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Ich sehe dein Geheimnis

Ich sehe dein Geheimnis

Titel: Ich sehe dein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrington
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Bücherstapel hochgehoben und das ist herausgefallen.«
    »Ist ja auch egal. Ich muss mich anziehen.« Er zeigte Richtung Tür – ein höflicher Hinweis, dass ich verschwinden sollte.
    Ich stand auf und klopfte mir den Staub von der Kleidung. »Hast du diesen Flyer gemacht?«
    »Nein. Ich habe ihn an einer Telefonzelle beim Yummy’s entdeckt.«
    Ich legte den Kopf schief. »Warum hast du ihn abgenommen?«
    »Es hätte sich jemand melden können, der gesehen hat, wie ich mit ihr weggefahren bin.«
    »Oder es hätte sich jemand melden können, dessen Informationen zum wahren Mörder führen«, sagte ich.
    Er senkte den Blick. »Darüber habe ich nicht nachgedacht.«
    »Warum habe ich diesen Flyer nirgends gesehen? Hast du nur diesen einen gefunden?«
    Er sah mich schuldbewusst an.
    »Warte mal.« Ich dachte nach. »Am Tag des Feuerw erks, als du nirgends zu finden warst … Bist du durch die Stadt gegangen und hast sie alle abgenommen?«
    Er schlurfte zum Bett und setzte sich auf die Kante. »Ja, habe ich.«
    »Ist dir klar, wie verdächtig das wirkt, falls dich jemand dabei gesehen hat?«
    »Ich habe aufgepasst.«
    Ich stöhnte laut auf. »Perry, ich will dir helfen, aber du bringst dich selbst in Schwierigkeiten.« Ich ärgerte mich über ihn, aber auch darüber, dass jedes Mal, wenn meine Zweifel an Perry besiegt schienen, etwas geschah, das sie wieder entfachte.
    Er fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. »Ich habe wohl nicht richtig nachgedacht. Es tut mir leid.«
    Mein Handy klingelte. Ich sah auf das Display. »In Ordnung. Das ist Gabriel, also bis später. Und mach dich bitte nicht noch verdächtiger, während ich weg bin.«
    Ich schloss die Tür hinter mir und klappte mein Telefon auf. Ich hoffte, die Sache mit den Pings hatte etwas gebracht und man hatte Billy gefunden.
    Zuerst hörte ich nur ein Knistern, dann ein paar Worte. »… Wald … brauche dich hier. Ich komme dich holen.«
    »Was?« Ich drückte das Telefon fester ans Ohr, als würde das helfen. »Ich habe nichts verstanden.«
    »Sie haben ihn gefunden«, rief Gabriel.
    »Billy? Was sagt er?«
    »Nicht viel. Er ist tot.«

Fünfzehn
    Natürlich beschlossen die Regenwolken genau in dem Moment, als ich das Haus verließ, ihren Ballast abzuwerfen. Ich rannte zu Gabriels Jeep, dessen Verdeck zum Glück schon geschlossen war. Gabriel schaltete die Scheibenwischer ein und das anfängliche Quietschen fuhr mir in die Knochen.
    Während der Fahrt erklärte er mir, dass der Telefonanbieter den Stadtwald als Ursprungsort der Pings von Billy Rawlinsons Handy identifiziert hatte. Angesichts der riesigen Waldflächen und Wanderwege hätte es Tage gedauert, das ganze Gebiet zu durchforsten. Aber sie fanden Billy gleich zu Beginn ihrer Suche auf dem Feldweg, der mitten durch den Wald führte.
    Dicke Regentropfen klatschten auf die Windschutzscheibe. Ein paar Augenblicke später erhellte ein Blitz den Himmel, in einiger Entfernung war Donner zu hören. Als wir das Waldgebiet erreicht hatten, regnete es so stark, dass wir beim Blick aus dem Fenster fast nichts mehr erkannten. An der Zufahrtsstraße bog Gabriel nach rechts auf den Feldweg und parkte hinter einem Streifenwagen. Auf dem Fahrersitz war ein Mann zu erkennen.
    »Ist das dein Vater?«
    »Ja. Alle anderen sind schon fertig und zurückgefahren. Dad hat versprochen, dass du es hier kurz probieren kannst. Wenn du fertig bist, ruft er den Gerichtsmediziner.«
    »Heißt das … Billy ist immer noch im Truck?«
    »Ja«, sagte er und verzog das Gesicht.
    Ich hatte nie zuvor eine Leiche gesehen. Obwohl ich Teil eines irgendwie morbiden Familienunternehmens war, bekam ich bei der Vorstellung Panik. Ich schluckte die aufsteigende Angst hinunter und konzentrierte mich stattdessen auf meine innere Stärke. Nach ein paar tiefen Atemzügen war ich wild entschlossen.
    Billys grauer Pick-up blockierte die Straße. Der starke Regen hatte dem Tatort bestimmt nicht gutgetan. Meine Fähigkeiten waren jetzt sogar noch wichtiger. Ich riss mich zusammen, nahm meinen Regenschirm und stieg aus.
    Gabriel fasste mich am Arm und führte mich durch den Schlamm zum Pick-up. »Wir haben wenige Anhaltspunkte. Der Regen hat alle eventuellen Reifenspuren oder Fußabdrücke weggespült. Wir wissen nicht einmal, ob hier noch ein anderes Auto war oder nicht. Wir haben keine Tatwaffe, es gibt keine Anzeichen für einen Kampf. Nach der Autopsie wird man die Kugel mit der des ersten Opfers vergleichen. Aber sonst …« Er verstummte.
    Ich

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