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Ich sehe dich

Titel: Ich sehe dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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gewünscht, dass du von alleine drauf kommst … Wann begreifst du endlich, dass echte Partner sich nicht bloßstellen. Partner sollten sich stützen. Sich helfen. Füreinander da sein, wenn der eine den anderen braucht. Und zwar ohne wenn und aber. Wir sind keine Partner. Nicht in diesem Sinne.«
    Ronnie schluckte, sein Blick war undurchdringlich, doch Sara wusste genau, dass sie ihn mit ihrer Aussage tief getroffen hatte. Was waren sie dann, wenn sie keine Partner waren? Eine Zweckgemeinschaft? Das Überbleibsel einer heftigen Romanze? Eltern, die wegen des gemeinsamen Kindes ein Leben lang nebeneinander her lebten? Sara war sich sicher, dass er sich gerade dasselbe fragte.
    »Ich möchte gerne wissen, warum Sie, Ronald, vor Ihrer Mutter den Scherz gemacht haben.«
    »Was weiß denn ich? Planen Sie ihre Scherze? Wir unterhalten uns, dann kommt mir ein witziger Spruch in den Sinn, zumindest denke ich , er sei witzig. Falsch gedacht! Die nächsten Tage bekomme ich die kalte Schulter gezeigt.« Er rieb sich den Nasenrücken und hielt dann Daumen und Zeigefinger an die Nasenwurzel gepresst.
    »Ich denke, dass Sie so einen Scherz durchaus bewusst einsetzen, Ronald. Es geht dabei um Rollenverteilung und Macht.« Dr. Rosens Blick heftete sich auf sein Gesicht. »Versuchen Sie, in die Situation wieder einzusteigen. Was fühlen Sie?«
    Er setzte sich kerzengerade hin.
    »Unterstellen Sie mir, dass ich Sara absichtlich verletze? Um meine Rolle zu stärken? Ausgerechnet bei meiner Mutter?« Er schüttelte seinen Zeigefinger in ihre Richtung. »Ich bin nicht gewillt, mir das sagen zu lassen. Sollte nicht vielmehr Sara darüber nachdenken, warum sie banale Bemerkungen so überbewertet?«
    Er warf Sara einen durchdringenden Blick zu. Sie sank in ihrem Sessel zusammen. Das war es. Jetzt war er im Angriffsmodus und nicht mehr offen für ein Gespräch.
    »Wenn wir schon hier sind«, fuhr er fort, »sollten wir uns vielleicht mal darüber unterhalten, warum sie sich nicht an Abmachungen hält. Oder warum sie trotz meiner Bitten weiterhin nach dem Mörder ihres Schwagers sucht und es ihr völlig egal ist, ob sie unsere Familie dadurch in Gefahr bringt.«
    Er lehnte sich nach vorne und fixierte Dr. Rosen.
    »Ich dachte, Christina wurde deswegen verhaftet?«
    »Ja eben!«, rief er ungehalten. »Die Polizei führt eine Mordermittlung durch, und meine Frau fühlt sich berufen, auf eigene Faust loszuziehen. Als ob die Polizei nicht wüsste, was sie tut!«
    »Das habe ich nie behauptet!« Sara richtete sich in ihrem Sessel auf. »Ich befürchte nur, dass sie sich auf Tini eingeschossen haben und deshalb andere Möglichkeiten außer Acht lassen.«
    »Siehst du, du sprichst der Polizei schon wieder ihre Befähigung ab, den Fall korrekt zu lösen. Du weißt ja nicht mal, welche anderen Spuren sie noch verfolgen!«
    »Doch, das weiß ich schon, sie verdächtigen Michael.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Wer ist Michael?« Dr. Rosen hatte den Wortwechsel mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Um ihren Mund erschien plötzlich ein angespannter Zug.
    »Der Anwalt meiner Schwägerin, Michael Seitz«, sagte Ronnie knapp. »Darf man fragen, woher du diese privilegierte Information nimmst?«
    »Von der Polizei.« Sie vermied seinen Blick. Bitte frag jetzt nicht, wann mir die Polizei diese Information gegeben hat .
    »Warum sollte die Polizei ausgerechnet dir so eine Auskunft geben?«
    »Sehen Sie!« Sara schlug mit beiden Händen auf die Lehnen. »Das meinte ich! Allein die Fragestellung! Offensichtlich bin ich nicht wichtig genug für so eine Information. Das ist so typisch! Wieso nicht ausgerechnet mir? Schließlich bin ich Tinis Schwester!«
    »Das ist ein interessanter Punkt.« Dr. Rosen sank in den Sessel zurück und ließ die Hände schlaff in den Schoß sinken. »Sie hätten sie auch fragen können: › Wann oder warum hat die Polizei dir diese Information gegeben.‹ Aber die Formulierung ›sollte‹ und ›ausgerechnet dir‹ beinhaltet eine klare Wertung. Damit drücken Sie aus, dass Sie Sara nicht zutrauen, der Polizei als Ansprechpartnerin zu genügen. Es könnte doch sein, dass die Polizei Sara darüber informiert, damit sie sich nach einem unbelasteten Verteidiger für ihre Schwester umsehen kann. Das würde mir zumindest spontan dazu einfallen. Was sagen Sie dazu?«
    Dr. Rosen lächelte ihn aufmunternd an.
    »Gegenfrage. Was sagen Sie dazu, dass Sara meint, jeden Ermittlungsschritt der Polizei als falsch darstellen zu

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