Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich sehe dein Geheimnis

Ich sehe dein Geheimnis

Titel: Ich sehe dein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrington
Vom Netzwerk:
der mich bereits entdeckt hatte und mir zuwinkte. Er wurde rechts und links von seinen Eltern, Cecile und Dallas, eingerahmt. Alle drei saßen – so vornehm es eben ging – in Strandkörben. Stephen winkte mich herüber, aber ich tat, als verstünde ich nicht, und ging weiter. Ich hatte keine Zeit, was immer er auch zu sagen hatte.
    »Clare!«
    O Mann. Ich drehte mich um. Es schien Stephen nicht zu stören, dass ich ihn ignoriert hatte. Er trottete durch den Sand auf mich zu. Mit seinen Khakihosen und seinem Anzughemd war er für diesen Abend übertrieben schick angezogen.
    »Warte mal«, sagte er.
    »Tut mir leid, Stephen, aber ich habe keine Zeit zu plaudern. Ich suche jemanden.«
    »Ich helfe dir suchen, während wir uns unterhalten. Einverstanden?«
    »Kennst du Billy Rawlinson oder Frankie Creedon?«
    »Natürlich, aber warum such-«
    Ich unterbrach ihn. »Ich suche die beiden. Wenn du reden willst, musst du mitkommen und mir dabei helfen.«
    »Abgemacht«, sagte er und sprang über ein Badetuch, um mitzuhalten. »Hör zu, ich wollte mich für mein Verhalten an der Uferpromenade entschuldigen. Ich war nicht ich selbst. Ich war ein bisschen betrunken.«
    Diese Ausrede hatte ich in letzter Zeit leider häufiger gehört. »Schon okay.«
    »Das Jahr war hart.« Er schlug sich an die Stirn. »Aber wem sag ich das.«
    »Was meinst du damit?«, fragte ich und spähte nach ein paar Schatten unter der Promenade.
    »Du hattest auch ein hartes Jahr. Was Justin dir angetan hat, ist schrecklich.« Er schüttelte den Kopf. »Aber dass du mit ihm Schluss gemacht hast, nachdem er dir ein solches Geschenk gemacht hat, war bestimmt schlimm für ihn.«
    »Wovon redest du?«
    »Dass er dich betrogen hat.«
    »Nein, ich meine ›dass du mit ihm Schluss gemacht hast, nachdem er dir ein solches Geschenk gemacht hat‹. Was soll das heißen?«
    Stephens sonnenverbranntes Gesicht wurde im Mondlicht noch röter. »Oh, dann kam er wahrscheinlich gar nicht dazu. Ich hatte geglaubt …«
    Ich dachte an die Nacht zurück, in der ich Justins Betrug entdeckt hatte. Er hatte gesagt, er hätte eine Überraschung für mich. Aber dann hatte ich seine Jacke berührt und alles war auf einmal schrecklich schnell gegangen.
    »Was für ein Geschenk?«
    Er scharrte mit den Schuhen im Sand.
    »Stephen«, sagte ich und versuchte, dabei so streng wie seine Mutter zu klingen.
    »Beim Wahlkampf meines Vaters half so ein Typ mit. Seine Aufgabe war es, Harry Spellman zu beschatten und einen möglichen Fehltritt auf Video festzuhalten.«
    Ich musste schlucken. »Im Ernst? Das ist ja widerlich.«
    »Das ist Politik, Clare. In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt, du weißt schon. Außerdem hatte mein Dad die Idee, nicht ich. Eines Tagen jedenfalls folgte unser Mann Harry und Justin zu einem Juweliergeschäft. Justin hat einen Verlobungsring abgeholt, den er eigens hat anfertigen lassen. Er hat ihn selbst entworfen.«
    Plötzlich konnte ich kaum noch atmen. Ich wollte mich in den Sand sinken lassen, aber meine Knie gehorchten mir nicht. Es sah Justin so ähnlich, den Ring selbst zu entwerfen. Wahrscheinlich hatte er ihn an jenem Abend in der Tasche, als er zu mir kam und ich seine Jacke anfasste. Hätte ich das nicht getan … hätte ich das mit Tiffany nicht herausgefunden … Ich wäre vor Glück ausgerastet, wenn er mir den Ring gezeigt hätte. Das wäre einer der glücklichsten Momente meines Lebens gewesen. Ich trüge diesen Ring jetzt am Finger.
    Stephen sah mich besorgt an. »Vielleicht hätte ich das nicht erzählen sollen.«
    »Schon okay«, log ich. »All das ist Vergangenheit. Es geht mir gut.«
    Er wich ein paar Schritte zurück. Vielleicht hatte er Angst, ich könnte zu weinen anfangen. »Ich gehe wieder zu meinen Eltern, bevor das Feuerwerk beginnt. Entschuldige nochmals mein Verhalten gestern Abend.«
    Ich nickte und winkte ihm nach. Ich war froh, allein zu sein und ein wenig zur Ruhe zu kommen.
    »Was ist denn das heute mit dem ständigen Small Talk?« Gabriel stürmte auf mich zu. »Immer wenn ich dich sehe, quatschst du mit einem anderen Kerl. Wie wäre es mit ein bisschen Arbeit? Statt mit jedem hier zu flirten, könntest du mal nach den Typen suchen, wegen denen wir hier sind!«
    Ich sah ihn an. Wenn Blicke töten könnten … Jedenfalls wich er sofort einen Schritt zurück.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    »Das kommt darauf an. Bist du fertig mit deinen hochnäsigen Zurechtweisungen?« Bevor er antworten konnte, hob ich mahnend den

Weitere Kostenlose Bücher