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Ich sehe dein Geheimnis

Ich sehe dein Geheimnis

Titel: Ich sehe dein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrington
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Charakter zu verleihen, sein Vater habe aber abgelehnt. Das hier war also keine Polizeiaktion. Stattdessen wollten zwei Schulfreunde Billy zu Hause besuchen.
    Und das waren wir.
    Während der Fahrt planten wir unser Vorgehen. Zum Glück waren die Rawlinsons nie zu einer Séance bei uns gewesen. Ich war ihnen noch nie begegnet – sie hatten also keine Ahnung, dass gerade ich das Mädchen war, das von ihrem Sohn jahrelang gehänselt worden war. Und davon hing auch das Gelingen unseres Plans ab, denn ich musste so tun, als wäre ich mit Billy befreundet.
    Gabriel klopfte und kurz darauf öffnete Betty Rawlinson die Tür.
    »Guten Tag, Mrs Rawlinson. Ist Billy zufällig da?«, fragte Gabriel.
    Betty lächelte. Wahrscheinlich fand sie Gabriel höflich und attraktiv, während er ihr sein schönstes Lächeln schenkte und log, was das Zeug hielt.
    »Seid ihr Freunde von Billy?«, fragte sie.
    »Ja«, sagte ich. »Aber wir können ihn nirgends finden. Im Motel ist er nicht.«
    »Hier ist er auch nicht«, sagte sie, »aber kommt doch bitte herein.«
    Sie führte uns die Treppe hinauf ins Esszimmer. Auf dem Tisch stapelte sich Wäsche.
    Betty warf die Kleidung in einen Korb. »Entschuldigt, ich war gerade beim Zusammenfalten, als ihr geklingelt habt.«
    »Sie müssen das nicht unseretwegen weglegen«, sagte Gabriel. »Es tut uns leid, sie so zu überfallen, aber wir machen uns ehrlich gesagt ein bisschen Sorgen.«
    »Billy hat sich letzte Woche ein paar von meinen DVD s ausgeliehen«, sagte ich. »Und wir wollten uns Samstagabend treffen, damit er sie mir wiedergeben kann. Aber er ist nicht aufgetaucht. Und seitdem konnten wir ihn nicht finden. Ich dachte, dass er vielleicht krank ist und für ein paar Tage zu Ihnen nach Hause gekommen ist.«
    »Ich wünschte, es wäre so.« Betty setzte sich an den Tisch und bot auch uns einen Platz an. »Sein Vater und ich suchen auch nach ihm.«
    »Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«, fragte Gabriel.
    »Er kam Samstagabend nach Hause«, sagte Betty und räusperte sich. »Es war seltsam, weil es mitten in der Nacht war. Ich weiß nicht genau um welche Zeit. Auf einmal hörte ich Geräusche. Herbert nahm den Baseballschläger und folgte den Geräuschen bis zu Billys Zimmer. Dort saß er am Schreibtisch und wirkte aufgewühlt.«
    »Hat er gesagt, was los war?«
    »Er meinte, die Zimmernachbarn im Motel seien zu laut gewesen und er wolle die Nacht deshalb hier verbringen. Als ich am Sonntagmorgen aufstand, war er fort, und seither habe ich ihn nicht mehr gesehen. Wir haben ihn angerufen, aber es geht immer nur die Mailbox ran. Normalerweise kommt er jeden Tag vorbei oder telefoniert mit uns. Das ist sehr ungewöhnlich.«
    Gabriel und ich sahen uns an. »Fehlt irgendetwas in Ihrem Haus?«, fragte er schließlich weiter. »Hat er viel Kleidung mitgenommen oder angedeutet, verreisen zu wollen?«
    Sie zuckte die Schultern. »Er ist mit seinem Auto weggefahren.«
    »Mit dem grauen Pick-up?«, fragte ich. Sie nickte.
    »Wir versuchen weiterhin, ihn zu finden«, sagte Gabriel.
    Betty tätschelte ihm die Hand. »Sagt ihm, er soll mich sofort anrufen, ja?«
    »Machen wir«, antwortete ich und stand auf.
    »Möchtet ihr kurz in seinem Zimmer nach den DVD s schauen?«, fragte sie. »Es tut mir leid, dass er sie euch nicht zurückgegeben hat.«
    Ich versuchte, meine Aufregung zu unterdrücken. »Wenn es Ihnen keine Umstände macht.«
    »Überhaupt nicht.« Betty führte uns durch den Flur zu Billys Zimmer. Es war bescheiden möbliert, nur mit einem Doppelbett und einem Schreibtisch. An der Wand über dem Bett hing ein Poster mit einem Bikinimodel, das wahrscheinlich schon seit Jahren diesen Fleck zierte.
    »Seht euch ruhig um«, sagte Betty und ging hinaus.
    Als sie im Flur verschwunden war, flüsterte Gabriel: »Los. Ich stehe Schmiere, und du … tust, was du eben so tust. Aber mach schnell.«
    Trotz Gabriels Aufforderung bewegte ich mich nur langsam durch den Raum. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals in Billy Rawlinsons Zimmer sein würde. Er hatte mich durch die Schule gejagt wie ein Löwe seine Beute. Ich wusste nicht, ob er mich tatsächlich wegen meiner seltsamen Fähigkeiten hasste, oder ob er mich nur nicht in Ruhe ließ, weil er mich für ein wehrloses Opfer hielt. Doch jetzt war ich in seinem Zimmer und jagte ihn .
    Ich öffnete den Schrank und strich über die wenigen Kleidungsstücke, die dort hingen. Dann versuchte ich es mit der Türklinke, dem Kopfkissen, der Decke und dem

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