder verlieren würde –, ging die Haustür auf. Einen mit Alufolie bedeckten Teller in der Hand, trat Rosaleen in die Diele. Sie warf Dr. Gedad einen Blick zu, als wäre er der Leibhaftige persönlich, und ihr Gesicht wurde kalkweiß.
    »Guten Morgen«, sagte Dr. Gedad freundlich.
    »Wer …?« Verständnislos betrachtete sie den Fremden auf der Treppe, sah zu mir, dann wieder zu ihm. Ihre Augen wurden schmal. »Sie sind der neue Arzt, richtig?«
    »Stimmt genau«, antwortete er und kam die Treppe wieder herunter.
    Nein!
, protestierte ich innerlich.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Mrs …«
    »Ich bin Rosaleen«, erklärte sie hastig, warf mir einen kurzen Blick zu und fixierte dann wieder den Arzt. »Rosaleen reicht durchaus. Nun, willkommen in unserem Städtchen.«
    Sie schüttelten sich die Hände.
    »Danke sehr. Und ich möchte mich bei Ihnen und Ihrem Mann auch dafür bedanken, dass Sie Weseley einen Job gegeben haben.«
    Rosaleen musterte mich unbehaglich. »Nun, er ist eine große Hilfe«, antwortete sie dann bescheiden, ehe sie sich wieder an mich wandte. »Was ist denn nun … warum … Tamara, bist du krank?«, erkundigte sie sich stockend.
    »Nein, nein, mir geht’s gut, danke, Rosaleen. Wollen wir jetzt hinaufgehen, Dr. Gedad?«, sagte ich schnell und begann, die Treppe hochzusteigen.
    »Wo willst du hin?«
    »Zu meiner Mum«, antwortete ich so höflich und gelassen wie möglich.
    »Ach, du willst sie doch jetzt nicht stören, Tamara«, warf Rosaleen lächelnd ein und sah Dr. Gedad vielsagend an, wie um anzudeuten, dass ich ein bisschen hysterisch war. »Du weißt doch, wie wichtig es ist, dass sie sich ausruht.« Dann wandte sie sich wieder an den Arzt. »Sie hat in letzter Zeit nicht viel geschlafen, was unter den gegebenen Umständen ja durchaus verständlich ist.«
    »Durchaus, durchaus«, bestätigte Dr. Gedad eifrig, nickte ernst und meinte dann zu mir: »Nun, vielleicht sollte ich dann lieber ein andermal vorbeischauen.«
    »Nein!«, rief ich entsetzt. »Rosaleen, Mum hat die ganze letzte Woche jeden Tag fast ununterbrochen geschlafen.« Jetzt hatte ich meine Stimme nicht mehr unter Kontrolle und kreischte wie eine schlechtgespielte Violine.
    »Natürlich, weil sie nachts ja nicht zur Ruhe gekommen ist«, entgegnete Rosaleen bestimmt. »Haben Sie nicht vielleicht Lust auf ein Tässchen Tee, Dr. Gedad? Man sollte es ja nicht glauben, aber ich habe Salz in den Kuchen getan statt Zucker. Meine Mutter ist fast umgefallen«, berichtete sie lachend. »Obwohl sie eigentlich sowieso keinen Kuchen zum Frühstück essen sollte, ich weiß«, fügte sie schuldbewusst hinzu.
    »Wie fühlt sich Ihre Mutter denn heute?«, erkundigte sich Dr. Gedad. »Ich habe gehört, es geht ihr nicht so besonders.«
    »Das kann ich Ihnen besser bei einem Tässchen Tee erzählen«, zwitscherte Rosaleen, und prompt kam der Arzt die Treppe wieder herunter. »Sie sind eine Frau, der man schlecht etwas abschlagen kann, Rosaleen«, meinte er schmunzelnd.
    Ich stand mit offenem Mund da und konnte nicht glauben, was sich hier abspielte. Sicher, ich hatte es ja schon gelesen, aber zu beobachten, wie leicht Dr. Gedad sich von den Manipulationen meiner Tante einwickeln ließ, obwohl oben eine kranke Patientin lag, war erschütternd.
    »Dann kann deine Mutter sich jetzt noch ein wenig ausruhen, Tamara«, sagte Dr. Gedad noch zu mir, »und später sehe ich dann nach ihr.«
    »Okay«, flüsterte ich und bemühte mich, die Tränen zurückzuhalten, weil ich ja wusste, was auch immer Rosaleen ihm sagen würde, er würde es danach nicht mehr die Treppe hinaufschaffen. Ich folgte den beiden zur Küche, obwohl ich wusste, wie die Geschichte ausgehen würde. Wie erwartet, fing Rosaleen mich an der Tür ab.
    »Tamara, versteh mich bitte nicht falsch, aber ich möchte mit dem Arzt ein paar Dinge unter vier Augen besprechen, du weißt schon, wegen meiner Mutter. Ich möchte sichergehen, dass mit ihr alles okay ist. Die letzten Tage ging es ihr nicht so gut.«
    Ich schluckte, zuerst mit schlechtem Gewissen, weil vielleicht mein Besuch schuld daran war, aber es dauerte nicht lange, da kehrte die Wut zurück. Ich war so sauer, weil Rosaleen den Arzt daran hinderte, zu Mum zu gehen, dass mir ihre Mutter in diesem Moment vollkommen gleichgültig war.
    »Ja, natürlich verstehe ich das, Rosaleen, schließlich wollte ich den Arzt ja auch wegen
meiner
Mutter sprechen«, antwortete ich

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