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Ich sehe dein Geheimnis

Ich sehe dein Geheimnis

Titel: Ich sehe dein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrington
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neuen Kommissars. Er heißt Gabriel Toscano.«
    Meine Laune wurde schlagartig besser. »Wann geht es los?«
    »Komm morgen um neun ins Büro meines Vaters.«
    Justin öffnete die Tür und wollte gehen, hielt aber noch einmal inne. »Eins noch: Sei vorsichtig. Ich habe gehört, der junge Toscano ist ein ziemlich wilder Kerl.«
    Ich lächelte. »Ich bin doch schon groß.«

Sechs
    Perry lag auf der Couch und las einen Roman. Ich schnappte ihm das Buch weg und schlug ihm damit auf den Kopf.
    »Au!«
    »Sei froh, dass du ein Taschenbuch liest.«
    Er richtete sich auf. »Wofür war das denn?«
    »Warum hast du mir nicht gesagt, dass der Kunde Justin war?«
    Er grinste. »Vielleicht weil du zu beschäftigt damit warst, dich über meine neue Freundin lustig zu machen?«
    Mom kam herein. Sie knetete ihre nassen Locken mit den Händen. »Justin hat noch mit mir gesprochen, bevor er ging. Sein Vater bietet an, für jeden Kundentermin zu bezahlen, den wir wegen deiner Zusammenarbeit mit der Polizei nicht wahrnehmen können.« Sie zögerte. »Bist du sicher, dass du das machen willst?«
    »Ja. Es ist das Richtige. Und ehrlich gesagt, fühlt es sich gut an, meine Gabe für etwas mehr als die billige Unterhaltung von Touristen einzusetzen. Nimm es mir nicht übel.«
    Mom streichelte meinen Arm. »Wenn du es willst, bin ich einverstanden. Justin hat mir versprochen, dass man sich um dich kümmern und keiner Gefahr aussetzen wird. Er ist so ein netter Junge.«
    »Nett?«, fauchte ich. »Er hat mich betrogen!«
    »Nur einmal«, sagte Perry. »Ein einziger Fehler.«
    »Dazu sage ich nichts mehr.« Ich wollte gehen, aber Mom stellte sich mir in den Weg. Sie nahm meine Hand und streckte ihre andere nach Perry aus.
    »Kommt, ihr Früchte meiner Lenden, wir gehen spazieren.«
    »Wohin denn?«, stöhnte Perry.
    »Die Uferpromenade entlang. Abendessen gibt es unterwegs.«
    Ich drohte ihr mit dem Zeigefinger: »Du willst sie dir ansehen, stimmt’s?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest«, säuselte Mom.
    »Madame Maslov. Du willst sie ausspionieren.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Na gut. Ich bekenne mich schuldig. Kommt ihr mit oder nicht?«
    Perry und ich sahen einander an.
    »Wir wollen das um nichts in der Welt verpassen«, sagte er schließlich kichernd.
    Das Erste, was man an der Uferpromenade wahrnahm, war der klassische Geruch: diese Mischung aus Salzwasser, Sonnencreme, Zuckerwatte und Montys Pizza. Die Uferpromenade von Eastport reichte über drei Häuserblocks. Zu ihr gehörten eine Galerie, zwei Bars, ein paar Geschäfte und Restaurants. Für Kinder gab es nur ein altes Karussell, vor dem immer eine lange Schlange wartete.
    Heute Abend war auf der Promenade viel los, während die Sonne faul dem Horizont entgegen sank. Die Leute gingen in den Geschäften und Restaurants ein und aus, manche fuhren Inlineskates oder Fahrrad und es traten zwei Straßenkünstler auf. Normalerweise war es hier montags abends nicht so belebt, die Wochenendtouristen waren um diese Zeit schon wieder zu Hause. Aber in dieser Woche war der vierte Juli, der Unabhängigkeitstag, und so hatten viele noch ein paar freie Tage drangehängt und bescherten den Läden entlang der Promenade gute Umsätze.
    Auch Madame Maslov.
    In ihrem großen Schaufenster versprach eine rosa Neonleuchte Hellsehen – Séancen . Vor der Tür standen die Leute Schlange. Ich spähte durchs Fenster, sah aber nur einen langen roten Vorhang. Wahrscheinlich fand Madame Maslovs sogenannte Wahrsagerei dahinter statt.
    Perry saß auf einer Bank, mampfte blaue Zuckerwatte und vertrieb sich die Zeit damit, die vorbeigehenden Mädchen zu beobachten. Mom ging vor dem Laden auf und ab. Zu Hause warteten zwei Horrorfilme auf mich, die ich ausgeliehen hatte, aber ich sah die Zeit schon dahinfließen.
    »Also, wir sind hier, wir haben uns den Laden angesehen – was willst du noch?«, fragte ich Mom. »Ihr Geschäft läuft gut. Gegen diese Lage können wir nicht konkurrieren. Unsere Flyer mit den Coupons sind überall verteilt. Mehr können wir momentan nicht tun. Lass uns mit dem Herumspionieren aufhören und nach Hause gehen.«
    Mom fuchtelte mit den Händen und blieb stehen. Ich hoffte, sie würde mir zustimmen und mit uns heimgehen. Doch dann öffnete sich Madame Maslovs Tür und ein mir bekanntes Gesicht kam zum Vorschein.
    Es gehörte Stephen Clayworth, dem einzigen Kind des unglaublich reichen Paars Cecile und Dallas Clayworth. Die meisten Jungs in Stephens Alter trugen T-Shirts und

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