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Ich soll nicht töten

Ich soll nicht töten

Titel: Ich soll nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Lyga
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wenn du die alle kennst.«
    » Das sind noch nicht alle! William Cornelius Dent. Der Boston-Würger.«
    » Jetzt wirst du aber albern. Boston ist nicht sein zweiter…«
    » Ich kann die ganze Nacht albern sein.«
    » Also gut. Francis. Mein zweiter Vorname ist Francis.«
    » Jasper Francis Dent«, sinnierte Howie. Er sagte es mehrere Male, mit verschiedenen Modulationen und Betonungen. » Jasper Francis Dent. Jasper Francis Dent.« Schließlich schüttelte er den Kopf. » Nein, das funktioniert nicht. Klingt nicht richtig. Ich glaube nicht, dass du ein Serienmörder bist.«
    Während sie vorsichtig durch hohes Unkraut und abgestorbene Stängel von Sojabohnenpflanzen stapften, murmelte Jazz: » Na, da bin ich ja erleichtert.« Aber tief in seinem Innern registrierte er überrascht, wie dankbar er für Howies Feststellung war.
    Schließlich kamen sie über die Kuppe des Hügels, von dem aus man die Fundstelle der Leiche überblicken konnte. Das Absperrband markierte immer noch ein schiefes Sechseck. Im leichten Wind flatterte ein einsamer Plastikwimpel, der anzeigte, wo man den abgetrennten Finger entdeckt hatte. Reihen von Stäben zogen sich den Hügel hinauf, zwischen denen Schnüre in einem Gittermuster gespannt waren. G. William hatte also doch noch eine Art systematische Suche angeordnet. Das war gut.
    Bevor sie weitergingen, zog Jazz Duschhauben und Handschuhe hervor.
    » Jetzt kommt das wieder«, brummte Howie und streifte sie über. » Warum muss ich dabei sein?«
    Jazz musste lachen. Zwei Meilen in jede Richtung war keine Menschenseele, aber Howie flüsterte.
    » Ich muss vielleicht das eine oder andere ausmessen. Und es kann nie schaden, jemanden dabeizuhaben, der die Augen offen hält.«
    » Wonach?« Howie sah sich um. Das Feld lag matt silbern im Mondlicht, mit dunklen Flecken, als wäre es angelaufen. » Hast du Angst, dass Erdhörnchen auftauchen und sich einmischen?«
    » Nein. Aber vielleicht weiß dieser Kerl noch nicht, dass die Polizei sie abgeholt hat. Viele von denen kommen zurück und schauen sich die Leiche noch einmal an. Um alles erneut zu durchleben.«
    » Krass.«
    Jazz grinste. » Manchmal holen sie sich sogar einen runter.«
    Howie tat, als würde er sich den Finger in den Mund stecken. » So genau wollte ich es gar nicht wissen. Jetzt hast du mir das Masturbieren total ruiniert. Warum hast du statt mir nicht Connie mitgenommen?«
    » Connie mag es nicht, wenn ich auf Billy mache.«
    » Ach, und ich schon?«
    » Du tolerierst es. Halt einfach die Augen offen, Mann.« Jazz kauerte sich nieder und suchte den Abhang mit den Augen bis zu der Stelle ab, wo die Tote gelegen hatte. Howie verstummte hinter ihm, er stand hoch aufgeschossen und reglos da wie die nutzloseste Vogelscheuche der Welt.
    Jazz verriet Howie den anderen Grund nicht, warum er Connie nicht aufgefordert hatte mitzukommen: Bei dieser Art von Gaunereien war » Bruder vor Luder« kein netter Spruch mehr, sondern wurde zur Lebensregel– er war erst seit ein paar Monaten mit Connie zusammen, aber seit Jahren mit Howie befreundet. Howie mochte gegenüber Connie plaudern, aber er würde nie einem Erwachsenen etwas von ihrem Ausflug verraten. Er konnte sich nicht sicher sein, dass dasselbe für Connie galt.
    Es war nicht so, als würde er ihr nicht trauen, aber sein Vertrauen in Howie war schon beinahe krankhaft. Howie war immer da gewesen, immer ein Freund. Er war Jazz’ Freund, als Billy noch zu Hause gewesen war und vorgab, ein alleinerziehender Vater wie jeder andere zu sein, der Kind und Beruf irgendwie unter einen Hut bringen musste. Und Howie war da gewesen, als Billy verhaftet wurde, und in den schrecklichen Tagen danach.
    Vor allem aber war Howie in den anschließenden dunklen Zeiten sein Freund geblieben– während der Anhörungen und des Prozesses, als die Reporter in Lobo’s Nod einfielen, als die Sondersendungen im Fernsehen liefen. In der Zeit, als niemand sonst auch nur in Jazz’ Richtung schaute. Jazz hatte sich schuldig gefühlt, weil er Howie nie erzählt hatte, was sein Vater in Wahrheit trieb, weil er es nicht fertiggebracht hatte, ihm das dunkle Geheimnis seines Aufwachsens zu enthüllen, bevor es der Rest der Welt erfuhr. Aber wie die Kinder von Alkoholikern oder wie Missbrauchsopfer war Jazz ein Meister der Geheimhaltung gewesen. Zusammen mit Billys permanenter Gehirnwäsche und seiner absoluten Kontrolle über ihn hatte das dazu geführt, dass er nie einen Ton zu jemandem sagte.
    Howie nahm es ihm nie

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