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Ich sehe dein Geheimnis

Ich sehe dein Geheimnis

Titel: Ich sehe dein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrington
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das Meer aus Gesichtern nach Billy und Frankie ab. Vor einem Stand, an dem man mit Druckluftpistolen schießen konnte, schlängelte ich mich durch eine Gruppe von Mädchen, die ich aus der Abschlussklasse unserer Schule kannte.
    »Das hat er nicht gesagt!«
    »Doch! Und du wirst nicht glauben, was sie geantwortet hat!«
    Kann mir bitte jemand versprechen, dass ich nicht so nervig wäre, wenn ich Freundinnen hätte?
    »Doch, würdest du sein.«
    Ich wirbelte herum und bekam beinahe eine Zucke rwatte ins Gesicht. Ich schob die lilafarbene klebrige Wolke zur Seite und sah meine Mutter wütend an. Sie trug eine weiße kurzärmelige Bauernbluse und einen Patchworkrock.
    »Du darfst nicht ständig ohne meine Erlaubnis meine Gedanken lesen, Mom! Das ist echt nicht okay.«
    Um mich zum Schweigen zu bringen, steckte sie mir etwas Zuckerwatte in den Mund. »Das war keine Absicht, Clarity. Ich bin hier entlanggeschlendert und habe den Leuten zugehört.«
    »Hast du etwas Interessantes erfahren?«
    »Ja, das habe ich tatsächlich. Der Sohn des Kommissars kann seine Augen nicht von deinen Beinen lassen. Er findet dein rosa Kleidchen einfach toll. So sehr, dass er sich deshalb über sich selbst ärgert.« Sie schüttelte den Kopf.
    Ich wurde rot. »Hast du etwas Wichtiges gehört?«
    »Zum Beispiel einen Mann, der dachte ›Ich habe Victoria Happel getötet‹?«
    »Genau.«
    »Leider Pech gehabt. Aber weißt du, die Leute denken nicht ständig an ihre größten Geheimnisse. Der Mörder könnte direkt neben mir stehen und ich könnte möglicherweise nichts anderes aufschnappen, als dass er gerne ein Grillhühnchen kaufen möchte.«
    »Hast du Billy Rawlinson oder Frankie Creedon gesehen?«, fragte ich.
    Sie verzog angewidert den Mund. »Nein. Warum suchst du diese Nichtsnutze?«
    »Billy könnte ein Zeuge in unserem Fall sein. Oder ein Verdächtiger.«
    »Ich werde Augen und Geist offen halten.«
    »Danke. Viel Spaß beim Eindringen in die Privatsphäre anderer Leute.«
    Mom gab mir einen Kuss auf die Wange und ging weiter.
    Allmählich begannen die Leute, sich Plätze am Strand zu reservieren, um das Feuerwerk sehen zu können. Ich stolperte zwischen unzähligen Handtüchern und Strandkörben hindurch und murmelte hin und wieder eine Entschuldigung, wenn ich auf eine Decke oder einen Fuß trat. Dann hörte ich, wie jemand meinen Namen rief, und als ich mich umdrehte, sah ich Nate mit – für ihn ganz untypisch – düsterer Miene auf mich zukommen.
    »Wo ist denn dein Bruder?«
    »Du hast ihn heute also auch nicht gesehen?«, fragte ich und ein Gefühl der Angst packte mich.
    »Nein. Wir wollten uns treffen und gemeinsam herkommen, aber er hat mich versetzt. Er hilft mir doch immer, Frauen kennenzulernen. Wie soll ein schüchterner Typ wie ich ohne ihn denn ein nettes Mädchen erobern?« Nate lächelte, aber ich machte mir Sorgen. Perry hatte nicht nur Mom, sondern auch Nate versetzt. Das sah meinem Bruder gar nicht ähnlich. Zumindest nicht dem Perry, den ich kannte.
    Ich wollte mir nichts anmerken lassen. Also setzte ich ein falsches Lächeln auf und bot Nate meinen Arm an. »Ich werde dir ein bisschen helfen, Mädchen kennenzulernen. Komm, wir gehen ein paar Schritte.«
    Er lachte und hakte sich bei mir unter. Wir erreichten den Teil des Fests, der eher für Familien gedacht war. Die größte Attraktion war eine gigantische Hüpfburg in Mondform. Außerdem gab es verschiedene Buden, an denen die Kinder um die zwanzig von ihren Vätern hart verdiente Dollar ausgeben konnten, um Kuscheltiere zu gewinnen, die je höchstens einen Dollar wert waren.
    »Hast du heute Abend Billy Rawlinson oder Frankie Creedon gesehen?«, fragte ich Nate.
    »Vielleicht Frankie. Aber ich bin mir nicht sicher.«
    »Weißt du noch, wo das war?«
    »Nein, tut mir leid. Klingt, als sei es wichtig. Was ist los?«
    Ich überlegte, wie viel ich ihm sagen durfte. »Äh, eigentlich nichts.«
    Er grinste. »So willst du das also machen.«
    »Was denn?«, fragte ich mit Unschuldsmiene.
    »Du spielst Miss-ich-bin-toll-und-helfe-der-Polizei und kannst deinem unbedeutenden Freund und Reporter natürlich nichts mehr anvertrauen.«
    Ich zwinkerte ihm zu. »Ertappt.«
    »Wie ist eigentlich die Arbeit mit diesem sexy Typen?«, fragte er sarkastisch.
    »Das wüsstest du wohl gerne!«
    Plötzlich wurde der sonst so entspannte Nate ernst. »Sei ihm gegenüber vorsichtig, Clare.«
    Ich ließ seinen Arm los. »Was meinst du?«
    »Es gibt Dinge, die er und sein

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