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Ich soll nicht töten

Ich soll nicht töten

Titel: Ich soll nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Lyga
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darin, wie sie getötet worden war.
    Erstickt, schrieb die Zeitung, höchstwahrscheinlich mittels einer Plastiktüte über dem Kopf, die mit einer Schnur um ihren Hals gebunden war. Sie war neunzehn.
    O Gott, dachte Jazz und wischte sich den Schweiß von der Oberlippe. Ich kann es nicht glauben …
    Er warf rasch einen Blick über die Schulter auf die Fotos von den Opfern seines Vaters. Sie schienen ihn böse anzusehen. Worauf wartest du?, sagten sie. Was sitzt du hier herum?, sagten sie.
    Hatte er nicht eben erst über G. William gewettert, weil der die Zusammenhänge nicht sah? Ha! Wie sich herausstellte, sah Jazz sie ebenfalls nicht.
    Die Finger – die Finger haben mich in die Irre geführt. Ich dachte, sie sind seine Signatur, aber das stimmt nicht. Sie sind etwas völlig anderes. Er zählt, aber er zählt nicht nur.
    Jazz griff nach dem Telefon und wählte die Nummer von G. Williams Handy. Er geriet an die Mailbox des Sheriffs. Während die Ansage lief: » Hier ist der Anschluss von Sheriff G. William Tanner. Wenn es sich um einen Notfall handelt, legen Sie auf und rufen Sie die 911. Ansonsten wissen Sie, was Sie zu tun haben, also tun Sie es schon«, ging er in Gedanken durch, was er sagen würde. Nach dem Piepton holte er tief Luft. Er hätte am liebsten alles herausgesprudelt, was er wusste, aber er musste ruhig bleiben, damit G. William ihn verstand.
    » Hallo, G. William. Hier ist Jazz.« Ruhig. Kühl. Rational. In seinem Innern jedoch brodelte es. » Ich weiß jetzt Bescheid. Es wird weitere Opfer geben. Über das nächste kann ich Ihnen Folgendes sagen…«

16
    Im frischen Licht des Herbstmorgens war sich Jazz nicht mehr so sicher wie am Abend zuvor. Er überprüfte seine Überlegungen und fand keinen Fehler. Wenn man einmal davon absah, dass seine Theorie kompletter Irrsinn war. Aber vielleicht würde G. William Potenzial in ihr sehen.
    Er frühstückte rasch und setzte Gramma in ihren Lieblingssessel vor dem Fernsehgerät. Der Morgen war ihre beste Zeit, deshalb kam sie tagsüber, während er in der Schule war, zumeist klar. Ab drei, vier Uhr am Nachmittag begann sie dann allerdings nachzulassen, einer von vielen Gründen, weshalb Jazz es kaum erwarten konnte, bis Hexenjagd in ein paar Wochen Premiere haben würde. Es war auch der Grund, warum er nie einen Job neben der Schule hatte– und nie einen haben würde.
    Er traf Howie im Coff-E-Shop, wo es während des morgendlichen Ansturms chaotischer zuging als sonst. Sein bester Freund trug heute einen mächtigen Bluterguss auf der linken Kieferseite zur Schau. Es sah aus, als hätte ihn jemand mit einer Socke voller Vierteldollar ins Gesicht geschlagen.
    » Was ist passiert?«, fragte Jazz.
    » Arzneischränkchen sind gefährlich«, sagte Howie. » Mann, diese Türen. Sie springen einen an wie ein Ninja-Krieger. Denk an meine Worte: Vorsicht im Badezimmer, sonst könntest du enden wie ich.«
    Wie es wohl wäre, so zerbrechlich durchs Leben zu gehen, fragte sich Jazz. Er war froh, dass er es nie erfahren würde, aber er machte sich auch Sorgen, dass Howie eines Tages seinen Humor verlieren könnte. Oder dass er zumindest nicht mehr reichen würde, eine ständig größer werdende Zahl von blauen Flecken, Abschürfungen und Quetschungen abzufedern.
    » Netter Reifensatz«, sagte Howie aus heiterem Himmel, und Jazz brauchte einen Moment, bis er begriff, dass er die Ringe um seine Augen meinte.
    » Ja, ich hab nicht viel geschlafen.« Er erzählte Howie von G. Williams nächtlichem Besuch und der Offenbarung, dass tatsächlich ein Serienmörder am Werk war.
    » Super!« Howie reckte eine Faust triumphierend in die Luft, doch dann wurde ihm bewusst, dass er die Taten eines Serienmörders feierte. » Ich meine, super, dass du recht hattest, nicht super, dass… du… recht hattest…« Seine Stimme verlor sich, und sie sahen einander einige Augenblicke schweigend an.
    » Warum dauert das heute so lange?«, fragte Howie und sah sich im Café um. Helen war nirgendwo zu sehen, und das übrige Personal strampelte sich ab, Schritt zu halten.
    Ehe Jazz antworten konnte, sah er, wie Doug Weathers durch die Tür kam und sich durch die Menge schob. Hartnäckig wie Hämorriden.
    » Lass uns einfach verschwinden«, sagte Jazz und zerrte Howie zu einem anderen Ausgang.
    » Aber ich brauche mein Koffein! Und heute wollte ich einen doppelten Latte ohne Schaum mit …«
    » Komm schon. Wir genehmigen uns in der Schule eine Cola.«
    Sie waren bereits in der Schule und in

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