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Ich sehe dich

Titel: Ich sehe dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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Termin auch noch. Soll ich später bei dir vorbeikommen? Dann kann ich dir helfen, falls dir noch Infos zu Edinas Geschichte fehlen. So gegen sechs?«
    »Isst du mit?«
    »Gern. Und, Sara?«
    »Ja?«
    »Tut mir leid, wegen …«
    »Schon gut, bis später.«

5
    »Ich kann dir nicht folgen.« Saras Freude wich langsam der Verärgerung über Ronnies abfällige Worte. Als die Redakteurin von Nova heute Mittag angerufen und ihr eine Teilzeitstelle angeboten hatte, war sie jubelnd durch die Wohnung gehüpft. Eine Festanstellung!
    »Du willst mir nicht folgen«, sagte Ronnie. »Schatz, glaub mir, wenn du jetzt das Angebot von Nova annimmst, legst du dich fest. Und zwar langfristig.«
    Vielleicht hatte er Recht. Vielleicht wollte sie seiner Argumentation wirklich nicht folgen, sondern einfach auf ihren Erfolg mit Champagner anstoßen. »Ja und?«
    »Wegen ein paar Euro musst du dein Talent nicht dieser Art von Schundjournalismus opfern.«
    Schundjournalismus?
    »Wie kannst du so was sagen? Was ist mit dem Artikel, an dem ich gerade arbeite? Wie kann es schlecht sein, unterdrückten Frauen eine Stimme zugeben?«
    »Du weißt genau, was ich sagen will.«
    Er faltete die Zeitung sorgfältig auf DIN-A-4-Format und legte sie auf den Couchtisch neben den Adventskranz.
    »Wenn du in einem Provinzkrankenhaus –«
    »Wir reden nicht über mich.« Er neigte den Kopf und betrachtete das Revers seines Jacketts.
    »Wenn du in einem Provinzkrankenhaus operierst statt in der Uniklinik, sagt das nichts über die Qualität deiner Arbeit aus.«
    Ronnie zupfte eine Fluse vom Revers. »Sara, Schatz, ich will nur dein Bestes.«
    »Mag sein, aber du machst es dir leicht. Du sitzt als Oberarzt fest im Sattel. Ich muss als freie Journalistin um jeden Job kämpfen. Und außerdem kennst du Nova überhaupt nicht. Das ist eine anspruchsvolle Frauenzeitschrift.«
    »Klar.« Sein abgehacktes Lachen erinnerte sie an eine von Jonas’ sprechenden Star Wars -Figuren. »Und das Tolle am Playboy sind die Reportagen.« Ronnie erhob sich aus seinem Sessel und stand jetzt vor ihr. Einen guten Kopf größer als Sara, grinste er auf sie herab . Sie verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Du kannst doch Nova nicht mit dem Playboy vergleichen!«
    »Ich vergleiche nicht. Ich veranschauliche.« Er strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn. »Im Ernst. Nova ist ein Hochglanzblatt mit Fokus auf Mode und Promis. Wenn du dich dort siehst – bitte. Ich glaube nicht, dass du dort glücklich wirst.«
    Sara blickte ihrem Mann nach, der kopfschüttelnd den Raum verließ.
    Schundjournalismus?
    Machte sie wirklich einen Fehler? Sie folgte ihm in die Küche und lehnte sich an den Türrahmen. Schweigend beobachtete sie, wie Ronnie die Steaks aus dem Kühlschrank holte und auf einem Holzbrett ausbreitete. Wie attraktiv er noch immer wirkte, mit seiner großen Statur und dem ebenmäßigen Gesicht, dabei wurde er nächstes Jahr vierzig. Die grauen Strähnen in den dunkelbraunen Haaren standen ihm. Eigentlich sah er heute besser aus als damals, vor fast zehn Jahren, als sie ihn kennengelernt hatte. Sie stellte sich vor, wie er in seinem Arztkittel den Krankenhausgang entlangschritt, an jeder Seite eine Krankenschwester, die mit schmachtenden Augen an ihm hing.
    »Tini isst mit uns.«
    Ronnie, der konzentriert das Fleisch marinierte, drehte sich zu ihr um und runzelte die Stirn. »Ich habe nur drei Steaks.«
    »Hau halt noch ein Stück Pute mit rein. Ist mir sowieso lieber.«
    »Und wann kommt deine Schwester?«
    »Gegen sechs.«
    Er schaute auf die Uhr. »Es ist halb sieben.«
    »Dann kommt sie sicher gleich.«
    »Wir essen in genau acht Minuten. Mit oder ohne die Königin von Saba.«
    »… und dann hat der Stefan dem Tom den Ball an den Kopf geschossen, und jetzt sagt der Tom, dass er ihn nicht auf seiner Party haben will, aber wir wollten Tom den Lego-Racer doch zusammen schenken, das haben wir doch gesagt, oder Mami?«
    Sara nickte.
    »Oder Mami?«
    »Ja, das haben wir.«
    »Und du holst uns mit dem neuen Auto ab.« Jonas fixierte seinen Vater. »Gell, Papa, das hast du versprochen.«
    »Wenn du das sagst.«
    Jonas blickte erst zu ihr, dann zu seinem Vater und konzentrierte sich schließlich auf sein Steak. Die plötzliche Stille ließ Sara aufhorchen. Ob Jonas jetzt dachte, sie seien ihm böse? Vielleicht sollte sie bei der Geschichte mit dem Ball etwas nachhaken.
    »Du hast dich schon dafür entschieden, oder?« Ronnies Messer fuhr mit lautem Quietschen über den

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