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Ich sehe dein Geheimnis

Ich sehe dein Geheimnis

Titel: Ich sehe dein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrington
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weichgeklopft und Mr Spellman uns schließlich erlaubt hatte, das Video anzusehen. Aber was, wenn er das Band jetzt doch nicht bekäme? Wenn das eine weitere Sackgasse war? Wenn –
    Die Tür ging auf und Justin stürmte herein. Schnell zog er sie hinter sich zu und drehte den Schlüssel herum. In der Hand hielt er eine Videokassette, die er mir mit hochgezogenen Augenbrauen entgegenstreckte.
    »Oh, ich danke dir!« Instinktiv wollte ich ihn umarmen, bremste mich aber rechtzeitig.
    Das alles war neu für mich. Zuerst war er mein Freund gewesen, dann mein Feind, und jetzt …? Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte und hatte keine Zeit, darüber nachzudenken.
    Zum Glück überspielte Justin die unangenehme Situation. Er hatte einen Videorekorder und einen Fernseher aufgebaut, stellte einen zweiten Stuhl davor und schob die Kassette ein.
    »Erinnerst du dich noch an diese Dinger?«, fragte ich.
    Justin war nervös. Er sah sich ein letztes Mal im Büro um und sagte mehr zu sich selbst als zu mir: »Okay, die Tür ist abgeschlossen. Mein Dad holt das Video in einer halben Stunde ab und bringt es wieder hinunter aufs Revier. Bist du bereit?«
    »Ich bin bereit.«
    Ich drückte Play. Das Bild war körnig, aber man konnte die Eingangstür des Yummy’s erkennen. Die Überwachungskamera dokumentierte in der Vogelperspektive, wer kam und wer ging. Ich hielt die Vorspultaste immer so lange gedrückt, bis auf dem Bildschirm jemand zu sehen war, dann spielte ich die Sequenz in Zeitlupe ab und spulte dann vor bis zur nächsten Person. Nach einer Weile entdeckten wir die erste interessante Person.
    »Da ist sie«, sagte ich und sah zu, wie Victoria allein das Yummy’s betrat. Sie trug ein tief ausgeschnittenes Tanktop, enge Jeans und schwang bei jedem Schritt die Hüften.
    »Sie hat keine Ahnung, dass sie bald sterben wird«, sagte Justin traurig.
    Nach ihr betrat ein älteres Pärchen das Restaurant, dann ein paar Mädchen, die ich aus der Schule kannte. Es folgte eine Gruppe Jungs, die dieses Jahr ihren Schulabschluss gemacht hatten, unter ihnen Stephen Clayworth. Tiffany kam für eine Rauchpause auf den Parkplatz. Ich verkniff mir jeden Kommentar gegenüber Justin, was für mich ein großer Schritt war.
    Viele mir unbekannte Leute gingen hinein und hinaus. Aber das war nicht überraschend, denn das Wochenende, an dem das alles passiert war, war jedes Jahr Hochsaison.
    »Ist das nicht …« Justin starrte auf den Fernseher.
    »Gabriel Toscano«, sagte ich mit zitternder Stimme und gemischten Gefühlen. Hatte Nate recht? Ich wollte es nicht glauben.
    Mein Instinkt konnte mich doch nicht dermaßen im Stich gelassen haben, oder? Ich konnte mich doch nicht zu einem Mörder hingezogen fühlen, ihn küssen, ihn begehren … Ich hatte tagelang mit ihm zusammengearbeitet. Es konnte einfach nicht sein. Aber ihr Name war auf seinen Arm tätowiert und in der Mordnacht war er im Yummy’s gewesen.
    Was er mir übrigens nie erzählt hatte.
    Hinzu kam, dass sein Vater die Ermittlungen bislang erfolglos leitete. Derselbe Mann, der in New York jemanden umgebracht hatte. Vielleicht hatte Gabriel gar nichts gegen Menschen mit übersinnlichen Fähigkeiten als solche. Vielleicht wollte er nicht mit mir zusammenarbeiten, weil er Angst hatte, ich könnte ihn entlarven.
    »Oh, er kommt wieder heraus.« Justins Bemerkung riss mich aus meiner Grübelei.
    »Was hat er in der Hand?« Ich starrte auf die braune Tüte, die Gabriel bei sich trug.
    »Bloß Essen zum Mitnehmen«, meinte Justin und spulte vor, bis eine Vierergruppe Männer hineinging.
    Als Nächste kam Cecile Clayworth in einem wunderschönen smaragdgrünen Kleid. Was machte sie denn dort? Ich hätte gedacht, sie hielte das Yummy’s für weit unter ihrem Niveau. Perry kam als Nächster, und es verging nicht viel Zeit, bis er mit Victoria wieder herauskam.
    »Er hat es wirklich drauf«, sagte Justin.
    »Ja, er hat Talent.«
    Jetzt verließ Cecile das Lokal. Sie zerrte den betrunkenen Stephen hinter sich her. Deshalb also war sie gekommen. Vielleicht hatte man sie angerufen, damit sie sich um ihren Sohn kümmerte. Wahrscheinlich hatte er in jener Nacht an der Uferpromenade nicht zum ersten Mal ein paar Bier zu viel getrunken. Das Letzte, was Dallas Clayworth im Wahlkampf gebrauchen konnte, war ein Sohn, der durch Trunkenheit auffiel.
    »Das war’s«, sagte Justin ein paar Minuten später und schaltete den Videorecorder aus. »Mist. Kein Joel Martelli.«
    »Aber wir haben etwas

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