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Ich sehe dein Geheimnis

Ich sehe dein Geheimnis

Titel: Ich sehe dein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrington
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draufsetzen.
    Justin erwartete uns am Eingang und zog mich beiseite. »Danke, dass du gekommen bist und deine Mutter mitgebracht hast«, flüsterte er.
    »Kein Problem. Was ist los?«
    »Sie machen für die Zeugin eine Gegenüberstellung mit Joel Martelli.«
    Ich war verwirrt. »Welche Zeugin?«
    »Starla Fern.«
    »Meine Mutter hat doch gar nichts gesehen.«
    »Nein, aber sie kann hören, was er denkt.«
    »Ich dachte, wir wären wegen irgendeiner offiziellen Sache hier«, sagte ich erstaunt.
    »Deine Mutter könnte etwas herausfinden. Irgendeinen Anhaltspunkt. Einen Versuch ist es wert. Was hast du für ein Problem damit?«
    »Ich habe sogar zwei. Erstens wird Kommissar Toscano da niemals mitmachen. Und zweitens wird der Mörder jetzt, da du behauptest, eine Zeugin zu haben, meine Mutter in Augenschein nehmen. Vielen Dank, du hast sie gerade in Todesgefahr gebracht.«
    »Man kann nur in eine Richtung durch die Trennwand sehen. Wenn Joel der Mörder ist, bekommt er deine Mutter nicht zu Gesicht. Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Und Kommissar Toscano … nun, überlass ihn meinem Vater. Das Ganze war seine Idee.«
    Ich musste zugeben, dass ich neugierig war, ob Mom durch Joel etwas Nützliches in Erfahrung bringen konnte. Und wenn sie nicht in Gefahr war … »Okay«, sagte ich zögernd.
    Justin wartete in der Eingangshalle, während Harry Spellman Mom und mich in einen kleinen Raum mit Betonwänden und einem großen Glasfenster brachte. Ich setzte mich auf einen harten, ungemütlichen Stuhl und sah mich um. Solche Zimmer hatte ich in Filmen und Krimiserien gesehen, aber noch nie in Wirklichkeit. Ich blickte durch den halbdurchlässigen Spiegel auf die andere Seite, wo sich bald die »Verdächtigen« aufstellen würden, und spürte überrascht einen kleinen Schauer. Die Arbeit mit der Polizei war viel aufregender, als bei uns zu Hause den ganzen Tag Séancen für Touristen abzuhalten, das stand schon mal fest.
    Mr Spellman war hinausgegangen, um dem zweifelnden Kommissar von seinem Plan zu erzählen. Wir hörten laute Stimmen – für mich ein untrügliches Zeichen, dass ich mit meiner Prognose richtig lag. Anthony Toscano würde da nicht mitmachen. Im nächsten Moment stürzte er auch schon ins Zimmer und meine Mutter schlug vor Schreck die Hand vor den Mund.
    »Es tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt haben sollte, Miss Fern«, sagte Anthony.
    »Kein Problem, Herr Kommissar. Und ich stimme zu, meine Tochter und ich sehen uns sehr ähnlich.«
    Anthony wurde rot. Er schien zu überlegen und wandte sich dann an Mr Spellman. »Ich mache diesen Zirkus unter einer Bedingung mit.«
    »Und die wäre?«, fragte Mr Spellman.
    »Sie dürfen ihr nicht sagen, welcher von ihnen der Verdächtige ist.«
    »Aha, ein Test«, sagte Mom.
    »Es gibt keinen Grund, Starlas Zeit mit solchen Täuschungsmanövern zu verschwenden«, sagte Mr Spellman, aber Mom unterbrach ihn mit einer sanften Berührung am Arm.
    »Das ist okay, Harry. Ich tue, was immer ich für den Kommissar tun kann. Ich werde die Gedanken von allen ›Verdächtigen‹ lesen.«
    Kommissar Toscano nickte und rief in den Gang hinaus: »Bringt sie hinein!«
    Fünf junge Männer stellten sich in dem Raum auf der anderen Seite des Spiegels auf. Sie waren alle knapp unter einem Meter achtzig groß, dünn und trugen Kurzhaarschnitte. Einer sah besonders gut aus, nicht wie ein braver Junge, eher wie ein Punk mit Igelfrisur, Ohrringen und Tattoos auf den Armen.
    Mom ging langsam hin und her. Ab und zu schloss sie die Augen und blieb stehen. Nach ein paar Minuten setzte sie sich. »Ich kann Nummer zwei ausschließen.«
    Nummer zwei war der gut und wild aussehende Typ. Gabriel und sein Vater tauschten einen Blick aus, der nur bedeuten konnte, dass es Joel Martelli war.
    »Sie können nur einen von ihnen ausschließen?«, fragte Kommissar Toscano. Sein genervter Tonfall ließ vermuten, dass er so etwas schon geahnt hatte.
    Mom sah ihn mit eiskaltem Blick an. »Ich kann keine Erinnerungen lesen, ich kann nur hören, was die Jungs gerade in diesem Moment hier denken. Wenn der Mörder jetzt dächte: ›Ja, ich habe sie getötet. Ich habe es getan und würde es wieder tun‹, könnte ich das hören. Aber keiner von ihnen denkt so etwas.«
    »Weshalb haben Sie dann Nummer zwei ausgeschlossen?«
    »Er hat fürchterliche Angst, weil er ein Auto gestohlen hat und glaubt, nun dafür belangt zu werden.«
    »Und?«, fragte Anthony.
    Mom seufzte. »Wenn Sie jemanden ermordet und

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