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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Ahern
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sich nicht heiß an.
    Auf einmal hörte ich jemand meinen Namen rufen, und als ich mich umschaute, entdeckte ich in einiger Entfernung Weseley entlangrennen. Ich schwenkte die Arme und machte ihn auf uns aufmerksam. Völlig außer Puste kam er kurz darauf bei uns an, musste aber eine ganze Weile nach Luft schnappen, ehe er sprechen konnte.
    »Hallo, Schwester Ignatius«, stieß er schließlich hervor und winkte ihr zu, obwohl er direkt neben ihr stand. »Tamara«, keuchte er dann, an mich gewandt, »Tamara, ich hab alles gehört.«
    »Was hast du gehört?«, fragte ich ungeduldig.
    »Rosaleen.« Keuch. »In der Küche.« Keuch. »Mit meinem Dad.« Keuch. »Du hattest recht. Mit allem. Mit dem Zucker und dem Salz und«, keuch, keuch, »damit, dass sie früher zurückgekommen ist. Woher hast du das gewusst?«
    »Das hab ich dir doch gesagt«, antwortete ich und sah schnell zu Schwester Ignatius hinüber. Aber sie starrte mit leerem Blick in die Ferne und sah aus, als könnte sie jeden Moment ohnmächtig werden. »Es stand in meinem Tagebuch.«
    Ungläubig schüttelte er den Kopf, und ich ärgerte mich. »Hör mal, es ist mir egal, ob du es mir glaubst oder nicht, sag mir nur, was …«
    »Aber
dir
glaube ich ja, Tamara. Ich kann nur nicht glauben, was da passiert. Verstehst du?«
    »Ja, mir geht es genauso.«
    »Okay, ich bin heute früh um zehn von der Arbeit bei Arthur abgehauen. Wir haben uns aufgeteilt, und ich sollte mich um die Walnussbäume im Süden des Grundstücks kümmern, weil die von einem Schädling befallen sind.« Er sah Schwester Ignatius an. »Deshalb versuchen wir, den Boden bei einem PH -Wert von über sechs zu halten und alle befallenen Schösslinge wegzuschneiden …«
    »Weseley, das reicht«, unterbrach ich ihn.
    »Stimmt, sorry. Mir ging einfach nicht aus dem Kopf, was du gesagt hast, also bin ich zum Torhaus gegangen und habe mich draußen vor dem Küchenfenster im Garten versteckt. Und alles gehört. Zuerst hat Rosaleen von ihrer eigenen Mutter erzählt, dass sich ihr Gesundheitszustand rapide verschlechtert hat. Dann wollte sie ein paar Dinge von meinem Dad wissen, ein paar Ratschläge und so. Aber ich glaube, eigentlich wollte sie ihn nur aufhalten.«
    Ich nickte. Das passte genau zu dem, was Schwester Ignatius mir erzählt hatte, und jetzt wusste ich wenigstens, dass Rosaleen mich wegen ihrer Mutter nicht angelogen hatte.
    »Ich hab mich total über meinen Dad geärgert. Am liebsten hätte ich ihn angeschrien und ihm gesagt, er soll gefälligst endlich nach oben gehen. Aber als er dann aufbrechen und nach deiner Mum schauen wollte, fing Rosaleen an, ihm alles Mögliche über sie zu erzählen. Ich glaube, mein Dad hatte wirklich vor, sie zu besuchen, aber Rosaleen hat einfach nicht lockergelassen. Sie hat gesagt, dass …« Er stockte.
    »Komm schon, Weseley, raus damit.«
    »Aber versprich mir, dass du nicht durchdrehst, bevor wir einen Plan machen können.«
    »Okay, okay«, versprach ich hastig.
    »Also gut.« Jetzt sprach er langsamer und musterte mich prüfend, während er weitererzählte. »Rosaleen hat behauptet, deine Mutter hätte schon öfter so reagiert wie jetzt. Sie würde zu Depressionen neigen und sich regelmäßig in solche tranceartigen Zustände flüchten …«
    »Das ist doch der totale Quatsch!«
    »Tamara, hör mir doch erst mal zu. Und sie hat gesagt, dein Dad und sie hätten es dein ganzes Leben vor dir geheim gehalten, und du solltest auch jetzt nichts davon erfahren. Deine Mum würde Antidepressiva nehmen, und das Beste wäre, sie in ihrem Zimmer in Frieden zu lassen, bis die depressive Phase überstanden ist. Angeblich hätten sie das schon immer so gemacht.«
    »Blödsinn!«, unterbrach ich ihn erneut. »Das ist eine Lüge! Eine verdammte Lüge! Meine Mutter war noch nie so, wie sie jetzt ist. Diese verlogene Zicke! Wie kann sie es wagen zu behaupten, dass Dad mir so etwas verschwiegen hätte? Ich würde es wissen, wenn Mum depressiv wäre! Schließlich habe ich mit ihr im gleichen Haus gewohnt. In so einem Zustand war sie noch nie! Noch nie!«
    Ich lief nervös auf und ab, ich schrie vor Wut, ich kochte innerlich. Am liebsten hätte ich etwas zerschlagen. Ich fühlte mich so machtlos, ich sah keine Möglichkeit, wie ich die Dinge wieder in Ordnung bringen konnte. Selbstzweifel überwältigten mich. War es möglich, dass mir etwas an Mums früherem Verhalten entgangen war? War sie vielleicht tatsächlich schon öfter so gewesen, und ich konnte mich nur nicht

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