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Ich soll nicht töten

Ich soll nicht töten

Titel: Ich soll nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Lyga
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verschiedenen Klassenzimmern, als Jazz einfiel, dass er vergessen hatte, sich Howies Handy zu borgen. Er wollte G. William anrufen, um zu sehen, was der Sheriff von seiner Theorie hielt. Zur Lunchzeit dann ließ sich Jazz erfolgreich von Howies Forderung ablenken, das neue Tattoo am Wochenende stechen zu lassen.
    Tatsächlich brachte er es fertig, den ganzen Tag nicht mehr an den Fall zu denken, bis etwa zur Mitte der Theaterprobe die rückwärtige Tür der Aula mit einem Geräusch wie eine verstimmte Kirchenglocke plötzlich aufsprang.
    Ginny fuhr auf ihrem Sitz in der Mitte des Zuhörerraums herum und rief: » Ruhe bitte! Probe!« Sie tat es in einer Lautstärke, die in einem absurden Missverhältnis zu ihrer zierlichen Gestalt stand.
    » Tut mir leid, wenn ich störe«, sagte Deputy Erickson in einem Tonfall, der deutlich erkennen ließ, dass ihm nichts gleichgültiger sein könnte. Er stampfte im Mittelgang in Richtung Bühne, stellte sich dann breitbeinig hin und zeigte auf Jazz. » Du. Sofort.«
    Jazz, der auf der Bühne zwischen Tituba und John Proctor stand, sah sich um, als hätte man ihn soeben der Hexerei beschuldigt. » Ich? Was ist?«
    » Ich schleife dich hier raus, wenn es sein muss«, sagte Erickson.
    Nach einer hastigen Entschuldigung bei Ginny und einem aufmunternden Händedruck von Connie sprang Jazz von der Bühne und ging den Mittelgang entlang. Erickson wartete nicht auf ihn– er machte auf dem Absatz kehrt und verschwand aus der Tür, bevor Jazz halb bei ihm war.
    Der Korridor war menschenleer, da die Schule eine Stunde zuvor geendet hatte. Erickson stand vor einem gläsernen Trophäenschrank und betrachtete sein eigenes Spiegelbild. Die außerschulischen Klubs trafen sich wohl alle in irgendwelchen Räumen, und Howie lungerte wahrscheinlich in der Bibliothek herum, wo er der scharfen Studentin nachspionierte, die das praktische Jahr ihrer Bibliothekar-Ausbildung dort absolvierte und abends noch Bücher in die Regale räumte.– Howie hatte ein plötzliches Verlangen nach dem Werk von e.e. cummings entwickelt, da man von dessen Standort in den Regalen den besten Blick auf den Ausleihtisch hatte.
    Jazz baute sich hinter Erickson auf. » Was fällt Ihnen ein, mich…«
    Weiter kam er nicht. Erickson wirbelte so schnell herum, dass sich Jazz wunderte, warum er nicht umfiel, kniff die Augen zusammen und packte ihn am Arm. Er führte ihn hinaus auf den Parkplatz und stieß ihn auf den Rücksitz seines Streifenwagens.
    Das reichte jetzt. Jazz war fertig mit Erickson. » Ich habe Rechte, Sie Döskopp«, sagte er. » Sie können mich nicht einfach packen und mit mir tun, was Sie wollen.«
    » Halt die Klappe«, sagte Erickson ungerührt.
    Abhauen. Das war Jazz’ beste Option. Aus dem Auto springen, bevor es Fahrt aufnahm. Er streckte die Hand nach dem Türgriff aus und lernte eine schnelle Lektion, die ihm eigentlich von Anfang an hätte klar sein müssen: Polizeiautos haben hinten keine Türgriffe auf der Innenseite. Natürlich nicht.
    Als Erickson vom Parkplatz rollte, spürte Jazz einen kalten Stachel der Angst. Er saß in der Falle. Erickson war bewaffnet und hatte den Wagen unter Kontrolle. Er konnte Jazz überall hinbringen, alles tun…
    Ein Gedanke stieg in ihm auf. Es war eigentlich eine Reihe von Gedanken, beginnend mit der Position, die Erickson am Fundort von Fiona Goodling bezogen hatte. Dann sein Auftauchen im Leichenschauhaus in der Nacht darauf. Und schließlich… Er kam ursprünglich aus Lindenberg, wo Carla O’Donnelly ermordet worden war. Wurde von G. William aufgebaut… Hatte er Zugang zur Mailbox des Sheriffs? Wusste er, was Jazz wusste, welche Vermutungen er angestellt hatte?
    Wie viel Jazz auch protestierte und fragte, Erickson sagte nichts auf dem Weg zur Polizeistation, wo er ihn aussteigen ließ und in das Gebäude schleifte, vorbei an Lana, die das Schauspiel mit offenem Mund betrachtete.
    Es war das zweite Mal in weniger als einer Woche, dass Lana sah, wie er von Polizisten durch die Gegend gezerrt wurde. Jazz lächelte ihr zu, nur damit alles im Lot blieb.Lana erwiderte das Lächeln reflexartig, wenn auch flüchtig.
    » Da ist er«, verkündete Erickson, als er Jazz in G. Williams Büro schob. Der Sheriff telefonierte gerade, gelegentlich nickte und brummte er. Er scheuchte Erickson mit einer knappen Handbewegung aus dem Zimmer. Jazz genoss den gekränkten, wütenden Gesichtsausdruck des Deputys.
    Erickson knallte die Tür beim Hinausgehen so heftig zu, dass die

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