Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich soll nicht töten

Ich soll nicht töten

Titel: Ich soll nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Lyga
Vom Netzwerk:
von Anfang an richtig, und ich kann helfen.«
    Einen Moment lang glaubte Jazz, G. William würde nachgeben, aber dann ging es vorüber. Ein Kopfschütteln, heftig und unnachgiebig. » Nein. Kommt nicht infrage. Zum einen wird es sich herumsprechen, wenn du beteiligt bist. Und dann stürzt sich die Presse auf uns, und das ist das Letzte, was ich im Augenblick gebrauchen kann. Vor allem nicht diesen Blödmann von Doug Weathers. Er wird versuchen, als Trittbrettfahrer mit dieser Sache zu Ruhm und Wohlstand zu kommen, genau, wie er es bei deinem Daddy versucht hat.«
    » Aber…«
    » Nein. Ich lasse nicht zu, dass du in diesen Quatsch hineingezogen wirst. Wie ich neulich sagte: Deine Aufgabe ist es, normal zu sein. Ein Jugendlicher zu sein, dann erwachsen zu werden, ein anständiges Leben zu genießen. Du hast schon genug gesehen.«
    » Sie aber auch.«
    Der Sheriff lächelte grimmig. » Der Unterschied zwischen uns ist nur, dass ich dafür bezahlt werde.«
    Jazz zuckte mit den Achseln. » Okay, überredet– ich gebe Ihnen sogar etwas von meinem Gehalt ab.«
    G. William lachte schallend und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. » Netter Versuch, Jazz. Netter Versuch. Aber ich glaube, ich habe die Gastfreundschaft deiner Großmutter schon zu lange in Anspruch genommen. Tut mir leid, dass ich so aus dem Häuschen hier aufgekreuzt bin.«
    Jazz brachte ihn zur Tür. » Ich wüsste nicht, was ich mit mir anfangen sollte, wenn es hier mal eine hübsch ruhige Nacht gäbe.«
    G. William brummte unverbindlich etwas, das nach Verständnis klang, und öffnete die Tür. Er setzte den Hut auf. » Schlaf gut, Jazz. Und hey– gut gemacht.« Jazz wusste, er würde nichts zu hören bekommen, was einer Entschuldigung näher kam.
    » Sie wissen, dass es noch mehr geben wird, ja?«, sagte er. » Er zählt aufwärts, nicht abwärts.«
    G. William sagte nichts. Er nickte nur einmal, und als er nach draußen ging, glaubte Jazz, einen Toten in die Nacht hinausspazieren zu sehen.
    Und ein Traum.
    Und ein Messer.
    – eins, zwei–
    Immer war ein Messer in einer Spüle.
    Und jetzt in seiner Hand.
    – etwas Neues–
    Und eine Stimme.
    – Billys Stimme–
    Und eine Hand.
    – meine Hand–
    Eine Hand an dem Messer.
    Ganz leicht. Genau wie ein Hähnchen schneiden.
    Und eine andere Stimme:
    – eins, zwei–
    Es ist gut. Es ist gut. Ich will …
    Eine blutige Linie, wo das Messer schneidet.
    Braver Junge. Braver Junge.
    – ein Schnitt, zwei Schnitte–
    Genau so. Genau …
    – eins, zwei–
    Zum zweiten Mal in dieser Nacht wachte Jazz plötzlich auf. Diesmal hatte es jedoch nichts damit zu tun, dass jemand an die Tür hämmerte. Alles war still, bis auf Grammas gelegentliches Schnarchen auf der anderen Seite der Wand.
    Jazz setzte sich auf und war in einem Sekundenbruchteil hellwach, in seinem Kopf zischte und funkte es. Irgendwie hatte er im Schlaf den Zusammenhang hergestellt. Es ging um das Zählen. Die Finger. Er wusste… Konnte es denn sein?
    Er machte Licht, loggte sich ins Internet ein und suchte nach Informationen über Fiona Goodling. Für einen kurzen Augenblick genoss er die Ironie, dass ausgerechnet Doug Weathers einen Artikel mit allen relevanten Informationen ins Netz gestellt hatte, angefangen mit ihrer Entdeckung auf dem Feld bis hin zu ihrer Identifikation. Erwürgt, mit bloßen Händen. Ja. Auf alle Fälle. Aber was noch? Sie hatte einen Freund gehabt, das wusste er. Was war mit ihrem Alter?
    Weathers hatte einen Link zum Nachruf in ihrer Heimatzeitung eingerichtet, in dem ihr Alter genannt wurde– siebenundzwanzig. Jazz brach der kalte Schweiß aus. Das konnte unmöglich wahr sein…
    Und wie sah es bei Carla O’Donnelly aus? Studentin. Wahrscheinlich zwischen achtzehn und zwanzig. Er startete eine neue Suche und fand die Meldung aus Lindenberg. Sie war von einem Eisenbahnarbeiter in der Nähe eines Nebengleises gefunden worden. Der Mann hatte eine Zigarettenpause gemacht. Er hätte die Leiche nie gefunden, wenn er nicht einen losen Stein gekickt und sich über das Geräusch gewundert hätte, das dieser beim Aufprall zwischen ein paar hohen Unkrautstauden machte. Er ging nachschauen und bekam den Schreck seines Lebens.
    Moment mal. Lindenberg? War Erickson nicht aus Lindenberg? War er nicht gerade von dort nach Lobo’s Nod versetzt worden. Doch, ja.
    Ob er dort wohl auch am Fundort war?
    Aber in dem Bericht waren keine Namen von Polizeibeamten am Fundort von Carla O’Donnellys Leiche aufgeführt. Es stand jedoch

Weitere Kostenlose Bücher