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Ich soll nicht töten

Ich soll nicht töten

Titel: Ich soll nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Lyga
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Westen zum… Oh.« Howies Kiefer klappte nach unten. » Verdammt… Er geht zum Highway!«
    Der fragliche Bach lief in Ost-West-Richtung durch das Farmgelände, unter dem Highway hindurch und versickerte dann. Der Mörder hätte seinen Wagen spätnachts, wenn niemand aus Lobo’s Nod mehr unterwegs war, am Highway abstellen können, um die Tote durch den Bach zu den Bäumen zu tragen und sie schließlich auf dem Hügel abzuladen. Der Bach war an keiner Stelle tiefer als dreißig Zentimeter. Es wäre alles andere als leichte Arbeit gewesen. Aber Serienmörder neigten dazu, engagierte Typen zu sein, echte Mehrarbeiter. Wenn er durch den Bach gewatet war, würden Hunde keine Fährte finden– falls die Polizei überhaupt welche einsetzte–, und Spurenmaterial würde weggespült oder aufgelöst. Falls er seine Tote in einen Plastiksack gesteckt hatte, konnte er sie sogar ein wenig auf dem Wasser schwimmen lassen, ohne dass sie nass wurde. Zurück würde er auf demselben Weg gegangen sein. Es war kein schlechter Plan.
    » Dieser Kerl ist wahnsinnig gut organisiert«, sagte Jazz. » Er hat an alles gedacht. Er hat nichts zurückgelassen, was nicht gefunden werden sollte.«
    » Wir erfahren also nichts über ihn.«
    » Wir erfahren immer etwas. Selbst wenn nichts da ist, verrät uns das noch etwas. Schlecht organisierte Täter drehen durch und hinterlassen alle möglichen Spuren. Wir können also Mutmaßungen über sie anstellen. Gut organisierte Täter hinterlassen keine Spuren, aber das verrät uns etwas über ihre Persönlichkeit. Wie bei unserem Mann. Er ist in hohem Maß organisiert. Wahrscheinlich ein Erstgeborener oder ein Einzelkind. Hatte wahrscheinlich eine ganz gute Beziehung zu seinem Vater. Stabil. War gut in der Schule, hat sie aber höchstwahrscheinlich hingeschmissen.«
    » Klingt fast wie bei deinem Vater«, sagte Howie.
    Jazz lachte. » Dear Old Dad ist ziemlich sicher noch immer eingesperrt. Ich denke, wir hätten etwas gehört, wenn er draußen wäre.« Jazz weigerte sich, mit Billy zu kommunizieren, aber G. William legte Wert darauf, einmal im Monat anzurufen und zu bestätigen, dass Billy in der Tat noch immer im Gefängnis saß.
    Sie erreichten den Bach und machten sich sofort daran, den Uferbereich zu erkunden. Jazz war nicht so naiv, auf Fußabdrücke in dem weicheren Untergrund nahe dem Wasser zu hoffen, aber er sah dafür zwei, drei Stellen, die aussahen, als hätte jemand mit Blättern oder einem Ast darübergewischt oder -gebürstet. Hatte der Mörder an diesen Stellen den Bach verlassen oder betreten und dann seine Spuren verwischt?
    Sein schnellerer Herzschlag sagte ihm, ja, das hatte er.
    Aber sonst war nichts zu sehen. Jazz wusste, dass es– anders als Billy ihm dies beigebracht hatte– so etwas wie ein perfektes Verbrechen oder einen perfekten Tatort im Grunde nicht gab. Jeder hinterließ einen Hinweis, eine Spur, der man folgen konnte. Irgendetwas. Vielleicht übersah es die Polizei, aber das hieß nicht, dass es nicht da war. Jazz verfügte jedoch über etwas, was die Polizei nicht hatte. Es ging darüber hinaus, wie ein Mörder denken zu können, auch wenn das eine große Rolle dabei spielte.
    Die natürlichste Sache der Welt, flüsterte die Stimme seines Vaters aus der Vergangenheit. Kain erschlug Abel vor den Augen Gottes. Eine dieser Erinnerungen, die nicht vergingen, egal, wie sehr Jazz sie zu vertreiben suchte. Rusty– der arme Rusty– war längst tot. Mom– die arme Mom– war längst verschwunden. Es gab nur noch Jazz und Billy und regelmäßige Lektionen im Morden. Jazz war zwölf Jahre alt und lernte sehr gut, lernte von Blutspritzmustern und Anatomie, Messern, Drahtschlingen, Hämmern, Schraubenziehern und mehr.
    Er stand absolut still, holte tief Luft und bemühte sich, den Schauplatz so zu sehen, wie der Täter ihn gesehen hatte. Wie Billy ihn gesehen hätte. Es war nicht schwer.
    Gute Deckung, selbst tagsüber. Der Schutz der Bäume, zusammen mit dem abgelegenen Ort – die Chance, hier gesehen zu werden, ist gering. Eine Tortur, sie diesen Hang hinaufzuschleppen – so klein sie war, sie war trotzdem totes Gewicht –, aber die Mühe wert, weil es die Polizei von der Spur abgebracht hat. Und bevor du gehst, lässt du den Mittelfinger zurück, du hältst ihn den Bullen hin, aber du behältst die anderen beiden, weil … weil sie klein sind. Tragbar. Steck einen Finger in deine Tasche, und niemand wird es bemerken. › Sag, ist das ein abgetrennter Finger in deiner

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