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Ich sehe dein Geheimnis

Ich sehe dein Geheimnis

Titel: Ich sehe dein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrington
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gesehen. Das ist kein Grund zur Sorge.«
    Frankie schüttelte vehement den Kopf. »Irgendetwas ist da los. Als ich ihn gestern früh gesehen habe, war er gut gelaunt und meinte, er hätte eine große Sache laufen. Eine Sache, die sein ganzes Leben verändern würde. Aber als ich ihn am Nachmittag anrief und ihn danach fragen wollte, war er völlig anders.«
    »Wie denn?«
    »Ängstlich. Billy hat normalerweise keine Angst. Und jetzt ist er verschwunden. Ich glaube, er ist geflohen.«
    Mist. Was hatte er gesehen, was hatte ihn so erschreckt, dass er weggelaufen war? Wurde er bedroht? Ich dachte an den ebenfalls verschwundenen Perry. Es gefiel mir gar nicht, dass beide Spuren zusammenzuhängen schienen.
    »Hätte er dir nicht gesagt, wohin er geht?«, fragte ich. »Ihr zwei seid doch wie Brüder.«
    »Weiß nicht. Er geht nicht an sein Handy und ich kann ihn nirgends finden.«
    »Und warum verhältst du dich so mysteriös und zerrst mich unter die Promenade, um mit mir zu reden?«
    »Ich weiß, was die Leute in der Stadt sagen.« Mit hoher Stimme ahmte er mich nach: »›Billy und Frankie teilen sich ein Gehirn.‹«
    »Und?«
    »Wer Billy so viel Angst eingejagt hat, dass er weggelaufen ist, könnte davon ausgehen, dass ich über Billys Tat Bescheid weiß. Ich verstecke mich, bis er wieder hier ist.«
    »Und wenn er nicht wiederkommt?«, fragte ich – aber meine Worte gingen in einem lauten Knall unter.
    Erschrocken drehte ich mich um. Der Nachthimmel färbte sich leuchtend violett und blau. Es wurde applaudiert und mit Ohs und Ahs kommentiert. Ich musste dieses Gespräch mit Frankie an einem anderen Ort fortsetzen, wenn wir einander verstehen wollten. Doch als ich mich wieder umwandte, war er verschwunden.
    Ich bückte mich und spähte unter die Uferpromenade, sah aber nichts als Dunkelheit. Noch einmal wollte ich nicht darunterkriechen, also war Frankie mich los.
    Fürs Erste.
    Ich rief Gabriel an und erzählte ihm kurz, was geschehen war. Wir vereinbarten, morgen wieder zu telefonieren. Jetzt wollte ich nur noch schlafen.
    Ich bahnte mir einen Weg zwischen all den Menschenmassen hindurch, während am Himmel die Feuerwerkskörper explodierten. Als ich zu Hause ankam, war das meiste schon vorbei und die Leute gingen ebenfalls nach Hause. Ich trottete die Stufen zur Haustür hinauf und hielt inne.
    Das Licht auf der Veranda war ausgeschaltet. Merkwürdig , dachte ich. Ich vergesse nie, es einzuschalten, und ich hatte das Haus als Letzte verlassen. Gänzlich unbeleuchtet wirkte die Veranda anders, irgendwie gruselig. Ich zwang mich, nicht kindisch zu sein und weiterzugehen. Wahrscheinlich hatte Gabriels Anwesenheit mich abgelenkt, und ich hatte vergessen, beim Hinausgehen das Licht einzuschalten.
    Ich holte den Schlüssel heraus und blinzelte in die Dunkelheit, um nicht zu stolpern. Das Holz unter meinen Füßen knarzte. Dann hörte ich noch ein anderes Geräusch – ein regelmäßiges, tiefes Atmen. Regungslos starrte ich in die Dunkelheit auf der Veranda. Ich bemerkte einen Schatten auf der Hollywoodschaukel und kniff die Augen zusammen, um herauszufinden, was oder wer das war.
    Der Schatten bewegte sich. Nur ein bisschen, aber ich konnte erkennen, dass es ein Mensch war. Ich hielt den Schlüssel vor mich wie eine Waffe und brüllte: »Steh auf und sag, was du willst!«
    »Aaaaaaah! Wa? Hä?«
    Dieses Gestammel hätte ich überall erkannt. »Perry?«
    »Clare?«
    Ich schloss schnell die Tür auf und schaltete das Außenlicht ein. Der so eben noch bedrohliche Schatten nahm die vertraute Gestalt meines Bruders an. Er stand auf.
    »Was ist los?«
    »Das sollte ich dich fragen. Ich war kurz davor, dich mit dem Hausschlüssel zu erstechen. Warum schläfst du auf der Verandaschaukel?«
    Er fuhr sich mit den Händen durchs Haar. »Tut mir leid. Als ich heute früh weggegangen bin, habe ich meinen Schlüssel nicht mitgenommen. Und weil jetzt niemand zu Hause war, habe ich mich hingelegt, um auf dich oder Mom zu warten. Ich muss eingeschlafen sein.«
    Ich explodierte. »Wo um Himmels willen warst du den ganzen Tag? Du hast deine Kundentermine verpasst. Mom ist total wütend deswegen.«
    Perry kratzte ein Stückchen abgesprungenen Lack von der Schaukel. »Ich wollte nicht, dass sie meine Gedanken liest und herausfindet, dass ich in der Mordnacht mit Vicky zusammen war.«
    Ich verschränkte die Arme. »Du kannst Mom nicht ewig aus dem Weg gehen. Früher oder später wird sie es herausfinden. Vielleicht hat sie es schon aus

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