Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich sehe dein Geheimnis

Ich sehe dein Geheimnis

Titel: Ich sehe dein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrington
Vom Netzwerk:
arbeiten ist frustrierend.« Ich kaute. »Der Fall beginnt mich fertigzumachen. Ich dachte schon, wir hätten den Kerl, aber wir haben uns wohl getäuscht. Was ist mit dir? Hast du von deinen Reporterkollegen irgendetwas erfahren?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nichts Konkretes. Nur Gerüchte.«
    »Welche Gerüchte?«
    »Solche, die du nicht hören willst.«
    Ich lehnte mich nach vorne. »Nate Garrick, du kennst mich, seit ich ein kleines Mädchen war. Du weißt, dass du mich nicht so quälen darfst. Spuck es aus!«
    Leise, fast beschämt sagte er: »Ein paar Leute behaupten, der Bürgermeister habe es getan.«
    »Mr Spellman?«, rief ich. Justins Dad? , dachte ich. Unmöglich.
    »Psst. Nicht so laut.«
    Ich verschränkte die Arme. »Welches Motiv hätte er, irgendeine Touristin umzubringen?«
    »Damit die Stadt ihn als ihren Helden wahrnimmt. Er tötet eine Touristin, die alleinstehend ist und keine Kinder hat. Dann verhaftet er jemanden und rettet damit die Stadt und ihre Bewohner, die so dankbar sind, dass sie ihn mit Rekordmehrheit wiederwählen.«
    »Baron Münchhausen als Bürgermeister? Das ist lächerlich.«
    »Es sind schon verrücktere Sachen passiert. Außerdem ist es doch ein merkwürdiger Zufall, dass er eine Woche vor dem Mord diesen neuen Star-Kommissar eingestellt hat, oder?«
    Der Gedanke war so abwegig, dass mir die Worte fehlten. »Das … das ist … dummes Gerede!«
    Nate zuckte mit den Achseln. »Vielleicht ist auch Kommissar Toscano in den Fall verwickelt. Er hat eine undurchsichtige Vergangenheit.«
    »Was für eine ›undurchsichtige Vergangenheit‹?«, fragte ich und biss in mein Sandwich.
    »Mein Chef hat mir einen Auftrag aus der Rubrik ›Vermischtes‹ gegeben. Ich sollte ein Porträt über den neuen Kommissar in unserer Kleinstadt schreiben. Du weißt schon, nichts Bedeutendes. Aber ich habe recherchiert und die Ergebnisse sind gar nicht so unbedeutend. Er hat New York City nicht aus freiem Willen verlassen.«
    »Wurde er gefeuert?«
    »Das habe ich zumindest gehört.«
    »Noch einmal, Nate, das ist nur Gerede, kein konkreter Beweis. Dieses Praktikum macht dich hoffentlich nicht zum Klatschreporter.«
    Er verdrehte die Augen. »Ja genau, ich werde der Perez Hilton von Eastport. So funktioniert nun einmal das Geschäft, Clare, glaub mir. Einer unserer Reporter recherchiert bezüglich einer angeblichen Geliebten Spellmans und ein anderer sucht nach einer möglichen Affäre von Dallas Clayworth. Manchmal sind Gerüchte nur Gerüchte, aber manchmal führen sie auch zur Wahrheit.«
    Ich verzog den Mund. »Das kommt mir alles so schäbig vor.«
    »Pass einfach auf, Clare. Trau den Toscanos nicht. Sie haben etwas zu verbergen, das weiß ich.«
    Ich kannte Nate als ehrgeizigen Menschen, aber in diesem Fall schien er die Geschichte zu seiner persönlichen Angelegenheit zu machen. Bevor ich ihm noch weitere Fragen stellen konnte, klingelte mein Handy. Es war Gabriel.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    »Wo bist du?«
    »Im Yummy’s beim Mittagessen.«
    »Ich hole dich in fünf Minuten davor ab.«
    »Okay, wo fahren wir hin?«
    »Berkshire Drive Nummer sechsundzwanzig. Das Haus von Billy Rawlinsons Eltern.«
    »Okay, bis gleich.«
    Ich wich Nates Blick aus. »Das war Gabriel. Ich muss mich mit ihm treffen.«
    Nate nickte und griff nach seinem Portemonnaie. Ich zog ein paar Scheine aus der Tasche und legte sie auf den Tisch. »Das geht auf mich. Nächstes Mal bist du dran.«
    Nates Blick war seltsam, ich wusste nicht, was er bedeuten sollte.
    »Ich will dir nicht vorschreiben, was du zu tun hast«, sagte er. »Du weißt, dass ich mir nur Sorgen um dich mache, oder?«
    »Ich weiß. Ich hatte schon immer das Gefühl, zwei Brüder zu haben.« Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange und ging.
    Betty und Herbert Rawlinson wohnten in einem Haus mit versetzten Ebenen in einer Straße voller identischer Häuser, die sich nur durch Farbe und Rasengestaltung unterschieden. Vielleicht war Berkshire Drive in den Siebziger Jahren ganz nett gewesen, als noch alle Häuser nagelneu waren, aber jetzt schien es ebenso aus der Zeit gefallen zu sein wie eine Episode von Drei Mädchen und drei Jungen . Das Haus der Rawlinsons war in einem interessanten Babyblau gestrichen, das vielleicht auf dem Etikett des Farbeimers schön ausgesehen, sich aber auf den Holzbrettern in einen schrecklich grellen Farbton verwandelt hatte.
    Gabriel erklärte, er habe seinen Vater gebeten, uns zu begleiten, um dem Besuch einen offizielleren

Weitere Kostenlose Bücher