Ich sehe dein Geheimnis
gehört, dass du der Polizei bei den Ermittlungen hilfst«, sagte er. »Stimmt das?«
»Bis vor Kurzem noch. Aber jetzt nicht mehr.«
Er seufzte erleichtert. »Das freut mich sehr.«
»Wieso?«
»Du hast dich damit in Gefahr gebracht.« Er zeigte mit einem Pommes auf mich. »Aus einem Opfer sind inzwischen drei geworden.«
Ich konnte verstehen, dass sich alle um mein Wohl sorgten, aber ich wollte mir nicht noch einmal anhören, dass ich die Finger von dem Fall lassen sollte. Der Moment schien für meinen geplanten Themenwechsel geeignet. Ich musste unbedingt mehr herausfinden.
Ich holte tief Luft und räusperte mich. »Apropos, ich wollte dich etwas fragen. Ist dir irgendetwas Verdächtiges aufgefallen, als du an jenem Abend hier warst?«
»Was meinst du?«
»Du warst hier, als mein Bruder und Victoria Happel auch hier waren. In derselben Nacht, in der sie ermordet wurde.«
»War ich? Woher weißt du das? Warte, hattest du gerade eine Eingebung?«
»Nein, nichts dergleichen. Du bist auf dem Video der Überwachungskamera zu sehen, auf dem auch mein Bruder ist. Du warst, äh, betrunken und deine Mutter hat dich nach Hause gebracht.«
Er verdrehte die Augen. »Ich habe ganz vergessen, dass es dieselbe Nacht war. Wie peinlich.«
»Jeder hat mal einen schlechten Tag. Glaub mir, ich hatte auch schon genug von der Sorte. Ich muss dir noch erzählen, wie ich da drüben Tiffany Desposito eine Cola über den Kopf geschüttet habe.«
Er lächelte, dann schüttelte er den Kopf. »Ich kann dir leider nicht helfen. Mir ist an dem Abend nichts Seltsames aufgefallen.«
»Hast du vielleicht gesehen, ob sich Victoria noch mit jemand anderem außer meinem Bruder unterhalten hat?« Zum Beispiel mit Anthony Toscano, dem Mörder mit Polizeiausweis, oder mit seinem Sohn Gabriel, dem Lügner, der den Namen des Opfers als Tattoo auf seinem Körper trägt?
Erneut schüttelte Stephen den Kopf. »Ehrlich gesagt kann ich mich kaum an den Abend erinnern. Ich habe den Rest der Nacht kotzend im Bad verbracht. Ich weiß noch, wie unsere Haushälterin mir vom Boden aufgeholfen und mich ins Bett gebracht hat.«
»Autsch«, sagte ich grinsend.
»Ja. Ich bin sicher, dass meine Mutter sehr stolz auf mich war.«
Ich kicherte.
Er lehnte sich interessiert nach vorne. »Was ist jetzt mit dieser ausgeschütteten Cola. Das musst du mir erzählen.«
Den Rest des Abendessens tauschten wir Tratsch aus der Schule aus und unterhielten uns über verschiedene Colleges. Überraschenderweise war es ein sehr nettes Gespräch. Als die Rechnung kam, wurde mir klar, dass ich nichts erfahren hatte, was Perry entlasten könnte. Und ich wusste immer noch nicht, ob einer der Toscanos an diesem Abend Victoria gesehen oder mit ihr gesprochen hatte.
Stephen bezahlte, obwohl ich ihn hatte einladen wollen. Wir gingen zu seinem Auto und er hielt mir die Tür auf.
»Was willst du jetzt machen?«, fragte er, nachdem auch er eingestiegen war. »Musst du nach Hause?«
Ich hatte eine Idee. Stephen konnte sich zwar an jenen Abend nicht mehr erinnern, weil er zu viel getrunken hatte.
Aber Dinge vergessen nichts.
Ich sah ihn an. »Können wir zu dir nach Hause fahren? Du hast doch gesagt, dass deine Eltern nicht da sind.«
»Äh …«
Ihm war die Verwirrung anzusehen. Er hatte mich nicht für diesen Typ Mädchen gehalten.
»Ich habe eure Villa noch nie gesehen«, erklärte ich. »Du hast mich nie zu deinen Partys eingeladen.« Ich grinste. »Wahrscheinlich war ich nicht cool genug.«
Stephen sah mich schuldbewusst an. »Es tut mir leid, wenn ich dich je schlecht behandelt haben sollte.«
»Hast du nicht. Du hast mich nie gehänselt wie die anderen, nur ignoriert. Aber das kannst du jetzt wiedergutmachen«, sagte ich und grinste wieder.
»Okay.« Er fuhr los. »Auf geht’s zu einer Besichtigung der Villa Clayworth.«
Ein paar Minuten später hielten wir in der Einfahrt des Hauses. Ich hatte es schon häufiger von der Straße aus gesehen, aber aus der Nähe war es noch beeindruckender.
Stephen schloss die Haustür auf, die von zwei weißen Säulen flankiert wurde. Als er den Code in das Sicherheitssystem eingab, schaute ich höflich weg.
In der Eingangshalle hing ein Kronleuchter von der Decke und eine atemberaubende geschwungene Treppe führte in den ersten Stock. Meine Schritte hallten auf dem Marmorboden wider. Stephen führte mich durch eine Glastür in ein seriös eingerichtetes Wohnzimmer, dann in ein ebensolches Esszimmer und weiter in eine Küche, in
Weitere Kostenlose Bücher